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Brassen angeln mit der Stipprute
Die meisten Friedfischangler greifen zur Match- oder Feederrute, wenn sie in Seen und Teichen große Brassen fangen wollen. Der ehemalige Europameister Günter Horler hingegen stellt den kapitalen Fischen auch gerne mit kurzer Schnur an der unberingten Stippe nach. Von Dieter Schröder
Beim Brassen angeln hat das Stippen gegenüber anderen Angeltechniken einen deutlichen Vorteil: Man kann den kapitalen Rüsslern seinen Köder wesentlich sensibler und punktgenauer anbieten. Dies funktioniert natürlich nur, wenn die Fische in Reichweite der Kopfrute sind und nicht zu fern vom Ufer entfernt ihre Bahnen ziehen.
Um große Brassen nicht nur hin und wieder als Beifang an den Haken zu bekommen, muss man sie mit dem richtigen Futter an den Angelplatz locken und für längere Zeit halten. Hierfür setzt Günter Horler ein Fertigfutter aus der Tüte ein, das er selbst mitentwickelt hat. Es handelt sich um das „Amino Flash Euro Master Mix“ von der Firma Fishing Tackle Max. Besonders die Sorte „Big Lake“ auf Fischmehlbasis scheint eine starke Anziehungskraft auf ganz dicke Brassen zu haben.
Für die Futterzubereitung nimmt sich Günter viel Zeit. Es ist wichtig, über die gesamte Angelzeit ein Futter mit gleicher Konsistenz ins Wasser zu bringen. So hält man die großen Kaliber auch über Stunden am Platz. Das Futter wird mehrfach angefeuchtet und mit einem Futterquirl, der von einem Akkuschrauber angetrieben wird, immer wieder umgerührt. So erhält es die gewünschte Konsistenz. Abschließend werden dem Futter noch Partikel, wie Hanf oder Mais, geschnittene Würmer, Maden oder Caster und einige kleinere Fischmehlpellets hinzugegeben. Zu Angelbeginn wirft Günter einige Bälle in Apfelsinengröße punktgenau per Hand ein. Während des Angelns legt er mit einem Polecup immer wieder kleine Futterbälle, Partikel und Würmer nach.
Kurze Schnur an langer Rute
Als Ruten werden Polemodelle gewählt, die auch einer stärkeren Belastung standhalten, wie zum Beispiel die Tubertini Extrem Carp oder die Tubertini Evola Carp Team. Die Rutenlänge richtet sich nach dem jeweiligen Gewässer, sie liegt meist zwischen 10 und 13 Metern. Günter angelt mit verkürzter Schnur, wobei er immer darauf achtet, dass die Schnurlänge zwischen Pose und Rutenspitze nicht mehr als 50 Zentimeter beträgt. So kann er die Montage auch bei Wind punktgenau am Platz halten und zudem den Anhieb schnell setzen.
Um die Fluchten der Brassen besser parieren zu können, befinden sich Gummizüge in den obersten Rutenteilen. Günter vertraut Hollow Elastics in Stärken zwischen 1,8 und 2,3 Millimeter. Über einen Verbinder wird die Montage am Gummizug befestigt. Als Hauptschnur kommt ein tragfähiges 0,14er bis 0,16er Monofil zum Einsatz, wie die Dragon von Tubertini. Je nach Größe der zu erwartenden Brassen und auch deren Beißverhalten wird der Haken direkt an die Hauptschnur gebunden – oder aber zusätzlich ein 25 bis 30 Zentimeter langes Vorfach, das 0,02 Millimeter dünner ist, angeknotet.
