Auch für mich sind Schleien die ersten Friedfische (neben Satzkarpfen) auf die ich im Frühling gerne angle. Ich befinde mich an einem 2 ha großen Waldsee, der flachere Teil, der fast die Hälfte des Sees ausmacht, ist schon jetzt derart verkrautet, dass ein Futterkorb im Niemandsland des Krautdschungles verschwände, vom Posenangeln ganz zu schweigen. Ein Eldorado für die scheuen Schönheiten, eine Herausforderung für Angler.
An der Krautkante
Die Farbe des Frühlings: Grüne Blätter, grünes Kraut, dazu grüne Schleien.
Meine Angelstelle wähle ich deshalb genau an dem Punkt, wo es vom flachen Krautbereich in das tiefere Wasser geht. Hier ist es ca. 6 m tief, und das Kraut wird mit zunehmender Wassertiefe immer weniger. Es verschwindet nicht ganz, stört aber wegen der großen Lücken beim Angeln nicht mehr. Außerdem, und das konnte ich bei meinen Beobachtungen sehen, verläuft eine „Schleienstraße“ fast genau entlang der Krautkante. Auf diesen „Straßen“ patroullieren die Schleien und muffeln den Grund auf der Suche nach Nahrung durch. Dabei verraten sie sich durch die typischen feinen Bläschen, die an der Oberfläche sichtbar werden.
Method-Feedern!
Bild: Andreas Müller
Method-Feederkorb und Wafter am Haar – ideale Kombination, nicht nur für Schleien.
Meine Taktik fällt hier eindeutig auf das Method-Feedern. Hier kann man den Köder kompakt mit dem Futter, welches aus eingeweichten 2-mm-Pellets besteht, im Korb zum Gewässergrund bringen, ohne dass er auf dem Weg nach unten im Kraut hängen bleibt. Als Feeder verwende ich hier Methodkörbe in 30 g oder höher. Köder sind Wafter, welche wunderbar von den Schleien ohne großen Widerstand aufgenommen werden können. Sie besitzen die Eigenschaft, fast schwerelos am Grund zu liegen, da das Hakengewicht den Auftrieb des Wafters ausgleicht.
Bild: Andreas Müller
Krill-Pellets und die dazu passenden Wafter – ideale Schleienköder!
Meine bevorzugte Geschmacksrichtung ist hier ganz klar Krill. Je nach Weißfischbestand sollte aber auch die Dose Mais nie am Wasser fehlen. Allerdings gilt es genau dies im jeweiligen Gewässer herauszufinden. Farbwahl und Geruch können hier völlig verschiedene Ausbeuten bringen. Als Vorfachstärken nutze ich 0,22 mm bei einer Länge von ungewöhnlichen 15 cm. Aber Schleien spielen oft mit dem Köder, bevor sie mit ihm abziehen und sich so selbst haken.
Bläschen verraten die Gruppe
Bild: Andreas Müller
Schafft es eine Schleie im Drill ins Kraut, bringt sie gleich ihre „Unterlage“ mit und liegt weich auf dem Krautbett.
Es dauert eine kleine Weile, bis mir die ersten Schleienbläschen zeigen, das dort eine kleine Gruppe langsam, aber sicher auf meinen Angelplatz zusteuert. Nach ca. einer halben Stunde ist es soweit: Meine 1,5-lbs-Rute biegt sich nach ein paar aufregenden Zupfern beherzt seitlich weg und signalisiert mir, dass der Fisch hängt. Ein Anhieb ist nicht erforderlich, da mein Wafter an einem Gummiband unter dem Haken angebracht ist und somit, wie bei einer Haarmontage, einen Selbsthakeffekt auslöst. Der stabile Haken sitzt, und die erste Flucht geht direkt ins naheliegende Kraut. Nach einem Schleien-typischen hektischen Drill kann ich eine wunderschöne Schleie über den Kescher ziehen. Im Tagesverlauf reihen sich 2 weitere Schleien ein, und somit kann ich auf einen durchaus tollen Angeltag zurückblicken.