Machen wir einen Zeitsprung. Pop Ups in Leuchtfarben haben Anfang 2000 eine ganz neue Facette in die Karpfenangelei gebracht. Wer sich noch an Frank Warwicks Fluoro Pop Up’s von Dynamite Baits erinnert, weiß genau, wovon ich spreche. Langsam aber sicher machte es damals auch in der deutschen Szene die Runde, dass stark auftreibende Hakenköder in grellen, bestenfalls UV-aktiven Farben Karpfen regelrecht zum Biss provozieren können. Der pinke „ Squid und Octopus“-Poppi war die Geheimwaffe. Patrick Pammer, Szene-Urgestein und Freund, gelang es durch bunte Boilies am Haar, an einem Wochenende die zwei berühmtesten Karpfen Deutschlands, Mary und Joe, zu fangen. Das war schon krass – die Dinge nahmen ihren Lauf.
Ein Köder ist nur so gut wie sein Rig
In meiner Angelei begannen farbige Köder allerdings erst einige Jahre später eine wichtige Rolle zu spielen. Lange machte ich um reine Pop Up-Präsentationen einen großen Bogen, angelte stattdessen lieber mit Schneemann– und Bodenköderpräsentationen. Als dann aber nacheinander Hinge Stiff Rig, Chod Rig, Multi Rig und schließlich das heutzutage extrem beliebte Spinner Rig feste Plätze in meinem Repertoire einnahmen, hatte ich probate Mittel gefunden, beim Angeln vertrauensvoll mit bunte Boilies einzusetzen.
Die Kombination aus relativ kleinen aber extrem auffälligen Hakenködern und einem Rig, das den Fisch aggressiv hakt und festhält, waren in meiner Angelei echte Game Changer. Denn damit gelang es mir, Fische ohne Futterplatz lediglich mit einzelnen Hakenködern anzusprechen. Eine Reihe riesiger Karpfen fiel fortan zur richtigen Jahreszeit auf die farbigen Köder herein.
Die richtige Jahreszeit für bunte Boilies
Sehr gute Erfolge habe ich von April bis Juni mit auffälligen Pop Ups eingefahren. Vor der Laichzeit fressen die Fische viel Kleinstnahrung. Sobald das Wasser warm genug zum Laichen ist, fressen sie nur noch sehr wenig oder sogar gar nicht mehr. Ein kleiner, auffälliger Köder reizt dennoch oft die Neugier der Fische und überredet sie zum Biss.
Nach der Laichzeit werden die Karten neu gemischt, denn die Fische fressen nun wieder sehr regelmäßig. Natürliche Nahrung in unterschiedlichen Größen gibt es im Überfluss, auch tiefe Wasserzonen werden zunehmend wieder interessanter für sie. Natürlich kann man auch jetzt noch auf Pop Ups gut fangen, aber meine Erfahrung zeigt ganz deutlich, dass gerade die größeren Fische jetzt wieder besser auf Bodenköder beißen. Also angle ich über die Sommermonate häufig nur noch mit einer Rute mit bunten Pop Ups.
Bunte Boilies bringen Boden-Bisse
Das Thema dieses Beitrags ist nicht auf farbige Pop Ups beschränkt, sondern auf farbige Köder generell, also auch farbige Bodenköder. Hierzu nochmal ein kleiner Zeitsprung in die Vergangenheit. Damals rollte ich meine Köder noch selbst und konnte es manchmal gar nicht glauben, warum Freunde auf ihre bunten Kittkugeln (bunte, süße und vor allem billige Fertigboilies) auch ihre Fische fingen, manchmal sogar richtig gut. Heute ist es für mich logisch, es lag an der Farbe und oft auch an einer ordentlichen Portion Süßstoff. Die Fische merkten erst, was für einen Schund sie da gefressen hatten, als alles schon weggeputzt war.
Dieses Phänomen kennen wir Menschen von Chips und Süßkram nur zu gut. Es dauerte nicht lange, bis einige Firmen begannen, auch wirklich nahrhafte, farbige Süßboilies zu produzieren. Der Scoberry von Black Label Baits war so ein Köder, den es heute immer noch gibt: weiß, süß und richtig gut verdaulich. Nicht lange später hatten eigentlich alle Köderhersteller gute bunte Boilies im Programm. Ich schwöre zum Beispiel auf den Pineapple Protein oder den Yellow Scopex von Nature Baits. Gerade im tiefen Wasser aber auch im Fluss funktionieren solche Köder, die einerseits schnell wahrgenommen und andererseits schnell verdaut werden können, immer wieder richtig gut. Die Fische fressen diese besonders im warmen Wasser gerne und in großen Mengen.
