Der Wecker klingelt um zwei Uhr. Schnell schlage ich auf die Off-Taste, um meine bessere Hälfte nicht zu wecken. Zu spät – sie ist schon wach. Ich selbst habe in dieser Nacht vor Aufregung kaum geschlafen, denn heute soll es zum Angeln auf Schleie gehen. Als ich gähnend aus dem Bad komme, reicht mir meine Frau schon die belegten Brote. Küsschen. Herzlichen Dank! Eine knappe Autostunde später bin ich am Wasser. Was man nicht alles auf sich nimmt, um eine der Schönheiten mit den roten Augen an den Haken zu bekommen. Noch ist es dunkel, aber es sollte nicht mehr lange dauern, bis die Sonne aufgeht. Also absolviere ich noch im Dunkeln die 500 Meter Fußmarsch bis zum Angelplatz. Ich bin bereit, meine erste Schleie in diesem Jahr zu fangen! Und mit diesen Tipps wird es auch bei Dir nicht lange dauern, bis einer dieser schönen Fische anbeißt.
- Die beste Zeit
- Diese Ausrüstung brauchst Du
- Der beste Köder
- Die Lift-Montage
- Gewässer-Guide
- Weitere Infos
Wann ist die beste Tageszeit für Schleie?
Schleien lieben die Dämmerung – sowohl morgens als auch abends. Aber (im Gegensatz zu vielen Menschen) sind sie eher die Frühaufsteher, ihre Beißzeit ist morgens deutlich ausgeprägter. Bis neun Uhr kann man mit regelmäßigen Bissen rechnen, in Ausnahmen auch bis kurz nach Mittag. Dann ist Flaute, bis es am Abend wieder losgeht. Warum das so ist, konnte ich bislang nicht ermitteln. Aber auch das macht den Reiz beim Angeln auf Tinca tinca eben aus!
Welche Ausrüstung brauche ich zum Angeln?
Als Rute zum Angeln auf Schleie verwende ich eine kräftige Matchrute oder eine Posenrute mit einer Testkurve von 1,5 lbs und einer Länge von 3,60 oder 3,90 Metern. Damit lassen sich Schleien über Krautfelder am Ufer hinweg dirigieren. Als Rolle reicht eine kleine Stationärrolle der 2500er-Größe mit einer 0,20er Hauptschnur.
Außerdem fische ich am liebsten mit der Pose auf Schleien. In flachen Gewässern bevorzuge ich die transparenten Drennan- oder Middy-Modelle. Bei starkem Wind und Oberflächendrift, aber auch in tieferen Gewässern, kommt eine Pose mit tief liegendem Körper zum Einsatz. Diese steht auch jetzt noch stabil im Wasser.
Welcher Köder ist der beste?
Bleibt noch die Frage: Mit welchem Köder fange ich eine Schleie? Das ist einfach zu beantworten. Mistwürmer gehören für mich zu den besten Ködern für Schleie überhaupt. Dabei biete ich einen oder zwei kleine Würmer am 14er oder 10er Haken an. Wofür ich mich entscheide, hängt von der gefühlten Tagesform der Fische ab. Bekomme ich auf den „großen“ Köder viele Fehlbisse, schalte ich einfach einen Gang herunter. Haltet euch an den Wurm – er reicht in der Regel völlig aus, um die Schleien zum Biss zu reizen.
Doch was tun, wenn Würmer allein nicht fangen? An Gewässern, in denen viel mit Würmern gefischt wird, riechen die Schleien manchmal den Braten. Sie nehmen den Köder sehr genau unter die Lupe und spielen mit diesen herum. Bemerke ich dies, befestige ich den Wurm am Haar. Das funktioniert nicht nur beim Karpfenangeln mit dem Boilie, sondern auch bei der Schleie. Und es ist recht einfach: Du benötigst nur ein Haarvorfach sowie einen Push Stop.
Welche anderen Köder sind fängig?
Ein Köder, der mir neben dem Wurm die meisten Schleien gebracht hat, ist Dosenmais. Gerne ködere ich daher ein gelbes Korn zusammen mit einem kleinen Wurm auf den Haken. Anscheinend lockt die grelle Farbe des Maiskorns die Schleien an, dann finden sie den Köder und versuchen, diesen zu fressen. Und die Pose steigt erneut aus dem Wasser.
Als Futtermittel für Schleien setze ich auf Hanf aus der Dose, der von vielen Angelgerätefirmen angeboten wird. Die kleinen schwarzen Körnchen haben eine enorme Anziehungskraft auf die goldgrünen Schleien, und ohne Hanf gehe ich erst gar nicht ans Wasser. Damit ich sie ausbringen kann, gebe ich dem Hanf soviel Pulverfutter bei, dass er sich gerade eben so Ballen formen lassen, die aber beim Auftreffen auf die Oberfläche auseinanderbrechen.
