In Baggerseen gibt es häufig einen guten Brassenbestand. Um die kapitalen Exemplare aufzuspüren, muss man methodisch vorgehen und die Bodenkonturen des Sees exakt erforschen. Tony Miles verrät, wie er die Großbrassen findet.
Wer sucht, der findet!
Am einfachsten lassen sich Brassen lokalisieren, wenn man sie an der Oberfläche rollen sieht. Allerdings ist es kaum möglich, die Fische an großen Baggerseen dabei zu beobachten.
Ganz anders ist dies an kleineren Naturseen. An ihnen kann man die Zugrouten anhand der rollenden Fische bestimmen. In all meinen Jahren am Wasser, kann ich die Fische an einer Hand abzählen, die ich beim Rollen in einem Baggersee entdeckt habe. Am sichersten ortet man die kapitalen Baggersee-Brassen, indem man die Bodenkonturen des Gewässers exakt erforscht, um so die wahrscheinlichsten Fressplätze der Fische zu bestimmen. Dabei möchte ich die genaue Lage aller Kiesbänke, Scharkanten und Unterwasserberge kennenlernen. Einzelne Kiesbänke, umgeben von tieferem Wasser, sind höchst interessante Stellen. Noch viel versprechender werden sie, wenn größere Krautfelder in der Nähe sind.
Struktur erforschen
Ebenso wichtig ist die Kenntnis der krautfreien Stellen und der Bodenbeschaffenheit. Wo befindet sich feiner Kies? An welchen Stellen liegt Schlamm? Und wie weich ist der Untergrund? Je mehr man über die Bodenbeschaffenheit weiß, desto mehr Vertrauen hat man bei seiner Köderpräsentation.
Schon die Uferstrukturen können erste wertvolle Hinweise geben. An Stellen, an denen das Ufer seicht in den See abfällt, setzt sich diese Struktur meist weit in den See fort. An steiler abfallenden Ufern finden wir schon häufig in Ufernähe tiefere Wasserregionen. Um auf Nummer sicher zu gehen, sollte man sein Beobachtungen durch sorgfältiges Ausloten der Tiefe bestätigen. Erfolg versprechende Plätze sind Landzungen und Vorsprünge, die in den See hineinragen und Kiesbänke anzeigen. An einer Landzunge, von der man seine Köder zu beiden Seiten anbieten kann, lassen sich häufig kapitale Fische vieler verschiedener Arten fangen.
Orientierung nicht verlieren
Wenn ich die Möglichkeit habe, technische Hilfsmittel wie Boot und Echolot zu verwenden, suche ich mir zunächst einen Orientierungspunkt, an dem ich eine schwer bebleite Hechtpose platziere. Rund um diesen Ausgangspunkt rudere ich nun etwa 50 Meter weit zu allen Seiten und suche dabei mit dem Echolot die interessanten Stellen, an denen ich Markerbojen positioniere. Wenn ich auf diese Weise einige Stellen markiert habe, untersuche ich diese Plätze genauer, indem ich die nähere Umgebung der Bojen mit dem Echolot abfahre. So erfahre ich schnell, wie die Bodenstruktur unter mir beschaffen ist, und wo ich die Boje ablegen muss, um die Stelle optimal abzuangeln. Manchmal kommt es vor, dass ich zwei Bojen nur einige Meter voneinander entfernt auslege eine zentral auf der Sandbank, die zweite an der Scharkante.
Anschließend untersuche ich die Bodenbeschaffenheit mit einem langen Stiel, an dessen Ende ich eine Harke anschrauben kann. Zuerst stochere ich mit dem freien Ende im Boden herum und erkenne auf diese Weise recht schnell, wie weich der Untergrund beschaffen ist. Wenn die Harke angeschraubt ist, bekomme ich ein klares Bild davon, welches und wie viel Kraut am Boden zu finden ist.
Ohne Boot nix los?
Wie aber erkunden wir einen Baggersee, wenn wir kein Boot zur Verfügung haben? Dann kommt die gute alte Lotrute zum Einsatz. Dazu montiert man zuerst eine schwere Laufpose und ein Blei, das die Tragkraft der Pose übersteigt und das sich leicht weit werfen lässt. Beim Ausloten stelle ich die Pose zunächst relativ flach ein auf eine Tiefe von ungefähr zwei Meter. Beim Auswerfen suche ich mir einen Orientierungspunkt am anderen Ufer. Nur so kann ich den Wurf genau wiederholen. Da die meisten Kiesseen eine Durchschnittstiefe zwischen 3 und 4,5 Meter haben, sollte die Pose im Normalfall abtauchen. Dann ziehe ich die Lot-Montage langsam zwei Meter ein und gebe ein bisschen Schnur nach, damit die Pose in Richtung Wasseroberfläche wandern kann. Wenn man nun beständig im Zwei-Meter-Rhythmus einholt, findet man schnell die Stellen, die flacher als zwei Meter sind. Die Pose taucht dann an der Oberfläche auf. Wenn ich bei diesem Vorgang keine so flachen Stellen finde, schiebe ich den Stopperknoten etwas höher, zunächst auf eine Tiefe von 2,30 Metern und wiederhole das Ganze. Mit dieser Lot-Technik lassen sich leicht größere Tiefenveränderungen feststellen. Wenn man nun eine interessante Stelle gefunden hat, muss auch diese näher erforscht werden. Dazu lässt man einfach die Pose der ersten Rute an der Stelle stehen und wirft mit einer zweiten Lot-Rute die Umgebung ab. Die erste Pose dient uns dabei als Orientierungspunkt beim Werfen. Man kann nun leicht die umliegenden Bodenkonturen erforschen.
Gute Bedingungen
Welche Bodenbeschaffenheit ist nun ideal für den Brassenangler? Grundsätzlich sollte die Angelstelle frei von zu starkem Krautbewuchs sein. Leichter Fadenalgenbewuchs ist nicht ganz so problematisch. Stellen mit dichtem Kraut sind hingegen nicht geeignet. Kiesbänke und krautfreie Plateaus zwischen größeren Krautfeldern oder oberhalb von Scharkanten sind die besten Brassenstellen. Tolle Fänge sind aber auch an ebenen Stellen mit hartem Schlammuntergrund möglich. An solchen Plätzen halten sich Brassenschwärme oft einige Tage auf, wenn genug Nahrung vorhanden ist. Kleinere Kiesbänke und Berge halten einen Schwarm nie so lange, und sind oft nur Zwischenstationen auf den Fressrouten der Fische.