Qual der Wahl: Welche Farbe soll es sein?
Egal ob Bodenköder oder Pop Ups – wenn es um die Farbwahl geht, stehe ich vor allem auf gelb. Variiert wird zwischen Knallgelb – also in UV-Farbe – oder einem warmen Gelb, ähnlich der Farbe von Mais. Mir ist bewusst, dass hier die Meinungen auseinander gehen. So gibt es Aquarien-Studien, die besagen, dass Orange die beste Farbe ist. Andere schwören auf Pink. Weiß war mal sehr angesagt, heute scheinen es nur noch wenige zu benutzen. Gerade im klaren Wasser habe ich mit dieser Farbe tatsächlich auch schon schlechte Erfahrungen gemacht.
Die visuelle Futterplatzkontrolle zeigte deutlich, dass alle gelben Köder weg waren und die meisten weißen noch unangetastet am Grund lagen. Meine Erfahrungen zeigen, dass das aber von Gewässer zu Gewässer unterschiedlich ist und andere Untergründe und Wassertiefen völlig gegensätzliche Beobachtungen zu Tage bringen können. Fest steht aber: Fische reagieren auf Farbe. Doch bedeutet das auch gleichzeitig, dass farbige Köder immer die Nase vorn haben?
Wann wird es den Karpfen zu bunt?
Spätestens, wenn wir am Ende des Sommers angelangt sind, das Wasser wieder kälter und die Tage wieder kürzer werden, setze ich nur noch selten auf farbige Köder am Haar. Die Fische beginnen ihre Energiereserven wieder aufzufüllen, um sich auf den Winter vorzubereiten. Köder mit Fischmehlanteil sind von nun an wieder klar meine Nummer 1, denn sie geben dem Fisch das, was er braucht: Energie und Proteine. Springen wir ganz spät ins Jahr, wenn das Wasser richtig kalt ist, also winterliche Bedingungen herrschen, habe ich oft an einer von beiden erlaubten Ruten wieder einen Pop Up an der Angel. Der visuelle Reiz soll die trägen Fische vielleicht doch noch zum Biss animieren, auch wenn sie überhaupt keine Nahrung zu sich nehmen.
Bunte Boilies: Der Mix macht´s
Man muss also von Situation zu Situation entscheiden, ob man auf Farbe setzt oder nicht. Auch mir selbst fällt das nicht immer einfach, also fahre ich gerne Zweigleisig. Außer bei extremen Grundel-, Krebs-, Waller– oder Katzenwels-Aktivitäten verwende ich gerne beide Köder in Kombination. Ein Klassiker in meinem Eimer sind 2/3 Fischmehlköder in 20 und 24 mm wie der Bloodworm und 1/3 gelbe Pineapple Protein-Boilies in 16 und 20 Millimeter. Beide werden bei Nature Baits abgerollt. Mit so einer Mischung würde ich bedenkenlos zwischen Ende April und Ende November an den meisten Gewässer angreifen.
Das Tolle an so einer Mischung ist die Flexibilität, die sie mit sich bringt. Ich kann mit Schneemännern angeln, aber auch mit Einzelködern in gedeckten oder knalligen Farben. Oder mit auffälligen Pop Ups, die auf dem Futterplatz herausstechen oder ganz einfach abseits als Single Hookbait (einzelner Hakenköder mit nur wenig, oder ganz ohne Beifutter) angeboten werden. Da wir ja in Deutschland immer mit mindestens zwei Ruten angeln dürfen, können wir auch am Haar entsprechend experimentieren und gegebenenfalls alle Ruten auf den fängigen Köder umstellen.
Köderfarben zusammengefasst
Wann sollten Sie auf bunte Köder (Pop Up oder Bodenköder) setzen?
- im Frühling und
- im Winter
Wann sollten Sie auf gedeckte Köder (Bodenköder) setzen?
- im Sommer,
- Spätsommer,
- im Herbst und
- überall dort, wo viel mit farbigen Ködern geangelt wird (unabhängig der Jahreszeit)
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