Wie funktioniert die Lift-Montage für Schleie?
Die Lift-Montage ist meiner Erfahrung nach die beste Methode, den Köder beim Angeln auf Schleie anzubieten. Sie funktioniert sehr einfach: Meine Pose stelle ich ein wenig übertief ein. Beträgt die Wassertiefe einen halben Meter, wird die Pose nach 55 Zentimetern an der Hauptschnur gestoppt. Nach dem Wurf spanne ich die Pose so, dass nur noch die Posenspitze aus dem Wasser guckt.
Der Trick dabei: Nimmt ein Fisch den Köder auf, hebt er die Tungsten-Paste, die ich statt eines Schrotbleies verwende, mit an. Die Pose steigt mit ihrer langen Antenne aus dem Wasser. Sie „liftet sich“. Ein typischer Hebebiss – ich kann sofort anschlagen!
In welchen Gewässern gibt es Schleien?
Schleien fühlen sich in den unterschiedlichsten Habitaten wohl. Deshalb kommen sie in den allermeisten Ecken Deutschlands vor. Klassische Schleiengewässer sind kleine Teiche mit weichem Grund und Seerosen oder krautige Kiesseen mit hartem Boden. In jedem Fall ist genaues Ausloten der Tiefe Pflicht, damit der Köder nicht im Sediment oder Gemüse versinkt, sondern von den Schleien auch gefunden wird.
Gute Schleiengewässer sind meist nicht sehr tief. Ich befische bevorzugt einen See, der an keiner Stelle tiefer als 3 Meter ist. Außerdem ist er von Schilf umgeben, und genau davor will ich angeln. Hier ist es im Schnitt einen halben bis einen Meter tief. Ein paar Tage Sonnenschein reichen, dass sich das Wasser so weit erwärmt hat, dass die Schleien erste Nahrung aufnehmen. Die Montage muss direkt vor dem Schilf liegen.
Kann man erkennen, ob Karpfen oder Schleien am Platz sind?
Oft verraten sich Schleien auf dem Futterplatz durch aufsteigende Gründelblasen. Ob es sich wirklich um Schleien oder doch um Karpfen handelt, muss man durch Angeln herausfinden. Doch anhand der Form und Größe der Gründelblasen lässt sich erahnen, welche Fischart im Grund wühlt: Karpfenblasen sind immer dichter und wesentlich größer als Schleienblasen – diese sind „feinperliger“, ihre Größe ähnelt eher denen von Sektbläschen.
Schleien sind im Drill gute Kämpfer. Gegenüber der bulligen Kraft eines Karpfens haben sie eher etwas „Flatterhaftes“, was man bei ihren Fluchten perfekt in der feinen Posenrute spürt. Meist bleiben die Fische hart am Grund, und mit großen Exemplaren von über 40 Zentimetern hat man auch ganz schön zu tun.
Kann man Männchen und Weibchen unterscheiden?
Wie lassen sich bei den Schleien Männchen (Milchner) und Weibchen (Rogner) unterscheiden? Betrachtet man beide nebeneinander, fallen die großen, abgerundeten Bauchflossen des Schleienmännchens auf. Die weiblichen Schleien haben dagegen kleinere, spitzer zulaufende Brustflossen. Beim Männchen reichen diese bis ans Waidloch heran, beim Weibchen enden sie davor.
Weitere Infos zur Schleie: Wusstest Du, dass …
- … sich der Name Schleie (Tinca Tinca) von ihrer Haut ableitet? Diese fühlt sich wegen der kleinen Schuppen sehr schleimig und schlüpfrig an. Die Schleie wird daher auch „Schlüpfling“ genannt.
- … man dem Schleim der Schleien heilsame Wirkung zuschreibt? Deshalb wird die Schleie vor allem im englischen Sprachraum auch als Doktorfisch (Doctor Fish) bezeichnet.
- … Schleien sich auch durch ihre große Widerstandsfähigkeit gegen Sauerstoffmangel und saures Moorwasser auszeichnen? Als äußerst anpassungsfähige Art verträgt die Schleie sowohl niedrigste Sauerstoffgehalte als auch hohe pH-Werte und fühlt sich sogar im Sommer in abgestandenem Wasser wohl. Den Sauerstoffmangel in flachen, schlammigen Seen übersteht sie, indem sie in eine Kälte- und Hitzestarre verfällt.
- … früher rot gefärbte Haken als besonders fängig galten? Warum, ist nicht ganz klar. Vielleicht, weil sie – in Kombination mit Würmern – sehr unauffällig sind.