Angeln mit Schwingspitze: Geheimtipp im Stillwasser!

Die Schwingspitze ist wohl der sensibelste Biss­anzeiger beim Grundangeln im Stillwasser. Zu Unrecht ist sie in Vergessenheit geraten, meint Lutz Hülße.

Angler hält Barsch in die Kamera und Schwingspitze daneben.

Bild: Lutz Hülße

Die Schwingspitze zeigte Autor Lutz Hülße auch den feinen Biss dieses kleineren Schuppenkarpfens bestens an.

Beim feinen Grundangeln im Stillwasser oder in Gewässern mit geringer Strömung gibt es für mich keinen besseren Bissanzeiger als die Schwingspitze. Wer der Erfinder dieses Bissanzeigers ist, scheint nicht wirklich geklärt zu sein. Fest steht jedoch, dass mit der Schwingspitze im England der endsechziger des vorigen Jahrhunderts tolle Strecken von Brassen und Rotaugen gelegt wurden.

Die Funktion der Schwingspitze ist so einfach wie auch genial. An der Rutenspitze ist mit einer flexiblen Verbindung ein Stab (die Schwingspitze) als Bissanzeiger befestigt. Die Schnur bringt man durch das Gewicht des Stabes auf Spannung. Sobald ein Fisch den Köder nimmt und damit abzieht, strafft sich die Schnur und die Spitze schnellt nach oben.

Werfen mit der Schwingspitze

Durch die flexible Verbindung zwischen Schwing- und Rutenspitze verändert sich das Wurfverhalten der Rute, was schon so manchen Schwingspitzenangler zur Verzweiflung getrieben hat. Ursache hierfür ist das Überschlagen der Spitze beim Wurf. Durch einen sehr dynamischen Wurf kann das Überschlagen verringert aber nicht immer verhindert werden.

Verschiedene ältere Schwingspitzenmodelle und Zitterspitzen.

Bild: Lutz Hülße

Die Schwingspitze wird auf den Spitzenring geschraubt. Beim Wurf muss man vorsichtig sein, um ein Überschlagen zu verhindern.

Das Gefährliche ist aber nicht das Überschlagen an sich, sondern dass sich die Ringe auf der Schwingspitze in der Schnur verfangen, der Wurf ruckartig gestoppt wird. So kommt es zum Schnurbruch und damit zum Montagenverlust. Spezielle Swingtip-Ruten verhindern durch einen weicheren Blank dieses Verhalten schon ganz gut.

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Inline-Ruten mit Schwingspitze

Ich selbst angle aber gern mit straffen und schnelleren Rutenblanks. ein Überschlagen ist bei diesen Ruten nur schwer zu verhindern, und so musste die Schwingspitze weiterentwickelt werden. Am einfachsten, indem man die Schnur durch die Schwingspitze führt und völlig auf Ringe verzichtet. Schwingspitzen mit Schnurinnenführung (interline Swingtips) müssen aber im Schnureingang und Schnurausgang mit einer harten Einlage ausgestattet sein, damit die Schnur nicht in das Rohr der Schwingspitze einschneidet und sich festklemmt. Für die von mir entwickelten Modelle verwende ich SiC-Einlagen.

Schwingspitzen im Einsatz.

Bild: Lutz Hülße

Bei starkem Wind kann man die Spitzen ein wenig ins Wasser eintauchen, was die Bisserkennung in keiner Form behindert.

Ein weiteres Problem bei Inliner-Spitzen ist das Einfädeln der Schnur in die Spitze, weil eine dünne, nasse oder weiche Schnur leicht im Schwingspitzenrohr blockiert. Ein Fädeldraht – zum Beispiel aus ummanteltem Stahlvorfach – erleichtert das Einfädeln in eine Interline-Spitze. Diese Art Spitze macht das Werfen entscheidend leichter. Mit ihr sind auch kraftvolle Würfe für größere Weiten möglich.

Inliner-Spitze im Einsatz

Bild: Lutz Hülße

Bei der Interline-Spitze läuft die Schnur durch ein Kunststoffröhrchen und sorgt dafür, dass sich die Spitze nicht überschlägt.

Schnur markieren

Das Angeln mit der Schwingspitze ist ansonsten sehr einfach. Wie beim Feedern auch begrenze ich die Wurfweite zum Futterplatz über den Schnurclip an der Rolle. Da ich aber auch oft größere Fische drillen muss und dabei die Schnur aus dem Clip nehme, markiere ich mir die Schnur auf zirka 10 Zentimeter Länge auf Cliphöhe mit einem Schnurmarker oder Edding.

Schnurrolle mit markierter Schnur

Bild: Lotz Hülße

Wenn man die Schnur auf der Distanz zum Futterplatz markiert, kann man sie auch nach dem Drill eines größeren Fisches wieder im Clip einhängen und angelt wieder auf dem Futter.

So finde ich schnell die Wurfweite zum Futterplatz wieder und kann die Schnur erneut im Clip einhängen. Nach dem Auswerfen muss man die Schnur unter Wasser ziehen, da ein Schnurbogen an der Oberfläche die Schwingspitze zu sehr spannt. Für die Bisserkennung bleibt der Rollenbügel geschlossen, die Schnur spannt man so, dass die Schwingspitze leicht schräg steht.

Bei Wind kann man die Spitze leicht ins Wasser tauchen. So bleibt sie wesentlich ruhiger und pendelt nicht zu sehr. Beim Biss hebt man sie leicht aus dem Wasser, sodass sie nicht an Sensibilität verliert.

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Das Feederrunner-System

Bei kräftigen Bissen zieht man nun die die Schwingspitze mit einem Zug nach oben. Der Fisch spürt Widerstand durch den geschlossenen Rollenbügel. Dann nutze ich die Vorteile einer Freilaufrolle und stelle den Freilauf so fein wie nur möglich ein. Ein schneller Anhieb ist mit normalen Freilaufrollen allerdings nicht so einfach, weil man zuerst den Freilauf deaktivieren muss.

Aus diesem Grund habe ich mir vor langer Zeit ein neues Freilaufsystem einfallen lassen, das seit einigen Jahren als „Feederrunner“ vertrieben wird. Zum Deaktivieren des Freilaufs befindet sich ein Hebel am Rollenfuß, der beim Aufnehmen der Rute und Rolle den Freilauf ausschaltet.

Rutenrolle an Rute.

Bild: Lutz Hülße

Bei den Freerunner-Rollen befindet sich der Freilaufhebel direkt am Rollenfuß. Beim Aufnehmen der Rute wird der Freilauf ausgeschaltet.

Schnur nicht zu steif wählen

Die Schnur sollte beim Angeln mit der Schwingspitze nicht zu steif sein, da es besonders bei feinen Schwingspitzen schwer wird, diese optimal auszurichten. Ob mit Futterkorb oder Grundblei und mit welchem Köder geangelt wird, ist abhängig vom Zielfisch. Vor allem in stark beangelten stehenden Gewässern ist die Schwingspitze unschlagbar. In einigen Gewässern bietet sie nahezu die einzige Möglichkeit, um Bisse zu erkennen und somit noch gut zu fangen.


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