Das Österreichische Kuratorium für Fischerei und Gewässerschutz (OEKF) hat die flinke Elritze zum Fisch des Jahres in Österreich gewählt. Dabei ist diese Kleinfischart der Öffentlichkeit kaum bekannt.
Nicht der Schönste, Größte und Beste verdient die Wahl zum Fisch des Jahres. Nach diesen Kriterien hätte es die Elritze wohl nicht geschafft. Kaum fingerlang, zählt sie heute trotz ihrer „schlauen“ Überlebenstaktiken zu den gefährdeten Fischarten. Der Fisch des Jahres dient als Botschafter für unsere bedrohte Fischartenvielfalt. Damit wollen wir aufzeigen, dass es nur in ökologisch funktionierenden Wasserlebensräumen langfristig möglich sein wird, unsere Fischartenvielfalt als wichtigen Teil unserer Natur zu schützen und zu erhalten.
Alles in allem ist die Elritze ein würdiger Fisch des Jahres für ein Plädoyer zum Erhalt der Fischartenvielfalt.
In den Gebirgsregionen heißt dieser Fisch auch Pfrille. Die kleinwüchsige Elritze kommt als Speisefisch nicht in Frage. Daher fehlt das allgemeine Interesse. Sehr zu Unrecht, denn das ist ein hochinteressanter Fisch. Diese Fische schwimmen immer im Schwarm. Das außergewöhnliche daran ist aber, dass immer Tiere mit annähernd gleicher Größe zusammen bleiben. Im Gegensatz zu anderen Arten bleibt der Schwarm auch bei Dunkelheit beisammen.
Elritzen erkennen einander am Geruch und können so sehr wohl einzelne Individuen auseinander halten. Sie haben übrigens auch ein gutes Gehör und können bei Gefahr sogar piepsende und knackende Geräusche von sich geben. Wird ein Artgenosse verletzt, so meiden die schlauen Elritzen den Tatort unter Umständen tagelang. Können sie nicht fliehen, so lassen sie sich bewegungslos zum Grund absinken. Die Forscher nennen das die Instinkt-Dressur-Verstärkung. Trotz all dieser schlauen Überlebenstaktiken ist dieser einstige Massenfisch in seinem Bestand gefährdet und aus sehr vielen Gewässern, so auch aus den typischen Elritzenseen, verschwunden. Früher einmal waren sie zahlreich in unseren Strömen wie Donau und Inn anzutreffen. Heute haben sich Elritzen in die Oberläufe klarer Flüsse der Forellen- und Äschenregion sowie in kalte Seen zurückgezogen.
Was sind nun die Ursachen für den drastischen Rückgang der Elritzen?
Harte Verbauungen der Gewässer, über 5.000 Wasserkraftwerke, die Zerstörung von Nebenarmen und Seichtwasserzonen und der einseitige Schutz aller fischfressenden Tiere, all das hat zum krassen Rückgang aller Fischarten geführt. Durch die Hormone der „Pille“ gelangen mit dem geklärten Abwasser sogenannte „gefährliche Stoffe“ im Milliardstel-Gramm-Bereich in die Bäche und Flüsse. Sie bewirken, dass Wasserlebewesen verweiblichen, sodass z.B. in manchen Seen nur mehr Elritzen-Weibchen mit einer Lebensspanne von 4, höchstens 5 Jahren vorkommen. Ohne Männchen ist die Evolution aber gefährdet und die Elritzen sterben in diesem kurzen Zeitraum aus.
Fischer für Natur- und Fischartenschutz
Die Elritze steht nur als ein Symbol für ALLE Fischarten. In vielen Flüssen können Fischbestände nur mehr durch Fürsorge, Hege und Pflege der Fischer aufrechterhalten werden. Die Fischzuchtanstalt in Kreuzstein des Bundesamtes für Wasserwirtschaft befasst sich mit der Aufzuchtforschung und der Nachzucht immer mehr gefährdeter Fischarten, auch der wirtschaftlich völlig unbedeutenden Elritze. Engagierte Fischereivereine lassen auch Elritzen Jahr für Jahr in die Gewässer frei, um so zu einer nachhaltigen Bestandsentwicklung beizutragen.