Ab auf den Boden mit dir! Mehr Karpfen fangen mit abgesenkter Schnur

Viele Profis senken beim Karpfenangeln ihre Schnüre ab – und der Erfolg gibt ihnen Recht. Warum Sie Ihre Schnüre auf dem Boden halten sollten, und wie Sie das tun können, erfahren Sie hier.

Bild: Adobe Stock / Matruk

Karpfen reagieren sehr scheu, wenn sie eine gespannte Schnur berühren. Vielleicht hat das Leadcore vor der Montage hier einen Unterschied gemacht?

Bevor das erlösende Piepsen des Bissanzeigers zu hören ist, muss ein Karpfen erst den Köder im Gewässer finden. Da die Schnüre bei vielen Karpfenanglern diagonal durchs Wasser laufen und teilweise wie Drahtseile gespannt sind, können sie für die Karpfen regelrechte »Stolperdrähte« auf dem Weg zum Köder sein. Denn Karpfen reagieren sehr empfindlich, wenn sie die gespannten Schnüre berühren. Und das selbst in Gewässern, in denen kaum Angeldruck herrscht. Es handelt sich also vermutlich um einen Reflex. Fakt ist: Berührt ein Karpfen die straffe Schnur, sucht er normalerweise erschrocken das Weite und alarmiert so auch die Artgenossen in der Nähe. Das war’s dann erstmal mit dem Biss!

Nimm’s locker auf Karpfen

Da beim klassischen Karpfenangeln mit Selbsthakmontagen geangelt wird, gibt es eigentlich keinen Grund, die Schnur stark zu spannen. Denn in dem Moment, in dem der Bissanzeiger den Biss registriert, ist der Fisch ja bereits gehakt. Eine Ausnahme bildet das Angeln auf Karpfen direkt vor Hindernissen, wo der Fisch nach dem Biss nicht viel Schnur nehmen darf. Hier sollte die Schnur nicht allzu locker sein. Für gewöhnlich ist es aber besser, die Schnur zumindest ein wenig durchhängen zu lassen, so sinkt sie nach einer Weile ab und zieht sich nicht straff durch die ganze Wassersäule. Durchhängende Schnüre verursachen auch keinen Fluchtreflex. Vielleicht, weil sich eine lockere Schnur für die Karpfen natürlicher anfühlt und das Gefühl bei Berührung eher einer Wasserpflanze ähnelt.

Bild: Adobe Stock / Rotislav

In dicht bewachsenen Gewässern berühren Karpfen häufiger Wasserpflanzen. Die sind aber in der Regel nicht wie Drahtseile gespannt und rufen daher keinen Fluchtreflex hervor. Lockere Schnüre sind bei Berührung für den Fisch viel unauffälliger.

Bild: Adobe Stock / radu79

Straffe Schnüre sind oft gar nicht nötig, vor allem wenn nicht auf sehr große Entfernungen oder direkt vor einem Hinderniss gefischt wird.

Einfach unten bleiben

Die Montage kann für die Karpfen sogar noch unauffälliger angeboten werden. Dafür gibt es ein paar recht simple Optionen, selbst für Einsteiger. Zunächst kann zwischen Montage und Hauptschnur ein 70-100 cm langes Leadcore (geflochtene Schnur mit Bleikern) montiert werden. Das kann einfach mit einer Schlaufe in die Hauptschnur eingeschlauft werden. Damit wird die Schnur in Ködernähe unauffällig und flach am Grund gehalten. Eine Möglichkeit ist auch, die Schnur auf den letzten 1-2 Metern vor dem Köder mit Bleischroten oder kleinen Knetblei-Kugeln (Tungsten-Putty) am Grund zu halten, die auf die Hauptschnur geklemmt bzw. geknetet werden.

Eine simple und zugleich clevere Option ist ebenfalls ein »Flying Backlead«. Also ein »fliegendes Absenkblei«. Dabei wird ein kleines Durchlaufblei mit einem Gewicht von etwa 5 bis 10 g freilaufend auf die Hauptschnur gefädelt. Bereits im Wurf trennt es sich von der Montage und rutscht dadurch auf der Schnur nach oben. Im Wasser hält dieses kleine Gewicht die Schnur dann auch etwas weiter vom Köder entfernt am Grund und verhindert so, dass die Karpfen sie berühren.

Bild: J. Müller

Leadcore, mit Bleischrot bzw. Knetblei beschwerte Schnur, oder ein „Flying Backlead“: All dies sind einfache Möglichkeiten, die Schnur in der Nähe des Köders sauber auf den Boden zu pinnen.

Gut abgesenkt ist halb gefangen

Wer beim Karpfen-Ansitz mit Bootsverkehr, Badegästen, Wasservögeln oder Treibgut rechnen muss, für den empfiehlt sich, die Schnur komplett, also schon direkt in Ufernähe, abzusenken. Gerade jetzt im Herbst ist so eine Zeit, wo die abgesenkte Schnur punktet: Wasserpflanzen sterben ab und zusätzlich liegt oft eine Menge Laub auf dem Wasser. All das treibt mit dem Wind über das Gewässer und zwangsläufig dann in die Schnur, wodurch im schlimmsten Fall der Köder verzogen wird. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit für einen Fehlbiss, wenn dann tatsächlich ein Karpfen beißt. Denn, wird die Montage über den Boden gezogen, sammelt der Haken gerne Laub oder Kraut ein und greift dann beim Biss nicht mehr. Besonders in Fließgewässern und Kanälen ist das Absenken häufig ebenfalls sinnvoll – auch weil hier besonders oft reger Bootsverkehr herrscht.

Dafür gibt es spezielle Absenkbleie, die meist  etwa 5-30 g schwer sind. Nach dem Wurf hängt man dieses Absenkblei (Backlead) einfach in die Hauptschnur ein und lässt es an gespannter Leine von der Rute ins Wasser zum Grund gleiten. Dadurch zieht es die Schnur schon direkt vor der Rutenspitze zum Boden. Sie läuft so unauffällig über den Grund. Das verringert das Risiko von Schnurschwimmern und Treibgut in der Schnur sehr effektiv. Im Drill rutscht das Gewicht dann bis zur Montage und stört kaum im Drill. Im Handel gibt es eine gute Auswahl an Absenkbleien, teils auch mit Schnur-Clips und Sicherungsleinen. Man kann Backleads aber auch einfach selbst aus einem Wirbelblei bauen. Probieren Sie es doch einmal aus!

Bild: F. Pippardt

Ein Absenkblei (oder „Backlead“ genannt), sorgt dafür, dass die Schnur nah am Grund entlang läuft. Sie kommt damit den Fischen (und auch Treibgut und Schiffen) weniger in die Quere.

Wer nicht extra Backleads kaufen möchte, kann sie auch einfach aus kleinen Bleien und einem Karabiner oder einer Büroklamer selbst herstellen.

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