Bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt juckt es nur wenigen Friedfischanglern in den Fingern. Tobias Klein möchte auch bei Eiseskälte nicht auf die Friedfischjagd verzichten. Im Winter gehören Bäche und Gräben für ihn zum kalten Friedfisch-Buffet, an dem er sich gerne bedient.
Klirrende Kälte, kurze Tage und beißfaule Fische: Sich bei solch unwirtlichem Winterwetter zum Angeln zu motivieren, fällt nicht leicht. Die nasskalte Witterung setzt nicht nur uns Anglern zu, sondern schlägt auch den Flossenträgern auf den Magen. Eisfreie Gewässer sind in dieser Zeit Mangelware. Unscheinbare Bäche oder Gräben, in die sich bei wärmeren Temperaturen kein Fisch verirrt, sind jetzt immer einen Versuch wert. Denn das flache Wasser der nur knapp ein Meter tiefen Fließgewässer erwärmt sich im Winter deutlich schneller als tiefe Seen oder Flüsse. Diese Warmwasserzonen werden von den trägen Fischen gerne als Winterquartier genutzt.
Sensibel zu Werke gehen
Ist solch ein kleiner Fluss gefunden, heißt das aber noch lange nicht, dass man einen Fisch nach dem anderen fangen wird. Wer im Winter erfolgreich sein will, muss besonders feinfühlig an die Sache herangehen. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt gilt es, die Flossenträger durch eine besonders natürliche Köderpräsentation zum Anbiss zu verleiten. Am besten funktioniert das beim Stippfischen mit verkürzter Schnur. Mit dieser Technik kann der Köder äußerst kontrolliert geführt werden, und man kann ihn verführerisch im Wasser spielen lassen. An Bächen und Grachten reichen die vorderen fünf Teile der Kopfrute vollkommen aus, um die natürlichen Unterstände der Fische, also etwa unterspülte Wurzeln am gegenüberliegenden Ufer, problemlos erreichen zu können. Verwendet man feine Schwimmer mit dünnen Glasfaserspitzen an einer 0,10er Hauptschnur, ist es leicht, den Köder natürlich in der Strömung anzubieten. Dünne Vorfächer mit einem Durchmesser von 0,06 oder 0,08 Millimeter sorgen in Kombination mit Mini-Haken der Größe 18 bis 24 dafür, dass selbst misstrauische Winterfische keinen Verdacht schöpfen und beherzt zupacken. Eine sensible Kettenbebleiung mit vielen kleinen Bleischroten lässt den Köder besonders attraktiv spielen. Da dauert es nicht lange, bis der erste Fisch am Haken hängt. Doch einen Fisch zu haken, ist nur die halbe Miete. Schließlich muss er auch noch gelandet werden. Da sehr feine Montagen verwendet werden, muss man den Flussabschnitt, den man beangeln möchte, vorher gründlich ausloten und prüfen, ob sich Hindernisse wie Äste im Wasser befinden. Um solche Montage-Fallen sollte man einen weiten Bogen machen. Damit erspart man sich Fisch- und Materialverluste.
Mit Gummizug
Angesichts des feinen Materials verwende ich einen feinen Gummizug von 0,6 bis 0,8 Millimeter Durchmesser. Damit lässt sich die Flucht eines größeren Fisches problemlos abpuffern. Man muss allerdings unbedingt darauf achten, dass der Gummizug nicht durch eine vereiste Rutenspitze bei seiner Arbeit behindert wird. Nichts ist ärgerlicher als einen Fisch zu verlieren, weil der Gummizug in der Rutenspitze klemmt. Wie in keiner anderen Jahreszeit entscheidet im Winter die Wahl des Grundfutters über Fischkontakte oder gähnende Leere im Keschernetz. Man sollte die Friedfische zwar an den Angelplatz locken, sie dürfen allerdings von der Eingangsfütterung nicht gesättigt werden. Ein gutes Winterfutter sollte sich schnell auflösen und einen geringen Nährwert besitzen. Darüber hinaus ist darauf zu achten, dass man ein dunkles Futter einsetzt. Denn Rotauge und Co. meiden besonders im Winter helle Futterteppiche, über denen sie für Raubfische sehr leicht auszumachen sind.
Im Winter werden kleine Portionen angefüttert. Weil die Fische Plätze meiden, die mit hellem Futter präpariert wurden, setzt Tobias auf eine schwarze Mischung. Den Grundstock meiner Futtermischung bildet ein Kilogramm Black Magic von Browning. Das schwarze Futter mit würziger Note verfeinere ich noch durch die Zugabe von 100 Gramm geröstetem Hanf sowie je 150 Gramm Nuss- und Kokosmehl. Dadurch wird nicht nur der Lockeffekt gesteigert, das Futter wird auch aktiver, neigt also mehr zur Wolkenbildung. Gleichzeitig verringert Nussanteil den Nährwert des Mixes und hält die Fische hungrig. Punktgenaues Anfüttern ist im Winter der Schlüssel zum Erfolg. Der Umgang mit dem Pole Cup erfordert zwar etwas Übung. Aber diese Technik des Anfütterns lohnt sich. Denn auf diese Weise landet das Futter exakt dort, wo es hin soll. Die Formel Weniger ist mehr trifft besonders im Winter zu. Zu Beginn des Angelns genügt es, einige Taubenei große Bälle einzuwerfen. Eine Portion Hanfkörner und eine Prise Pinkies pro Futterball lassen die Friedfische noch schneller auf den Geschmack kommen. Erst wenn sich die Fische auf dem Futterplatz eingefunden haben, lohnt es sich, Futter nachzulegen. Dann bleiben die Flossenträger in Fresslaune und bedienen sich noch lange am kalten Buffet.