Graskarpfenangeln: Fängige Methoden für spektakuläre Drills

Tropische Temperaturen am Tag, Mückenbisse am Abend, schweigende Bissanzeiger – vielen Karpfen­anglern graut es vor der Sommerzeit. Das muss nicht sein, denn während Schuppis und Spiegler ihre Mäuler jetzt lieber ge­schlossen halten, kommt beim Graskarpfenangeln so richtig Freude auf. Von Daniel Konopatzki

Graskarpfenangeln ist nicht einfach. Eine Fanggarantie gibt es nicht. Aber mit den Tipps von Daniel Konopatzki kommen Sie dem spektakulären Drill einen großen Schritt näher.

Bild: Blinker/D. Konopatzki

Graskarpfenangeln ist nicht einfach. Eine Fanggarantie gibt es nicht. Aber mit den Tipps von Daniel Konopatzki kommen Sie dem spektakulären Drill einen großen Schritt näher.

Wenn im Hochsommer viele Schuppen- und Spiegelkarpfen lieber in der Sonne dösen, statt unsere Köder einzusaugen, gibt es eine Karpfenart, auf die sich jetzt ein Ansitz besonders lohnt – der Graskarpfen. Ich habe mich in den vergangenen Jahren beim gezielten Graskarpfenangeln im Hochsommer auf diesen Fisch konzentriert.

Sobald die Wassertemperatur weit über 20 Grad Celsius beträgt und die Seen windstill vor uns liegen, angle ich gezielt auf die torpedoförmigen Fische mit den enormen Kräften. In dieser Zeit ist es oft schwierig, einen Spiegel- oder Schuppenkarpfen zu fangen, sodass Karpfenangler häufig sogar von einem „Sommerloch“ sprechen, das ich gerne mit ein paar tollen Graskarpfen-Fängen fülle, denn Graser lieben diese warmen Bedingungen.

Augen auf beim Graskarpfenangeln

Zuallererst ist es wichtig, ein Gewässer zu finden, in dem überhaupt Graskarpfen vorkommen. Diese kann man eigentlich recht gut erkennen. Da sich Graskarpfen im Hochsommer häufig an der Gewässeroberfläche aufhalten und regelrecht Sonnenbäder nehmen, verraten sie sich durch ihre kleinen, dreieckig geformten Rückenflossen, die an der Wasseroberfläche herausschauen.

Ein Graskarpfen genießt die Sonne an der Oberfläche. Nun muss er nur noch unseren Köder finden und einsaugen.

Bild: Blinker/D. Charman

Ein Graskarpfen genießt die Sonne an der Oberfläche. Nun muss er nur noch unseren Köder finden und einsaugen.

Von einem Baum, Berg oder anderen erhöhten Aussichtspunkt am Gewässer kann man sie an der Oberfläche herumziehen sehen. Dazu eignet sich auch gut eine Polbrille. Sie entspiegelt die Oberfläche und gewährt tiefere Einblicke ins Gewässer. Natürlich kann man sich auch beim Verein und deren Mitgliedern schlau machen und einige Infos zu diesem Fisch einholen.

Tipp: Explosion in Ufernähe

Graskarpfen gelten nicht als die größten Kämpfer und lassen sich meist ohne großen Druck herandrillen. Sobald sie allerdings den Kescher sehen, explodieren diese Kraftpakete in direkter Ufernähe und testen das Gerät bis zum äußersten Limit. Wenn sie in Ufernähe noch nicht ihre wahre Kraft zeigen, dann ist das beim Keschern oder am Ufer meist der Fall. Deshalb ist eine gut gepolsterte Abhakmatte Pflicht.

Sobald die Graser den Kescher sehen, geben sie noch mal alles, um zu entkommen.

Bild: Blinker/D. Charman

Sobald die Graser den Kescher sehen, geben sie noch mal alles, um zu entkommen.

