Fragt man Angler nach der besten Jahreszeit für einen Versuch auf Karpfen, bekommt man häufig folgende Antwort: Ganz eindeutig der Sommer. Für diese Meinung werden meist folgende Argumente angeführt: Karpfen mögen warmes Wasser und seien deshalb in dieser Zeit so richtig aktiv. Man könne sie im Sommer auch ziemlich häufig an der Wasseroberfläche beobachten. Ich sehe die Sache ganz anders.
Für mich ist der Sommer eindeutig die schwierigste Zeit fürs Karpfenangeln – ganz anders als beim Karpfenangeln im Herbst. Das hat mehrere Gründe. Im Sommer sind die Gewässer voll mit natürlicher Nahrung. Krebse, Muscheln, Mückenlarven – alles ist im Übermaß vorhanden. Die Karpfen sind auf unser Futter beziehungsweise auf unsere Köder nicht angewiesen.
Vor allem in Gewässern, die unter einem stärkeren Angeldruck stehen, bedienen sich die großen und erfahrenen Exemplare lieber am „natürlichen Buffet“ als an von Anglern angelegten Futterplätzen, mit denen sie Gefahr verbinden. Meine Aufzeichnungen aus den vergangenen Jahren belegen eindeutig diese These: Im Sommer ist das Durchschnittsgewicht meiner gefangenen Karpfen deutlich geringer als im Frühling oder eben beim Karpfenangeln im Herbst.
Karpfenangeln im Herbst: Definitiv besser als im Sommer!
Hinzu kommt, dass man während der Sommermonate in Bezug auf Futter und Köder nicht nur mit der Natur, sondern auch mit vielen anderen Anglern konkurriert. Wann sind die meisten Angler am Wasser? Klar, wenn die Wetterbedingungen angenehm sind. Und das ist nun mal im Sommer besonders häufig der Fall. Die Kollegen bringen Futter ins Gewässer und legen ihre beköderten Karpfenmontagen aus. Auch dadurch werden die Chancen auf einen guten Fang nicht besser. Außerdem kann ich in den Sommermonaten meine favorisierten Stellen gar nicht befischen, weil sie besetzt sind – entweder von Anglern, von Sonnenanbetern und manchmal auch von Badegästen.
Ihr seht, so toll ist der Sommer, abgesehen vom Wetter, für uns Angler nun doch nicht.
Im Herbst hingegen sieht die Sache anders aus: Wenn es regnet und windet, bleiben die Schönwetter-Angler und Badegäste zu Hause – die Ufer der Gewässer sind meist wie leergefegt. Man ist bei der Stellenwahl also deutlich variabler. Und auch beim Nahrungsangebot hat sich das Bild gewandelt. Die Wassertemperaturen gehen in den Keller und damit ist auch der Tisch für die Karpfen nicht mehr so reichhaltig gedeckt wie noch vor ein paar Monaten.
Gleichzeitig merken die Karpfen, dass es höchste Zeit wird, sich Reserven für den nahenden Winter zuzulegen. Sie werden also verstärkt auf Nahrungssuche gehen und sind nun auch wieder auf unser Futter angewiesen. Das gilt auch für die großen, vorsichtigen Exemplare, auf die wir es abgesehen haben. Meine Fangbücher belegen eindeutig, dass im Herbst und besonders im Spätherbst vermehrt große Karpfen gefangen werden.
Entscheidend ist die Platzwahl beim Karpfenangeln im Herbst
Waren im Frühjahr noch die Flachzonen erfolgsversprechend, sind im Herbst tiefere Spots die bessere Wahl. Das Oberflächenwasser kühlt mit sinkenden Außentemperaturen schnell ab und die unteren Wasserschichten werden von den Karpfen nun regelmäßiger aufgesucht. Der Wind und die Temperaturen werden zu einem wichtigen Faktor beim Karpfenangeln im Herbst. Abgestorbene Krautbänke, Muschelbänke oder Totholz, sind nun ideale Plätze. Weht zusätzlich noch ein leicht auflandiger Wind, sind die besten Bedingungen gegeben, um sich gegen die bequeme Couch und für einen Ansitz zu entscheiden.
