Herbstbarben mal eher mit feinerem Gerät

Es war ein wundervoller Herbsttag, so wie man ihn wirklich von Fotos her kennt: Die ersten Nachtfröste hatten das Blattwerk der Bäume in ein faszinierendes Farbenspiel verwandelt.

Still war es, als wir durch den Nebel über die Weide zu unseren Angelplätzen gingen. Es roch nach Kühen, die hier tagsüber das letzte frische Grün in diesem Jahr abweideten. Der Nebel malte im Zusammenspiel mit den Spinnennetzen bizarre Bilder auf die Pflanzen. Über dem Fluss kräuselten sich leichte Nebelschwaden so, als wenn das Wasser gleich kochen wollte. Wir verabschiedeten uns mit einem „Petri Heil“ und jeder ging zu seiner Stelle. Ich wollte an diesem Tag aber nicht an einer Stelle bleiben und hatte mir vorgenommen, mit der Posenrute eine gewisse Strecke abzufischen. Dem entsprechend war meine Angelausrüstung zusammengestellt: nur das Notwendigste, leichtes Gepäck war angesagt. Ich näherte mich der ersten ausgewählten Stelle. In ausreichendem Abstand hielt ich zunächst an und montierte mein Gerät. Als Rute setzte ich eine Bruce & Walker Avon Perfection, 12 `, ein. Ich brachte die Rolle an die Rute, die mit 20er Schnur gefüllt war. Bevor ich nun die Schnur durch die Ringe schob, ging ich erst zum Anfüttern. Ich zog die Madendose aus dem Segeltucheimer, nahm die Madenschleuder und schlich mich in gebückter Haltung zum Wasser. Ich schoss einige Ladungen in den Weidenbusch, so dass die Maden aus dem Astwerk auf das Wasser fielen. Langsam ging ich zurück. Nachdem die Schnur durch die Rutenringe gezogen war, fi-xierte ich einen Pacemaker auf der Schnur. Anschließend band ich den 18er Haken an das Schnurende. Die nötige Bebleiung wurde im unteren Drittel der Angeltiefe als Kette angebracht. Das Gerät fiel nicht ganz so fein und leicht aus, wie es die Überschrift viel-leicht vermuten lässt, aber in Anbetracht zu der von mir erwarteten Fischart und -größe schien mir die Gerätezusammenstellung hingegen zweckmäßig, aber dennoch recht fein. Vorsichtig pirschte ich mich mit meinen Sachen zur Angelstelle. Ich lotete noch kurz, korrigierte die Tiefe etwas. Dann schlenzte ich mit einem Unterarmwurf die Pose hin-aus, etwas flussaufwärts. Als sie auf meiner Höhe vorbei trieb, richtete ich die Schnur nach, bevor die Pose auf die Weidenbüsche zu trieb. Ich legte noch Maden nach, ließ die Pose wohl dreißig Mal durchtreiben, aber es tat sich nichts. Weiter, auf zur nächsten aussichtsreichen Stelle: Anfüttern, Auswerfen, Führen der Po-se, warten auf den ersten Biss – es dauerte. An manchen Stellen hätte ich wer weiß was gewettet, dass die Pose abtaucht, doch nichts passiert. Bisher hatte ich aber in eher ruhigeren Flussabschnitten gefischt. Die Stelle, die ich mir nun ausgesucht hatte, war weitaus strömungsreicher, es bildete sich fast in Ufernähe eine Strömungskante. Ein Weidenbusch links von mir gab mir gute Deckung. Zuerst fütterte ich reichlich mit Maden an. Damit das Anfutter wirken kann, packte ich etwas zu essen aus und trank erstmal eine Tasse Tee. Ich legte noch mal einige Ladungen Ma-den nach und trank langsam eine weitere Tasse Tee. Dann warf ich aus. Der Pacema-ker stand gut in der Strömung. Ich warf erneut aus und warf ein paar Maden mit der Hand in Richtung Pose. Die Pose kam flußab an mir vorbei. Ich richtete sie gut in der Strömung aus, hielt sie einen Moment und führte langsam nach. Als die Pose gerade wieder Normalposition bekam – verschwand sie von der Wasseroberfläche, Biss – An-schlag. Es folgte sofort die erste Flucht, die mir verriet, dass ich einen starken Fisch am Haken hatte. Nachdem ich den Fisch etwas herangeholt hatte, zog er erneut wieder energisch hinaus in die Strömung. Jetzt kam er von rechts und steuerte genau auf den Weidenbusch zu. Er bohrte sich aber nicht hinein, sondern segelte flussaufwärts an mir vorbei. Das war der Moment, wo ich den Fisch das erste Mal sah: es war eine starke Barbe! Es dauerte noch eine Weile – ich wollte wegen des kleinen Hakens nichts riskie-ren – aber dann zappelte die Barbe im Unterfangkescher! Die Waage pendelte sich bei 8 Pfund 250 g ein, 79 cm lang war sie! Wo eine Barbe steht, sind auch noch weitere Barben! Ich fütterte reichlich Maden nach. Einen Biss hatte ich verpasst. Ich führte gerade die Pose nach allen Regeln der Kunst an die aussichtsreiche Stelle, als ich rechts von mir Stimmen hörte. Es näherte sich ei-ne Schar Ornithologen, die grußlos an mir vorbeiging und sich etwa 30 Meter links von mir am Ufer aufbaute, die Ferngläser zückte, worauf folgender Dialog zu hören war: Da sind drei Zwergtaucher, nein rechts ist auch noch einer, dahinten sind noch drei weite-re….?? Da die Sonne inzwischen den Nebel vertrieben hatte und mir genau im Rücken stand, war ein Weiterangeln nicht mehr angesagt, da ich einen langen Schatten auf das Was-ser warf. Zufrieden, leicht schmunzelnd, machte ich mich auf den Heimweg und träumte schon von weiteren großen Herbstbarben, denn es handelte sich hier um keinen Aus-nahmefisch, hatten wir doch schon mehrere Fische in dieser Größe gefangen und die Neun-Pfund-Marke bis auf ein paar Gramm angekratzt! November 2003, Roland Fiedler (Specimen Hunting Group Dortmund)


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