Brassen angeln mit der Matchrute
Als Brassenangler muss man manchmal auch Weitenjäger sein. Nämlich dann, wenn sich die begehrten kupferfarbenen Fische in Richtung Seemitte verkrümelt haben – eigentlich ein klassischer Fall für Futterkorb-Angler. Doch viele Genießer schätzen es, ihre Pose abtauchen zu sehen. In diesen Fällen kann die Matchrute mit Erfolg und Spaß eingesetzt werden. Wir verraten euch die optimale Gerätezusammenstellung, die richtige Wurftechnik und die passende Futtermischung für das Matchangeln auf Distanz.
von Tobias Klein
Wenn Brassen, aber auch Rotaugen und Karpfen weit entfernt vom Ufer fressen, wird’s für den Friedfischangler, der Posenangeln schätzt, problematisch. Denn die Flossenträger halten sich weit außerhalb der Reichweite einer unberingten Stipprute auf. Wer unter diesen Bedingungen fangen will, muss zur Matchrute greifen. Damit kann man auch Distanzen von 40 Meter und mehr überbrücken. Allerdings nur, wenn die Gerätezusammenstellung, die Montage und die Wurftechnik stimmt.
Die erste Voraussetzung, um auf große Entfernung erfolgreich zu sein, ist die passende Rute. Hier muss man einen Kompromiss finden: Zum einen sollte die Rute kräftig genug sein, um die Montage weit hinaus befördern zu können. Andererseits muss sie auch sensibel sein, damit man feine Montagen verwenden kann, und die Fluchten eines großen Fisches abgefangen werden.
Ich verwende eine 4,20 Meter lange Matchrute mit weicher Aktion und einem Wurfgewicht bis 25 Gramm. (etwa die Champions Choice Match von Browning). Die Rolle sollte einen großen Schnureinzug von etwa 90 Zentimeter pro Kurbelumdrehung haben und die Schnur sauber auf der Spule verlegen. Mit diesem Gespann ist man für den großen Wurf bestens gerüstet.
Auf Distanz beim Brassen angeln mit Schlagschnur
Wer bei kraftvollen Würfen eine dünne, monofile Schnur auf der Rolle hat, wird viele Abrisse zu beklagen haben, weil die auftretenden Kräfte die Tragkraft der Schnur überschreiten. Aber eine dicke Schnur bietet einen zu hohen Luftwiderstand, und das kostet die entscheidenden Meter. Also was tun? Brandungsangler kennen das Problem und haben eine Lösung gefunden: die Schlagschnur. Sie schalten zwischen Hauptschnur und Vorfach ein Stück Schnur mit hohem Durchmesser, das die Belastung beim Auswerfen abpuffert. Das funktioniert auch beim Matchangeln. Aber weil dabei sehr dünne Schnüre zum Einsatz kommen, sollte auch die Schlagschnur nicht zu dick sein. Sonst gleitet sie nicht mehr so leicht durch die Rutenringe.
Ich verwende eine 16er Hauptschnur und eine 15 Meter lange 22er Schlagschnur, die durch einen Albright-Knoten miteinander verbunden werden. Weil es weit draußen oft ziemlich tief ist, benutze ich einen Waggler, der frei auf der Schlagschnur läuft. Eine Montage mit festgestellter Pose darf nur so tief eingestellt sein wie die Rute lang ist. Stellen in 50 Meter Entfernung sind aber oft tiefer als die Matchrutenlänge. Außerdem ist das Auswerfen mit einer Laufposen-Montage deutlich einfacher. Welche Tragkraft die Pose haben muss, hängt von der Tiefe an der Angelstelle ab. Die Faustregel lautet: Herrscht keine starke Unterströmung, kann man von 1 Gramm pro Meter Wassertiefe ausgehen.
Vorfach auf Grund
Nach dem Ausloten wird die Montage so tief eingestellt, dass das Vorfach auf dem Grund liegt. Mit dieser Präsentation ist die Chance auf einen kapitalen Fisch größer als bei einem Köder, der knapp über dem Grund schwebt und von Kleinfischen sehr schnell gesehen wird.