Füttern mit Partikelmix

Einen wichtigen Bestandteil der Vorbereitung auf erfolgreiches Graskarpfenangeln bildet das Anlegen des Futterplatzes. Vor meinem geplanten Ansitz füttere ich zwischen drei- und fünf Mal an. Das sind täglich einmal ungefähr fünf bis zehn Kilo. Das hört sich im ersten Moment viel an, ist aber für eine kleine Gruppe von Graskarpfen nur ein bescheidener Happen. Graser sind dafür bekannt, dass sie in kurzer Zeit sehr viel fressen können. Wenn ich in Ufernähe angeln will, lege ich den Futterplatz mit der Wurfschaufel an. Auf weite Distanzen verwende ich eine Futterrakete.

Die Futtermischung besteht aus Hartmais und Tigernüssen.

Bild: Blinker/D. Konopatzki

Die Futtermischung besteht aus Hartmais und Tigernüssen.

Zum Anfüttern setze ich auf eine Partikelmischung aus 70 Prozent Hartmais und 30 Prozent Tigernüssen. Natürlich kann man Graskarpfen auch an Boilies gewöhnen, doch das würde bei den Futtermengen eine sehr teure Angelegenheit werden. In Gewässern, in denen ohnehin viel mit Boilies geangelt und auch gefüttert wird, kommt es immer häufiger vor, dass Graskarpfen regelmäßig darauf gefangen werden. Partikel bieten sich hingegen eher an Gewässern an, an denen nur wenig mit Boilies geangelt wird.

Tipp zum Graskarpfenangeln – Haarvorfach richtig wählen

Da Graser ihre Nahrung eher vorsichtig und gemächlich aufnehmen, sollte man dafür sorgen, dass der Köder samt Haken leicht eingesaugt werden kann. Das gelingt gut mit einem sehr kurzen Haarvorfach.

Da Graser ihre Nahrung eher vorsichtig und gemächlich aufnehmen, sollte man dafür sorgen, dass der Köder samt Haken leicht eingesaugt werden kann. Das gelingt gut mit einem sehr kurzen Haarvorfach.

Bild: Blinker/D. Charman

Da Graser ihre Nahrung eher vorsichtig und gemächlich aufnehmen, sollte man dafür sorgen, dass der Köder samt Haken leicht eingesaugt werden kann. Das gelingt gut mit einem sehr kurzen Haarvorfach.

Angeln auf Graskarpfen mit Geflecht als Vorfach

Bei der Montage achte ich auf Kleinigkeit, die eine große Auswirkung auf meinem Erfolg haben. Ich verwende – wie auch beim Angeln auf Spiegel- und Schuppenkarpfen – eine Festblei-Montage. Mein Vorfach besteht aus 20 bis 25 Zentimetern geflochtener Schnur.

Doch beim Blei verwende ich ein deutlich höheres Gewicht und angle mit 110 bis 140 Gramm schweren Bleien. Auf diese Weise gehe ich sicher, dass der Selbsthak-Effekt funktioniert und der Haken auch im sehr harten, knöchrigen Maul des Graskarpfens greift.

Selbstverständlich und ganz wichtig ist, dass ein scharfer Karpfenhaken verwendet wird, der nach jedem Biss kontrolliert wird. Lieber wechsle ich einmal mehr den Haken, als den Fisch durch einen Fehlbiss oder ein Ausschlitzen im Drill zu verlieren.

Die Rollenbremsen sollten so eingestellt sein, dass der Graser bei seinen kräftigen Fluchten immer wieder Schnur nehmen kann.

Bild: Blinker/D. Konopatzki

Die Rollenbremsen sollten so eingestellt sein, dass der Graser bei seinen kräftigen Fluchten immer wieder Schnur nehmen kann.

