Karpfenangeln in klaren Gewässern : Zielsicher zum Erfolg
Eigentlich ist der gezielte Fang von Karpfen mit modernen Methoden nicht wirklich ein schwieriges Unterfangen. Und trotzdem ist es nicht von der Hand zu weisen, dass die Fänge in den letzten Jahren spürbar nachgelassen haben. Ein Grund dafür ist sicherlich der zunehmende Angeldruck. Selbst dort, wo noch vor wenigen Jahren nur sporadisch auf Karpfen gefischt wurde, geben sich heute die Angler die Klinke in die Hand. Man wird also kaum noch ein Gewässer finden, in dem die Karpfen nicht unter einem mehr oder weniger hohen Befischungsdruck stehen. Diese ständige Konfrontation mit den Montagen der Angler ist an den Fischen nicht spurlos vorbeigegangen. Und so manch eine negative Erfahrung trägt ihr Übriges dazu bei, dass die Fische bei der Suche und Aufnahme ihrer Nahrung deutlich vorsichtiger zu Werke gehen. Die richtige Strategie, um erfahrene und misstrauische Karpfen zu fangen, beginnt schon beim Verhalten des Anglers am Wasser. Man muss immer bedenken, dass das Seitenlinienorgan und die Schwimmblase des Karpfens extrem sensibel auf Schwingungen im Wasser reagieren. Demnach ist die weit verbreitete Praxis, Zeltheringe und Rutenhalter mit Hilfe eines Hammers in den Boden zu schlagen, ein absolutes No Go. Für das feine Gehör der Fische muss sich das in etwa so anhören, als würde direkt neben ihnen eine Horde wild gewordener Elefanten vorbeistampfen. Aber nicht nur auf solche extrem lauten Störgeräusche reagieren die Karpfen negativ: Halten sie sich in Ufernähe auf, können sie es sogar wahrnehmen, wenn der Angler mit seinen Gummistiefeln unvorsichtig auftritt. Und auch bei Steganlagen und kiesigem Ufer sollte man jeden Schritt mit Bedacht setzen. Denn diese Untergründe leiten die entstehenden Schwingungen sehr gut ans Wasser weitergeleitet.
Flach im Frühjahr
Gerade im Frühjahr angle ich sehr gerne in Ufernähe, weil sich das Wasser dort zuerst erwärmt. Die Karpfen suchen diese Bereiche dann gezielt auf. Bei dieser Angelei baue ich mein Tackle nicht direkt am Ufer auf. Lediglich meine Ruten stehen dann unmittelbar an der Uferkante. Sie fragen sich vielleicht, was ich mit dieser Vorgehensweise bezwecke. Ganz einfach, ich habe zu dieser Jahreszeit häufig fressende Fische direkt vor meinen Füßen entdeckt.
Und was passieren kann, wenn man am Ufer auch nur den kleinsten Fehler macht, durfte ich am eigenen Leib erfahren: Direkt nach meiner Ankunft am See hatte ich bei einem Gang ums Gewässer einige kapitale Karpfen ausgemacht. Diese Gruppe, es waren vielleicht sechs oder sieben Fische, befand sich nur wenige Meter vom Ufer entfernt. Im klaren Wasser konnte ich deutlich erkennen, dass die Fische auf Futtersuche waren und sich deutlich in eine bestimmte Richtung vorarbeiteten. Diese Chance wollte ich mir nicht entgehen lassen. In Windeseile waren die Ruten montiert und vorsichtig in Zugrichtung der Karpfen platziert. Natürlich wahrte ich einen ausreichenden Sicherheitsabstand zu den gründelnden Fischen. Gebannt harrte ich der Dinge, die da kommen sollten. Kurze Zeit waren die ersten Karpfen des Trupps in Sicht. Sie durchwühlten auf dem Kopf stehend und ohne einen Anflug von Misstrauen den weichen Boden der Uferregion. Dann schwammen sie ein Stück weiter und nahmen sich den nächsten Abschnitt vor. Ruhig und absolut bewegungslos stand ich hinter den Ruten an der Uferkante. Als die Fische nur noch wenige Meter von mir entfernt waren, passierte es: Plötzlich erschrak ein Fisch und nahm Reißaus. Und nur Sekundenbruchteile später folgten ihm auch die restlichen Fische.