Mehrere Futterplätze
Bricht der Herbst herein sollten kleine Futterplätze an unterschiedlichen Stellen angelegt werden. Wenn sich an einer Stelle nichts tut, kann man so schnell einfach zum nächsten Futterplatz wechseln. Außerdem kann man so auf Wind und Wetter flexibel reagieren. Das tagelange Anfüttern sollte man sich beim Karpfenangeln im Herbst abgewöhnen. Die Fische sind aktiv, sie ziehen im Gewässer umher und wechseln oftmals ihren Standort – wir sollten uns anpassen!
Einfache Rigs
Investiert nicht zu viel Zeit, um Euch Gedanken über Rigs zu machen. Konzentriert Euch lieber auf die Montagen, zu denen Ihr in der Vergangenheit Vertrauen entwickelt habt. Autor Torben Seemann setzt im Herbst auf ein Rig, dass ihm in dieser Zeit schon häufig vor einem Schneidertag bewahrt hat: das Chod-Rig. Denn im Herbst geht das Kraut zurück und hinterlässt oftmals schlammigen Grund. Dann sorgt das Rig dafür, dass der Hakenköder über dem Kraut- und Schlammteppich schwebt und es wird von den Karpfen zudem sehr gut wahrgenommen.
Der richtige Köder beim Karpfenangeln im Herbst
Die Wahl des richtigen Köders spielt beim Karpfenangeln eine entscheidende Rolle. Fragt andere Angler mit welchen Ködern sie im Herbst die besten Erfahrungen gemacht haben. Jede zusätzliche Information hilft uns, am Angeltag erfolgreich zu sein. Torben Seemann setzt stets auf hochwertige Boilies oder rollt sie von vornherein selber. Hochwertige Inhaltsstoffe sorgen dafür, dass die Fische die Boilies langfristig akzeptieren. Im Herbst macht es zudem durchaus Sinn, auf Partikel wie Mais oder Tigernüsse als Hakenköder zurückzukommen.
Kurze Trips
Man muss im Herbst nicht zwingend nur nachts angeln. Auch kurze Trips am Tage sind möglich. Besonders die frühen Morgenstunden, in denen oftmals noch der Frühnebel über dem Gewässer liegt, sind vielversprechend. Oftmals gehen aber auch Karpfen am frühen Nachmittag, wenn das Temperaturmaximum des Tages erreicht wurde, an den Haken.
Die richtige Ausrüstung
Logisch, dass bei Regen, Sturm und niedrigen Temperaturen wetterfeste Kleidung notwendig ist. Nur so kann man den widrigen Wetterbedingungen trotzen. Man sollte lieber etwas zu viel anziehen als zu wenig – ausziehen kann man immer! Denn wer beim Karpfenangeln nass und durchfroren am Wasser kauert, kann das Angeln nicht mehr genießen. Wenn Ihr plant nachts zu angeln, ist ein guter Gaskocher Pflicht. Ein warmer Kaffee am Morgen hat so manch kalte Nacht vergessen lassen.
Experten-Tipp: Tarnung!
Mit voranschreitendem Herbst und mit Blick auf den Winter, wird das Wasser immer klarer. Die Wassereintrübung nimmt mit sinkenden Temperaturen ab. Das bedeutet: die Karpfen haben eine bessere Sicht, sie erkennen die Montagen und die Schnüre viel schneller! Das Benutzen von getarnten Bleien und monofilen Leadern kann den Fangerfolg daher steigern. Das klare Wasser hat zudem den Vorteil, dass auch der Angler einen viel besseren Einblick in die Wasserwelt erhält. Plateaus, abfallende Kanten und die Grenzen der Krautfelder sind besser ersichtlich und leicht auszumachen. Wenn möglich, nutzt ein Boot zum Erkunden des Gewässers – es wird sich lohnen.