Zielfisch Schleie: Miniboilies für Megaschleien

Die Landschaft ist traumhaft. Um mich herum stehen hohen Kiefern, die Luft ist klar und weit und breit ist kein Auto zu sehen. In wenigen Minuten ist es einundzwanzig Uhr und ich habe unter der roten Abendsonne eine dicke Schleie von 2900 Gramm in ihr Element zurück entlassen. Das Licht ist magisch, wie stählernde Säulen durchbrechen die Sonnenstrahlen den leichtwolkigen Himmel

Fischen im Dschungel

Ich bin einige Tage zum Schleienangeln unterwegs und fische an einem großen Natursee mit ausgeprägter Uferzone, die seicht in den See hineinlaufen um dann zügig auf rund sechs Meter abzufallen. Die Fische verbringen einen Großteil des Tages in den Tiefen des Sees, um hin und wieder in kleinen Trupps über die Kante zu patrouillieren um im flachen Seebereich nach Nahrung zu suchen. In den flachen Bereichen wachsen dichte Schilf-Wälder. Zum einen finden die Schleien hier Schutz und zum anderen ist der Tisch mit natürlicher Nahrung wie Großmuscheln, Schnecken und allerlei Kleinorganismen reich gedeckt.

Ich fische direkt vor der Schilfkante in einer Entfernung von rund 50 Metern. Das Ziel genaue anzuwerfen erfordert etwas Übung. Liegen die Köder nur einen halben Meter zu weit von dem Schilf-Wald entfernt nimmt die Bissfrequenz rapide ab. Die Schleien sind sehr vorsichtig, die ideale Entfernung sind 50 cm bis einen Meter vom Kraut und Schilf entfernt.

Schleien-Speiskarte

Als Köder verwende ich Pop Up Mais in den Farben neon Pink, rot, fluoro gelb und Mini-Boilies. Die Miniboilies kann man auf zwei verschiedenen Methoden anköder. Entweder durchsticht man die kleinen Stinker mit einer Ködernadel und ködert die Minis auf einem Haar an, oder aber ich verwende eine Pelletband mit einem flexiblen Durchmesser von 5 bis 9 Zentimeter. Als Futter verwende ich Mini-Boilies in auffälligen Farben wie orange und gelb, die auf dem dunklen Seeboden einen guten Kontrast bilden und so von den Fischen schnell gefunden werden. Neben dem Aroma spielt auch die Farbe der Köder eine entscheidende Rolle. Die grellen Boilies verwende ich in Kombination mit süßen Aromen. Gute schmeckt den Fischen Tutti Frutti oder Pinapple aus der Hybrid Magic Marbles Serie von Browning in 10 mm Durchmesser. Da die Miniboilies recht teuer sind, verwende ich nur kleine Mengen um 200 Gramm. Dazu crushe ich mit einem Boiliescrusher 16 mm Enterprise Scopex Boilies in kleine Stücke und zerschneide einige Boilies mit einem Messer. Die Angelplätze habe ich zudem mit gekochtem Hartmais und Grundbait, dem Tench von Browning, versorgt. Das Trockenfutter dient alleine dazu um die Schleien an den Futterplatz zu locken. Die Partikel halten die Fische längere Zeit am Platz. Ich füttere größere Mengen an. In den letzten Tagen waren das rund ein Kilo Boilies pro Tag, 1 Kilo Partikel und 2 Kilo Trockenfutter jeweils am Morgen und jeweils am Abend, wenn alles gefressen wurde. Meine Hakenköder finden die Fische  trotz der großen Menge an Futter schnell, da ich ja sehr auffällige Pop-Up Montagen mit gelben oder orangenen Boilies fische, die sich auf dem hellen Gewässergrund in einem guten Kontrast abheben.

In den vergangenen beiden Tagen hat das sehr gut geklappt und konnte einige gute Schleien zwischen 5 und fast 7 Pfund fangen.

Passiv vs. aktiv

Da ich über einen langen Zeitraum von mehreren Tagen fische macht es nur Sinn, Angelmethoden zu wählen die passiv sind. Bei aktiven Methoden wie dem Fischen mit Wagglerposen oder Swingtipping sinkt die Konzentration sehr schnell. Ich verwende leichte Fluchtmontagen mit Bleien und Futterkörben um 60 Gramm. Dazu passen Haken in den Größen zwischen 6 und 8, die jedoch stabil sein sollten um auch Fische die in die Binsen flüchten sicher zu landen.

