Der Winter kommt in großen Sprüngen. Die Außentemperatur fällt und mit ihr sinkt auch die Wassertemperatur. Die meisten Karpfenangler zieht es nun nicht mehr raus ans Wasser, sie verstauen ihr Tackle im Keller und tauschen das Zelt gegen den warmen Platz am Kamin. Damit verpassen sie allerdings gute Fangchancen, denn auch in der kalten Jahreszeit kann ein Ansitz auf Karpfen erfolgreich sein. Man muss seine Strategie nur den Bedingungen anpassen. Karpfenexperte Torben Seemann hat neun Tipps parat, damit sich der Erfolg auch beim Karpfenangeln im Winter einstellt.
Karpfenstandorte im Winter finden
Die sinkenden Wassertemperaturen veranlassen die Fische dazu, ihren Stoffwechsel herunterzufahren. Die sie kaltblütig sind, sinkt auch ihre Körpertemperatur und damit ihre Aktivität. Sie schwimmen nicht mehr soviel umher und verbrauchen sehr wenig Energie. Sie schalten praktisch in eine Art „Energiesparmodus“ um. Die Fressphasen sind nur noch kurz. Daher ist es wichtig, die richtigen Zugruten der Fische auszumachen und an den richtigen Spots die Köder zu platzieren. Um diese zu finden, sollte man zunächst seinen Spot ausloten und Spurenlesen betreiben. Wie Du dabei vorgehen solltest, verraten wir in den nachfolgenden Punkten.
Karpfenangeln im Winter beginnt mit Spurenlesen
Die meisten Fische verraten ihre Lieblingsplätze früher oder später von ganz alleine. Am besten bringst Du ein wenig Zeit mit, in der Du das Gewässer intensiv erforscht. Im Sommer ist es einfacher, die Fische können auch durch Futtergaben auf unseren Hakenköder aufmerksam gemacht werden. Im Winter müssen wir die Fische finden! Besser ist es, wenn wir ihre Standorte und Zugrouten noch aus dem Herbst kennen und so bereits einen Anhaltspunkt haben.
Springende oder rollende Fische werden mit den sinkenden Temperaturen seltener. Besonders in den frühen Morgen- und Abendstunden sollten wir unsere Augen offen halten. Auch im Winter verraten aufsteigende Blasen die Standorte der Karpfen. In den Regionen sollte man anschließend intensiv loten, so merkt man auch schnell, ob es sich fälschlicherweise um Faulschlammblasen handelt.Ausloten
Um das Ausloten kommst Du im Winter nicht herum. Im Idealfall findest Du dabei Erhöhungen, Plateaus oder Unregelmäßigkeiten im Gewässer. An diesen Stellen werden die Köder platziert. In den tieferen Bereichen des Gewässers sind die Temperaturen konstant und wärmer. Das liegt daran, dass Wasser seine höchste Dichte bei 4°C hat und sich diese Temperatur deswegen am Gewässergrund einstellt. Es lohnt sich daher, dort zu angeln – auch dann, wenn es an der Oberfläche deutlich kälter ist.
Das richtige Futter beim Karpfenangeln im Winter: Qualitativ füttern!
Natürlich fressen die Karpfen auch im Winter, aber lange nicht mehr so viel wie noch im Herbst. Deshalb gilt es das angebotene Futter sorgfältig auszuwählen. Es sollte leicht verdaulich sein und sich schnell im Wasser auflösen. Ich setze im Winter auf einen Mix aus Pellets, Hanf und Weizen. Dem Futter füge ich Boilies zwischen 8 bis 20 Millimeter hinzu. Das dosierte Anfüttern vor dem Angeltag erhöht die Chancen auf einen Fangerfolg.
Futterplätze beim Karpfenangeln im Winter
Am Angeltag füttert man behutsam. Hochauflösendes und hochwertiges Futter lockt die Karpfen schnell auf den Platz. Ich füttere teilweise punktuell mit Grundfutter und benutze dafür PVA-Beutel. Diese erzeugen im Wasser nach dem Auflösen eine unwiderstehliche Wolke. Kleine Futterplätze und wenig Futter sind der Schlüssel zum Erfolg.
Karpfenmontage für Winterkarpfen
Im Winter verkürze ich das Rig. Die Karpfen bewegen sich nicht mehr so viel. Das gilt auch bei der Nahrungsaufnahme, deshalb wähle ich ein kurzes Rig. Es lässt dem Karpfen wenig Möglichkeiten mit dem Köder zu spielen und gewährleistet einen schnellen Kontakt zum Blei und schlussendlich einen sauberen Selbsthakeffekt.
Kleine Köder für Winterkarpfen
Ich setze in der kalten Jahreszeit häufiger auf kleine Köder beim Karpfenangeln, da die Weißfischaktivität im Winter deutlich abnimmt. Boilies in den Größen 10 bis 16 Millimeter und Hakengrößen von 6 bis 8 kommen dann zum Einsatz. Als Hakenköder setze ich besonders bei kurzen Ansitzen auf Pop-Up Boilies, die ich zusätzlich in Dips einlegen. Die Dips sollten auf Alkoholbasis konzipiert sein, sodass die Inhaltsstoffe auch bei kalten Temperaturen gut im Wasser freigesetzt werden. Partikel wie Mais oder Tigernüsse als Hakenköder sind eine gute Alternative und auf jeden Fall ein Versuch wert.
Die richtige Ausrüstung
Du kannst alles noch so gut vorbereiten und am richtigen Platz sitzen: Wenn Du anfängst zu frieren, macht das Angeln keinen Spaß. Essenziell ist daher die richtige und warme Ausrüstung. Neben einem guten Karpfenzelt, einem dicken Schlafsack und ausreichend Wechselklamotten ist auch eine Zeltheizung zu empfehlen. Ein Gaskocher für warmes Essen und den Kaffee am Morgen steigert die Motivation ungemein.
Das Durchhaltevermögen entscheidet!
Karpfenangeln im Winter ist sicherlich eine spezielle Herausforderung. Am schwierigsten fällt es, sich überhaupt motivieren zu können loszugehen, auch nach einer Nacht ohne Zielfisch nicht zu verzweifeln und alles zu hinterfragen. Jeder Winterkarpfen ist ein hartes Stück Arbeit.
Daher ist neben einer guten Vorbereitung und der richtigen Platzwahl besonders Dein Durchhaltevermögen gefragt. Eine gesunde Portion Selbstvertrauen und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten werden Dich auch im Winter zum Zielfisch führen. In diesem Sinne viel Erfolg beim Karpfenangeln im Winter und Petri Heil!