Die Posen sollten so leicht wie möglich sein. Denn je leichter die Pose, desto weniger Widerstand spürt der Fisch beim Biss. Das kann bei großen und extrem vorsichtig beißenden Brassen entscheidend sein. Bei idealen Bedingungen – zum Beispiel Windstille, keinerlei Unterströmung und einer nicht zu großen Gewässertiefe – kann dies durchaus ein Modell mit einer Tragkraft von nur 0,2 Gramm sein. Günters Lieblingsmodelle sind die Tubertini Pro 72 und die Pro 68. Er legt viel Wert darauf, dass die Schnurführung an der Pose robust ist und sie trotzdem sensibel reagiert. Die Pro 72 hat als Schnurführung eine Spirale direkt an der Antenne, bei der Pro 68 verläuft die Schnur durch den oberen Teil der Antenne und den Posenkörper. So wird verhindert, dass die Pose bei einem harten Drill zu Bruch geht. Bei Modellen, die nur eine kleine Öse als Schnurführung haben, kann dies ziemlich schnell passieren.
Bei der Bebleiung gibt es je nach Montage kleine Unterschiede: Wird mit einem Vorfach geangelt, werden über diesem ein bis drei kleine Bissanzeigebleie, je nach Tragkraft der Pose in den Größen 8 bis 11, auf die Hauptschnur geklemmt. Angelt Günter mit durchgehender Schnur, befestigt er das Anzeigeblei rund 30 Zentimeter über dem Haken. Die weitere Bebleiung besteht dann aus einer Kette von Schrotbleien, die mindestens 15 Zentimeter über dem Anzeigeblei angebracht wird.
Als Haken kommen Modelle in den Größen zwischen 14 und 18 zum Einsatz. Wichtig ist, dass sie gut im Maul des Brassens greifen und nicht zu dünndrahtig sind, so dass sie im Drill eines kapitalen Fisches nicht aufbiegen.
Bunte Köderpalette
Brassen mögen Würmer. Deshalb ködert Günter am liebsten einen kleinen Rotwurm oder Mistwurm an. Ein Wurm lässt sich den Brassen auch gut mit Mais, Maden oder Castern als Kombinationsköder servieren. Eine ähnlich fängige Kombination sind lebende Maden mit Mais oder Castern. Es gibt auch Tage, an denen die Fische eine Vorliebe für tote Maden haben. Die Köderpalette ist sehr variabel, weshalb Günter fast immer von allem etwas dabei hat. So kann er jederzeit auf die Fressgelüste der Rüssler reagieren.
Brassen – besonders Exemplare in der Größe eines Toilettendeckels – haben eine Vorliebe für am Grund liegende Nahrung. Deshalb lässt Günter das Vorfach samt Köder zirka 10 Zentimeter am Boden aufliegen. Damit ihm dies genau gelingt, muss er den Angelplatz kennen und ihn deshalb zuvor exakt ausgelotet haben. Sobald er sich ein genaues Bild von der Bodenstruktur gemacht hat, kann er den Köder in einer kleinen Vertiefung oder einer Rinne anbieten. Gerade an solchen, wenn auch nur kleinen Unebenheiten suchen die Brassen nach Nahrung.
Wenn die Fische nicht so recht beißen wollen, hebt Günter seine Montage etwas an, sodass die Pose bis zu 10 Zentimeter aus dem Wasser ragt. Beim Angeln mit verkürzter Schnur ist das kein Problem. Er lässt den Köder dann langsam wieder absinken. Auf diese Weise weckt er die Neugier der Fische, die dann häufig – kurz nachdem der Köder wieder ruhig am Grund liegt – zubeißen.
Hat ein Brassen den Köder genommen und der Anhieb hat gesessen, heißt es, den Fisch vorsichtig vom Angelplatz wegzudrillen, damit seine Artgenossen nicht verschreckt werden und am Platz bleiben. Zur Landung eines Fisches wird die Rute abgesteckt. Ein Abroller, über den man die unteren Rutenteile nach hinten schiebt, eignet sich bestens dafür. Bei der Landung hilft ein Kescher mit langem Stil. Um große Brassen sicher ins Netz zu befördern, sollte der Kescherkopf einen Durchmesser von 50 oder gar 55 Zentimeter haben.