Wandernde Friedfische: Wie standorttreu sind Barben?

Stehen Barben immer am selben Platz? Eine Studie in England hat wandernde Friedfische genauer untersucht – und einiges über sie herausgefunden.

Wandernde Friedfische sind offenbar keine Seltenheit. Bei Barben zeigten sich in einer Studie interessante Unterschiede zwischen „Wanderern“ und „Stubenhockern“. Foto: O. Portrat

Bild: O. Portrat

Wandernde Friedfische sind offenbar keine Seltenheit. Bei Barben zeigten sich in einer Studie interessante Unterschiede zwischen „Wanderern“ und „Stubenhockern“.

Wer an Wanderfische denkt, hat meist direkt Salmoniden und Aale vor Augen. Auch Raubfische wie Hechte und Zander legen auf ihrer Jagd nach Beute teils große Strecken zurück. Aber gibt es wandernde Friedfische? Stehen sie nicht immer an derselben Stelle und warten nur auf Räuber und Angler? Ganz und gar nicht! Eine neue Studie aus Großbritannien hat sich mit der Frage beschäftigt, wie standorttreu Barben sind – und zeigte, dass auch Friedfische große Strecken zurücklegen.

Wandernde Friedfische: Forscherin arbeitete eng mit Anglern zusammen

Um das Wanderverhalten der Barben zu untersuchen, arbeitete die Umweltforscherin Dr. Catie Gutmann Roberts von der Bournemouth University eng mit Anglern zusammen. Gemeinsam mit dem Severn Rivers Trust, der Englischen Umweltbehörde (EA) und der Barbel Society – ja, es gibt eine Gesellschaft nur für die Barbe – markierte sie Barben in den Flüssen Severn und Teme.

„Mich hat wirklich überrascht, was einzelne Fische für unterschiedliche Verhaltensweisen an den Tag gelegt haben“, sagte sie im Gespräch mit der Zeitschrift Angling Times. „Es war toll, mit Anglern zusammenzuarbeiten. Sie sind die passioniertesten Menschen, die man sich vorstellen kann, und es war interessant, mit ihnen über ihre eigenen Theorien und Entdeckungen zu sprechen.“

Die Forscherin markierte 20 Barben und verfolgte ihre Bewegungen über einen Zeitraum von zwei Jahren. Dabei zeigten sich große Unterschiede zwischen den Fischen. Während einige lange Strecken zurücklegten, waren andere Barben standorttreue Bewohner ihrer Flüsse. Ein Teil der Barben hatte einen Bewegungsumkreis von sechs Kilometern, bei anderen war es die doppelte Entfernung. Dabei bewegten sich die Fische Tag und Nacht.

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Machen Angler die Barben erst standorttreu?

Interessant für Angler ist dabei der Zusammenhang zwischen Wander- und Beißverhalten. Barben, die weite Strecken schwammen, gingen seltener an den Haken als ihre „bequemen Verwandten“.

Auch die Fressgewohnheiten der Barben waren unterschiedlich. Standorttreue Barben fraßen im Schnitt mehr Pellets und proteinreiche Kost – was Sinn ergibt, wenn sie häufiger mit Anglern Kontakt hatten. Die wandernden Fische hatten dagegen mehr natürliches Futter auf ihrem Speiseplan, zum Beispiel wirbellose Kleintiere.

Halten die Angler die Barben durch ihr Futter also auch langfristig am Platz? Dr. Gutmann Roberts sieht für diese These keine Beweise. Es sei ihrer Ansicht nach wahrscheinlicher, dass die Fressgewohnheiten von ohnehin standorttreuen Barben sie eher dazu verleiten, die Köder von Anglern zu nehmen. Außerdem müssen sie dort proteinhaltige Pellets allgemein seltener fressen.

Wandernde Barben: Die Daten auf einen Blick

  • 51,5 Kilometer: Reichweite der aktivsten Barbe. Auch einige Hechte hatten eine Reichweite von 25 Kilometern.
  • 103 Kilometer: Strecke, die eine Barbe im Jahr zurückgelegt hatte
  • 20 bis 26 Prozent: Anteil an Kleinfischen, die sich in den Mägen von Barben fanden. Offenbar sind sie deutlich räuberischer, als man denkt!
  • 60 Prozent: Durchschnittlicher Anteil an Pellets im Futter von Barben. Wandernde Fische fraßen mehr natürliche Nahrung – was im Hinblick auf den hohen Fett- und Ölgehalt von Pellets auch gesünder sein dürfte.

Wehre behindern wandernde Friedfische

Wie auch für andere Fische stellen Wehre und andere Hindernisse auch für Barben ein großes Problem dar. Auf ihren Wanderungen, um zum Beispiel günstige Laichplätze zu erreichen, versuchen sie, an ihnen vorbeizukommen. „Fische benötigen viel Kraft, um sie zu überwinden“, sagte Dr. Gutmann Roberts.

Barrieren in Flüssen verringern daher die Chancen der Fische, erfolgreich abzulaichen. Barben ziehen dafür zwar nicht vom Meer die Flüsse hinauf, sondern bleiben im Süßwasser. Sie versuchen trotzdem, für ihre Art günstige Plätze zu erreichen. „Barben versuchen, ihre Nachkommen zu verteilen“, sagte die Forscherin. „Je weiter sie verbreitet sind, desto weniger konkurrieren sie um Nahrung und desto besser sind sie gegen Raubfische und Wasserverschmutzung gewappnet.“

„Fische, die nicht wandern, gibt es nicht!“

Dr. Mark Everard, Ökologe und selbst leidenschaftlicher Angler, stimmte den Beobachtungen der Umweltwissenschaftlerin zu. Er freue sich über ihren Beitrag auf diesem kaum erforschten Feld. „Fische, die nicht wandern, gibt es eigentlich nicht!“, merkte er an.

Man müsse sich Fische seiner Auffassung nach ein bisschen wie Vögel vorstellen. „Sie haben unterschiedliche Futter-, Rast- und Laichplätze, zwischen denen sie wechseln“, sagte er. „Manchmal denkt man als Angler vielleicht, sie hätten keinen Hunger – dabei sind sie in Wirklichkeit eine Meile entfernt!“

Friedfische wandern aus vielen Gründen, zum Beispiel auf der Suche nach Nahrung oder Schutz vor Raubfischen. Menschliche Einflüsse, wie zum Beispiel Wehre, Dämme und Wasserkraftwerke, behindern wandernde Friedfische. Und nicht nur verbaute Flüsse und Nebenflüsse, sondern auch Altarme und Auen stellen ein Problem dar, denn Barben und auch andere Friedfische halten sich nicht ihr Leben lang im selben Gewässerbereich auf. Vielmehr haben sie in unterschiedlichen Lebensabschnitten auch unterschiedliche Bedürfnisse an ihre Umwelt.

Quelle: Angling Times


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