Die Tiefeneinstellung nimmt man mit Hilfe von zwei Stopperknoten vor, die nebeneinander platziert werden. Der Waggler wird über einen Karabinerwirbel der Größe 18 oder 20 mit der Schnur verbunden. Unterhalb des Wirbels werden vier Nr. 8-Schrote auf die Schnur geklemmt. Dann folgt im Abstand von einem Meter die Hauptbebleiung. Ich verwende dafür eine Match-Bleiolivette, die auf der Schnur fixiert wird. Oberhalb des kleinen Dreifachwirbels, der zur Verbindung von Schlagschnur und Vorfach dient, platziere ich noch ein paar Bleischrote der Größe Nr. 8 oder Nr. 10. Sie liegen auf dem Gewässerboden und fungieren als Bissanzeiger. Hebt ein Fisch beim Biss diese Bleischrote an, wird die Montage entlastet, und die Spitze schießt förmlich aus dem Wasser. Dann gilt es, einen wohl dosierten Anhieb zu setzen.
Das Vorfach ist 30 Zentimeter lang, der Haken wird mit einer Made und einem Caster bestückt. Man sollte darauf achten, dass der Abstand zwischen der Hauptbebleiung, also der Bleiolivette, und den Bissanzeigeschroten 10 Zentimeter größer ist als die Länge des Vorfachs. Dann gibt’s beim Auswerfen weniger Verhedderungen.
Bindendes Futter für die Distanz
Das Futter zum Angeln auf Distanz sollte über eine hohe Bindekraft verfügen. Sonst brechen die Bälle bei kraftvollen Würfen schon im Flug oder beim Auftreffen auf der Wasseroberfläche auseinander. Ich verwende eine stark klebende Futtermischung mit einem hohen Anteil an groben Zutaten, etwa das King River Feeder von Browning. Dazu kommen noch ein paar Handvoll einer feineren Sorte (Etang von Browning) und etwas Aromapulver. So erhält man eine Mischung, die einerseits gut bindet, sich aber im Wasser schnell auflöst. Feuchtet man das Futter schon am Vortag des Angelns an, steigen die Partikel nicht mehr auf, sondern bleiben am Grund – dort wo sich auch der Hakenköder befindet. Das Futter hat die richtige Konsistenz, wenn sich unter leichtem Druck gut bindende Bälle formen lassen.
Um die Futterbälle auf große Distanz anfüttern zu können, verwende ich eine Futterschleuder. Man formt etwa Hühnerei große Kugeln und gibt sie in den Korb des Katapultes. Man nimmt den Griff der Schleuder in die eine Hand und stabilisiert ihn mit dem Daumen. Mit der anderen Hand greift man die Lasche des Korbs. Der Arm, der den Griff hält, wird gestreckt, dann zieht man den Korb nach hinten. Jetzt wird der Waggler ins Visier genommen, und dann der Korb losgelassen. Man sollte so zielen, dass der Futterball etwa einen Meter vor der Pose einschlägt. Im Wasser gleitet der Ball nämlich noch ein Stück nach vorn.
Nicht ganz einfach: der Wurf mit der Matchrute
Wie beim Anfüttern braucht man auch beim Auswerfen der Montage die richtige Technik:
- Man hält die Rute vor dem Körper.
- Die Montage sollte etwa 20 Zentimeter unter der Rutenspitze hängen.
- Dann öffnet man den Rollenbügel und hält die Schnur mit dem Zeigefinger fest.
- Jetzt wird die Rute ruckartig nach hinten geführt und dann sogleich nach vorne.
- In der 11 Uhr-Position gibt man die Schnur frei.
- Kurz bevor die Montage ihr Ziel erreicht hat, bremst man die Schnur mit dem Finger an der Spule leicht ab.
Um immer die gleiche Stelle anwerfen zu können, sollte man sich einen Orientierungspunkt suchen, etwa einen auffälligen Baum am anderen Ufer. Nach dem ersten gelungenen Wurf markiere ich die direkt vor der Rolle befindliche Schnur mit einem Fettstift. Beim nächsten Wurf sollte sich die gefärbte Schnur an der gleichen Stelle befinden. Dann angelt man genau auf dem Futterplatz. Hat sich der Waggler aufgerichtet, muss man die Schnur absenken, damit sie nicht auf der Wasseroberfläche liegen bleibt. Sonst könnte sich bei starkem Wind ein großer Schnurbogen bilden, der einen wirkungsvollen Anhieb unmöglich macht. Das Absenken funktioniert so: Man taucht die Rutenspitze etwa 20 Zentimeter ins Wasser und strafft die Schnur mit ein paar Kurbelumdrehungen. Dann führt man die Rute ruckartig und seitlich aus dem Wasser. Dadurch wird die Schnur unter Wasser gedrückt.
Das Angeln auf großer Entfernung ist zwar etwas komplizierter als ein Versuch direkt vor den Füßen. Aber wer sich die Mühe macht, wird fangen, wenn andere Angler an ihre Grenzen stoßen.