Mehr Dampf mit Hanf

Rotauge auf Hanf. Manchmal lassen sich mit einem Korn mehrere Fische fangen.

Rotaugen lieben Hanf. Die kleinen schwarzen Körner haben eine unwider­stehliche Anziehungskraft auf die Silberlinge. Jan Seipel weiß, wie man das Optimale aus diesem Miniköder herausholt. Wir haben den Angler vom Hunte Team ans Wasser begleitet.

Rotauge auf Hanf. Manchmal lassen sich mit einem Korn mehrere Fische fangen.

Unter den beliebtesten Ködern für Friedfische fristet der Hanf eher ein Schattendasein. Der Grund, warum viele Angler Hanf meiden, liegt auf der Hand oder genauer gesagt auf den Fingerspitzen des Anglers. Es erfordert schon etwas Geschick, um das kleine Korn richtig anzuködern. Für Ungeübte ist es nicht einfach, die Schale des Miniköders mit dem feindrahtigen Haken zu durchstechen, sodass man auf die Suche nach ein paar Hilfsmitteln gehen muss. Diese finden wir in unserer Gerätekiste.  Mit einer Ködernadel oder aber auch dem Stahlkiel einer Pose lässt sich das Korn sehr gut durchbohren. Die Hakenspitze kann jetzt mühelos durch das vorgebohrte Loch eingeführt werden und am offenen, gekeimten Ende wieder heraustreten. Die beste Stelle für die Bohrung liegt gegenüber des Keimes, weil das Korn dann am natürlichsten auf dem Haken sitzt.

So sollte das Hanfkorn am Haken sitzen.

Feine Posen kompakt bebleit

Als Gewässer hat sich Jan ein Sieltief bei Emden ausgesucht. Er angelt in etwa 7 Metern Entfernung vom Ufer und benutzt eine Kopfrute. In den ersten drei Teilen seiner Rute verläuft ein Gummizug der Stärke 0,8 Millimeter. Das Gummiband ermöglicht es ihm, verkürzt zu fischen und den Köder auf diese Weise besser zu kontrollieren. Der Abstand zwischen Rutenspitze und Pose beträgt manchmal nur 50 Zentimeter, sodass kaum Schnur auf dem Wasser liegt und Jan den Anhieb schneller setzen kann. Als Posen kommen schlanke Kanalposen in Zwiebel- oder langgezogener Ei-Form zum Einsatz, die mit einer Kompaktbebleiung aus Nr. 8 und drei Nr. 10 Schroten beschwert sind. Die Posen haben Tragkräfte zwischen 0,2 und 0,8 Gramm.

Solche feinen Posen zeigen beim Angeln mit Hanf
die blitzschnellen Bisse deutlich an.

Wer mit Hanf angeln will, sollte auch ein entsprechendes Lockfutter anmischen. Jan hat seins bereits zuhause vorbereitet. Neben angelfertigen Hanfkörnern im Glas setzt er auf drei Futtersorten von Rameau (Lieferung unter www.garbolinoshop.de). Das „Gros Gardon“ zeichnet sich durch vielerlei gröbere Sämereien, darunter Hanf, aus. Das „Reactive Gardon“ ist eine feinere Rotaugenmischung, die gut bindet, im Wasser aber sehr aktiv ist, das heißt, dass Partikel aufsteigen. Außerdem verwendet Jan noch etwa 20 Prozent „Palmarés Chéneviscéine méga“, einen Futterzusatz mit Rösthanf-Aroma und roten Futterpartikeln.

Jan verwendet heute ausschließlich Futtersorten von Rameau,
die alle mehr oder weniger Hanfanteile enthalten.

Dem Grundfutter werden noch ein paar Hanfkörner untergemischt. Des Weiteren hat Jan noch etwas puren gequetschten Hanf mit dabei. Er weicht ihn am Wasser ein und füttert diese Mischung mit dem Pole Cup oder Baitdropper an. Der eingeweichte gequetschte Hanf bildet dann eine schöne Wolke, die entweder im Wasser steht (Pole Cup) oder sich am Grund entwickelt (Baitdropper).

Neben dem Pulverfutter werden einige Hanfladungen mit dem Baitdropper am Futterplatz geleert.

Jan hat zudem noch einige Hanfkörner gekocht und über Nacht ziehen lassen. Vor seinem Einsatz sollte der Hanf etwa 10 Stunden quellen. Am einfachsten ist es, wenn man die Körner in eine Thermoskanne füllt und sie mit kochendem Wasser übergießt. Dann lässt man sie über Nacht stehen. Neben den gequollenen Hanfkörnern erhält man am Morgen dann auch einen etwas öligen Saft, mit dem man das Grundfutter sehr gut befeuchten kann. Eine weitere Möglichkeit ist, den Hanf im Topf quellen zu lassen. Nach dem Aufkochen sollte man die Temperatur soweit runterdrehen, dass das Wasser nur noch leicht köchelt. Sobald die ersten Körner aufkeimen, sollte der Vorgang mit kaltem Wasser gestoppt werden. Konstanter Körner-Regen

Vorsichtig schiebt Jan den Baitdropper zum Futterplatz. Erst dann lässt er ihn zum Gewässergrund absinken.

Konstanter Körner-Regen

An seinem Angelplatz füttert Jan zuerst drei apfelsinengroße Bälle der Futtermischung. Zusätzlich legt er dann einen Becher voll Hanf nach. Während des Angelns füttert er im Zwei-Minuten-Rhythmus oder nach jeder Drift 10 bis 15 Körner mit der Futterschleuder. Das Geräusch der aufschlagenden Körner lockt die Rotaugen von weither an. Es ist wichtig, gleich zu Beginn eine große Menge Hanf einzubringen, damit sich die Fische auf den Futterplatz stellen und immer etwas zu fressen finden. Nach der Eingangsfütterung ködert Jan ein Hanfkorn an und schiebt die Rute bis zum Futterplatz hinaus. Schon bei der ersten Drift wird die Pose unter Wasser gezogen. Auch die nächsten Driften bringen Rotaugen. Wenn die Bisse ausbleiben, gilt es, mit dem Köder zu arbeiten. Im Gegensatz zu Maden oder Pinkies bewegt sich das Hanfkorn nicht von selbst. Deshalb sollte man den Köder anheben, mal gegen die Strömung ziehen oder die Montage blockieren, sodass der Köder mit der Strömung etwas auftreibt und dann wieder absinkt. Viele Bisse kommen schon in der Absinkphase direkt nach dem Einsetzen der Montage.

Jan mit seiner Beute nach einigen Angelstunden. Der Hanf hat ihm etwa 60 Rotaugen beschert.

Nach etwa einer Stunde ist es Zeit, den Futterplatz zu erneuern und Hanf mit dem Baitdropper nachzulegen. Jan hat die richtige Taktik gewählt, denn bereits kurz nach dem Nachfüttern fängt er wieder ein paar Rotaugen. Nach wenigen Stunden tummeln sich etwa 60 Fische mit einem Gesamtgewicht von mehr als fünf Kilo in Jans Kescher. Die Schuppenträger in diesem Gewässer lieben Hanf als Köder und im Futter. Das kleine Korn ist ein Köder, der in einigen Seen und Flüssen extrem gut fängt, in anderen dagegen versagt. Einen Versuch ist das schwarze Gold aber auf alle Fälle wert.

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