Als Vorfachmaterial habe ich mich für ein Snag-Braid entschieden, und das aus gutem Grund. Das Snag-Braid von Radical ist ein gecottetes Braid, das sich nicht so leicht in weiche Materialien wie Totholz oder in diesem Fall Binsenstengel einschneidet. Die Haarlänge fische ich sehr kurz, meine Köder liegen fast am Hackenschenkel an. Gerade beim Angeln auf Schleien habe ich damit gute Erfahrungen gemacht. Auch die Vorfachlänge fällt mit 15 cm nicht sehr lang aus. Wenn der Köder ausgestreckt auf dem Boden liegt, hat der Fisch theoretisch 30 cm Anlaufmöglichweg, falls er mit dem Köder quer über das Blei hinweg schwimmt. Nach oben >straight from the Lead< wären es 15 cm. Dies Halbkugel die so leicht beschreiben werden kann, nennen wir als Non- Indikation Zone beschrieben. In dieser Zone kann kein Hakeffekt stattfinden, darum fische ich recht kurze Vorfächer. Die Bleie oder Futterkörbe klippe ich in einen Saft Clip ein, damit sich dieser, falls sie im Binsen-Gewirr hängen bleiben, ausklinken. Wenn ich ein Blei als Beschwerung verwende, Hake ich den Köder in einen PVA Sack ein, damit sich dieser beim Wurf nicht überschlagen kann und der Köder im dichten Pflanzengewirr garantiert frei liegt.

Pop-Up on the Top

Eine Variante des klassischen Pop-Up Köders ist der Snow Man Rig. Dabei wird ein sinkender (Sinker) mit einem Pop-Up Köder kombiniert. Der sinkende Köder muss dabei schwerer sein als der Auftrieb des Pop Up-Köder. Bei dieser Variante können wir auf das Bleischrot auf dem Vorfach verzichten, da der sinkende Köder den schwimmenden am Boden hält. Es gibt drei Grundideen hinter dieser Montage:

  1. Der Auftrieb des schwebenden Köders wird durch den Sinkenden kompensiert und so entsteht ein Köder, der sehr leicht ist und von den Fischen gut eingesaugt werden kann.
  2. Der zweite Gedanke ist, dass ein Köder entsteht der auffällig ist, da er wie ein Schneemann steht.
  3. Der dritte Gedanke ist, dass ein verhältnismäßig großer Köder kreiert wird, der von kleineren Fischen nicht eingesaugt werden kann.

Mit einer Kombination von sinkenden Miniboilis und Pop-Up-Mais habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht.

Der Trick mit der Schlaufe

Um Vertüddlungen des Vorfaches mit dem Futterkorb bei dieser Endmontage zu vermeiden, habe ich mir einen kleinen Trick ausgedacht. Den Futterkorb fülle ich zu Dreivierteln mit Groundbait, lasse aber das unter Viertel frei. Dann lege ich mein Vorfach an der Rückseite des Futterkorbes und anschließend quer über den Futterkorb. Ein Teil des Vorfaches drücke ich nun mit etwas Futter in den Futterkorb hinein. Unter Wasser löst sich das Futter auf und gibt das Vorfach frei, das fortan in einer Schlaufe liegt. Der entscheidende Vorteil liegt in der Schlaufe, denn bei der Köderaufnahme kann der Fisch noch einige Zentimeter Anlauf nehmen, bevor er sich gegen das Blei des Futterkorbes hakt.

Nicht zu zimperlich

Das Gerät, dass ich verwende besteht aus einer 12ft langen Ruten mit einer Testkurve von 1,75 lbs. Diese relativ harte Rute ermöglicht es mir aber viele Fische sicher in den Kescher zu führen, die ich mit weicheren Modellen sicher im Unterwasserdschungel verloren hätte. An die Ruten habe ich mittelgroße Stationärrollen mit Freilauffunktion montiert, die mit einer 0,25mm starken Hauptschnurr bespult sind. Zudem kommt es des Öfteren vor, dass Karpfen ihr Unwesen auf den Futterplätzen treiben. Auch diese Fische kann ich mit dem Set-Up gut in den Kescher dirigieren.

Infos zum Autor:

Wer mehr über die spannende Angelei auf große Friedfisch erfahren möchte sollte sich einmal die DVD Serie Faszination Friedfisch von Robin Illner ansehen. Für all diejenigen die gerne lesen, hat unser Autor Bücher über das Friedfischangeln geschrieben. Infos aus erster Hand bekommen sie außerdem auf exklusiven Guidingtouren mit Robin Illner.

Robin Illner hat zum Thema dicke Schleien eine DVD produziert:

 Hier der Trailer:


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