Große Bedeutung in unserer Montage hat auch das Boilie-Haar. Ich lasse es zirka einen Zentimeter vom Haken abstehen und ziehe zwei bis drei Tigernüsse oder bis zu fünf Maiskörner auf. Von den Tigernüssen entferne ich oft mit einem Messer die Schale. Unter ihrem natürlichen Mantel sind sie weiß und somit auffälliger für den Fisch. Beim Beködern greife ich nicht zu Boilie-Nadeln, sondern verwende spezielle Partikel-Nadeln. Sie sind etwas dünner und verhindern das Einreißen der Partikel. Grundsätzlich weicht diese Montage nicht viel von einer herkömmlichen Karpfenmontage ab.

Als Hakenköder verwendet der Autor zwei bis drei Tigernüsse, die er aufs Haarvorfach zieht.

Bild: Blinker/D. Konopatzki

Als Hakenköder verwendet der Autor zwei bis drei Tigernüsse, die er aufs Haarvorfach zieht.

Scheue Graser

In Seen sieht man Graskarpfen nur selten in der Uferzone. Wenn es doch einmal der Fall ist, staunen Angler häufig über die Größe dieser Asiaten. Aber so aufregend dies auch sein mag, Graskarpfen fressen nur selten in Ufernähe. Zwar umkreisen sie manchmal einen Köder, steigen vielleicht sogar einmal auf, um ihn genauer zu inspizieren, bevor sie wieder in die Mitte des Sees abtauchen. In sicherem Abstand zum Ufer verlieren sie dagegen oft ihre Vorsicht. Wenn man nun mit einer Selbsthak-Montage und den richtigen Hilfsmitteln zum Füttern auf Distanz zu Werke geht, stellt sich der Erfolg beim Graskarpfenangeln leichter fangen.

Amurkarpfen sind sehr vorsichtige Fresser, die einen Köder nur sehr langsam einsaugen. Und die Zeit des perfekten Anhiebs zu planen, gelingt nicht immer. Ein ins Leere gegangener Anhieb verscheucht meist nicht nur den einen Fisch, sondern den ganzen Schwarm.

Faktencheck Graskarpfen

Graskarpfen (Weißer Amur, Grasfisch) Ctenopharyngodon idella

  • Maximale Körperlänge: 130 Zentimeter
  • Körperbau: gestreckter, fast spindelförmiger Körper; leicht unterständiges, hartes Maul; große Schuppen; strahlenförmige Rillen an den Kiemen
  • Lebensraum: ruhig fließende, tiefe Flüsse und Seen, bevorzugt warme Wassertemperaturen
  • Herkunft: ursprünglich China, in Europa und Amerika zur Bekämpfung von Wasserpflanzen besetzt
  • Fortpflanzung: geschlechtsreif nach vier bis acht Jahren (je nach Wassertemperatur), Eiablage über kiesigem Untergrund
  • Nahrung: vor allem ­Wasserpflanzen, Kleinlebewesen wie Muscheln, Schnecken und Insektenlarven

Graskarpfen können bis zu 1,30 Meter lang werden und sind im Sommer sehr aktive Fische.

Bild: BLINKER/J.Scholz

Graskarpfen können bis zu 1,30 Meter lang werden und sind im Sommer sehr aktive Fische.

Graskarpfenangeln mit großem Futterteppich

Ein Graskarpfen frisst hektisch und viel, vor allem wenn er große Mengen Nahrung vorfindet. Eine ideale Grundlage für solch einen Fressrausch schaffen wir mit unserem großen Futterteppich. Beim Fressen der Partikel bleiben Graser oft senkrecht zum Gewässergrund stehen und saugen den Boden leer.

Nehmen sie dabei unseren Hakenköder auf, bemerken sie durch ihr hartes Maul anfangs oft nicht, dass sie leicht angehakt sind. Aus diesem Grund sind Graskarpfenbisse sehr vorsichtig, sodass der elektronische Biss­anzeiger oft nur einige Piepser von sich gibt. Erst wenn man den Anhieb setzt und der Haken im Fischmaul greift, reagiert der Amur und zeigt seine ganze Kraft.


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