Fangen zwei Friedfischangler, die den selben Futterplatz beangeln, sich die Fische gegenseitig weg? Nein, meint Tobias Klein. Mit Teamarbeit und der Tandemstrategie fangen beide sogar noch besser.
Vielen Friedfischanglern ist Teamwork ein Fremdwort. Denn normalerweise beangelt jeder seinen eigenen Futterplatz. Nur selten sieht man zwei Angler, die mit der unberingten Stipprute dieselbe Stelle befischen. Dabei kann man ein und dieselbe Futterstelle auch zu zweit beangeln. Und bei dieser Strategie, auch Tandem-Taktik genannt, können beide Angler nicht nur genau so viel fangen wie auf zwei getrennten Plätzen, sondern sogar mehr. Wie soll das funktionieren, werden Sie sich vielleicht fragen. Fangen sich zwei Angler an einer Stelle die Fische nicht gegenseitig weg? Ganz und gar nicht. Denn meistens befinden sich mehrere Fischarten am Futterplatz. Brassen fressen meist in Grundnähe, Rotaugen eher im Mittelwasser. Beide Arten gleichzeitig zu befischen, ist für einen Angler nahezu unmöglich.
Im Team geht das schon: Der eine Angler verwendet eine Montage mit bauchiger Pose (etwa Browning Aqua Marina) und aufliegendem Vorfach (siehe Zeichnung 1). So kann man den Köder direkt am Gewässerboden anbieten dort, wo die Brassen fressen. Der andere Angler präsentiert den langsam absinkenden Köder an einer schlanken Pose (etwa Browning Europa) knapp über Grund (siehe Zeichnung 2) und bekommt so die Rotaugen an den Haken.
Beangelt man einen Futterplatz allein, hat man meist genügend Platz, um die einzelnen Teile der unberingten Stipprute im Drill abstecken zu können. Beim Tandem-Angeln beträgt der Abstand zwischen beiden Anglern maximal 2,5 Meter. Da ist der Raum, der jedem Angler zur Verfügung steht, begrenzt. Aus diesem Grund sollte man sich vor dem Aufbauen schon darüber Gedanken machen, wer wo sitzt. Wenn jemand es gewöhnt ist, die Rute links abzustecken, sollte er nicht den rechten Platz einnehmen. Sonst kommt er seinem Tandempartner garantiert in die Quere. Auch Rutenhalter, Ködertabletts und Futterwannenhalter sollten immer so angebracht werden, dass sie nicht stören.
Nicht nur gefangen wird beim Tandemangeln im Team, sondern auch angefüttert. Der Angler, der es auf Brassen abgesehen hat, übernimmt das Anfüttern zu Beginn des Angelns. Mit sechs fest angedrückten Futterbällen, die mit etwas Lebendfutter aufgepeppt sind, gefolgt von zwei leicht angedrückten Futterbällen lockt man die Klodeckel an die Angelstelle. Die fest zusammengepressten Futterbälle lösen sich am Grund nur langsam auf und sorgen für eine lang anhaltende Lockwirkung. Die lockeren Futterbälle hingegen brechen bereits beim Absinken auseinander. Die langsam herabrieselnden Futterpartikel ziehen die Rotaugen magisch an. Danach kommt der Teamkollege ins Spiel, der sich auf die Rotaugen konzentriert. Er hat die Aufgabe, nachzufüttern und die Fische so am Platz zu halten. Dafür kommen allerdings keine Futterbälle zum Einsatz, sondern Maden, Caster und Hanfkörner. Sie werden mit der Futterschleuder an den Angelplatz geschossen. Beim Absinken werden die Krabbler gerne von den Rotaugen genommen, am Grund liegend sind sie ein Festschmaus für Brassen.
Praktische Aufgabenteilung
Der Vorteil dieser Arbeitsteilung liegt darin, dass sich jeder Angler auf seine Aufgabe konzentrieren kann. Würde man den Futterplatz alleine beangeln, müsste man sich nach dem Einwerfen der Futterbälle umstellen und sich erst einmal mit den losen Maden einschießen. Das würde zu einer großen Streuung des Futters führen und die Fangchancen schmälern. Beim Tandem landet das Futter immer an der richtigen Stelle. Während des Angelns sollte man etwas vorsichtiger zu Werke gehen. Schließlich sitzt direkt nebenan noch ein weiterer Angler, der mit einer ebenso langen Rute hantiert. Beim Keschern ist größere Vorsicht gefordert, um nicht mit dem Kescherstab die Rute des Kollegen zu beschädigen.
Wer im Tandem angelt, kann schnell auf wechselnde Bedingungen reagieren. Wandert zum Beispiel ein Brassen nach dem anderen in den Kescher, und erweisen sich die Rotaugen als beißfaul, kann man schnell auf die Erfolgsmontage umstellen. Das funktioniert allerdings nur, wenn das Team gleiche Rutensysteme verwenden, und nur die Montagen ausgetauscht werden müssen. So bleiben längere Beißflauten aus und davon profitieren beide Angler.
Die Vorteile des Tandems
- Im Team kann man an einem Platz unterschiedliche Fischarten gezielt befischen.
- Klare Aufgabenteilung: Ein Angler übernimmt das Vorfüttern, der andere füttert beim Angeln nach.
- Bleiben bei einem Angler die Bisse aus, kann er schnell auf die erfolgreichere Montage des Kollegen wechseln.