Im ersten Moment verstand ich die Welt nicht mehr. Was hatte ich falsch gemacht? Schließlich hatte ich völlig bewegunsglos bei den Ruten gestanden. Eigentlich hätte ich auf die Karpfen wie ein kleiner Baum oder Busch am Ufer wirken müssen. Aber dann fiel mir auf, dass es an diesem Uferabschnitt überhaupt keine Bäume oder Büsche gab. Weil sich hinter mir eine Rasenfläche befand, war ich für die Fische ein leicht auszumachendes und unnatürliches Objekt. Und da es sich bei diesem See nicht gerade um ein jungfräuliches Gewässer handelte, hatte ich damit alle Fangchancen verspielt. Wäre ich in die Hocke gegangen, hätten mich die Karpfen wahrscheinlich nicht entdeckt. Diese Vermutung konnte ich leider nicht mehr überprüfen, weil sich an diesem Tag kein Fisch mehr blicken ließ.
Schreckhafte Rüssler
Allerdings gibt es auch noch andere Gründe, warum Karpfen, die gerade eben noch vertrauensvoll gründelten, unvermittelt das Weite suchen. Gespannte Schnüre können auf die Fische nämlich wie Stolperfallen oder Alarmanlagen wirken. Ziehen _die Karpfen durchs Gewässer, lassen sich Schnurkontakte kaum vermeiden, besonders wenn man eine Schnur aus Fluorocarbon oder anderen durchsichtigen Materialien verwendet. Ich habe einmal _beim Angeln mit gespannter Schnur einen Vollrun bekommen. Der Verursacher hing allerdings nicht am Haken, sondern war in Ufernähe in die gespannte Schnur geschwommen. Bei seiner Flucht blieb er für einige Sekunden in der Hauptschnur hängen. Nachteilige Durchhänger Dieses Erlebnis hat bei mir zum Umdenken geführt. In der Folgezeit versuchte ich es zunächst mit durchhängenden Schnüren. So wurde das Risiko eines Schnurschwimmers verringert. Allerdings bekam ich auch die Nachteile dieser Technik zu spüren, denn die Zahl der Fehlbisse stieg rapide an. Weil die Karpfen häufig auf mich zuschwammen, erkannte ich die Bisse zu spät oder überhaupt nicht. Dabei muss ich erwähnen, dass es beim Angeln mit durchhängenden Schnüren häufiger passieren wird, dass der Fisch nach dem Biss Kurs in Richtung Angler nimmt. Denn in den meisten Fällen flüchtet der Fisch gegen die Zugrichtung der Schnur. Und da bei einer schlaffen Schnur kein Druck ausgeübt wird, kommt es häufiger zu den ungeliebten Fallbissen. Nimmt der Karpfen einen Richtungswechsel vor, kann es passieren, dass er sich vom Haken befreit. Von daher ist die Strategie mit schlaffer Schnur nur etwas für die Angelei direkt am Ufer. Denn dabei stürmt der Fisch bei einem Biss sofort ins tiefe Wasser, also vom Angler weg. Um Schnurkontakte zu verhindern, verwende ich ein sinkendes Leadcore-Vorfach. Dabei handelt es sich um ein Geflecht mit Bleikern. Es ist schwer und gleichzeitig abriebfest. Bevor ich diese Montage anknüpfe, fädele ich noch einen Fadenstopper sowie ein frei gleitendes Absenkblei, auch Flying Backlead genannt, auf die Hauptschnur. Der Stopper wird je nach Bodenstruktur zwischen 5 und 25 Meter vor der Montage auf der Schnur fixiert. Das Flying Backlead rutscht beim Auswerfen bis zu diesem Stopper und hält nach dem Absinken die Schnur in Bodennähe. Um auf Nummer sicher zu gehen, verwende ich im Uferbereich noch ein zweites Absenkblei (Captive Backlead von Fox). Es wird nach dem Auswerfen einfach in die Schnur gehängt, dann lässt man es bis zum Grund gleiten. Zwei Dinge sollten Sie bei der Verwendung dieser Absenkstrategie allerdings noch beachten: Nutzen Sie hierzu nur sehr leichte Swinger oder Hanger und straffen Sie ihre Schnüre so stark, dass dabei keins der Absenkbleie angehoben wird. Wenn Sie sich an klaren Gewässern, die stark befischt werden, möglichst unauffällig verhalten und auch die Schnur von den Karpfen fernhalten, sind Sie den anderen Anglern, die nur ihr gewohntes Programm abspulen, mindestens einen Schritt oder auch einen kapitalen Karpfen voraus. [box_image_title imageurl=“/content/uploads/17112/Daiwa-Windcast-Carp-3.0lb-3.90m-10727.XL_.jpg“ title=“Unsere angeln.de-Kaufempfehlung“] Dünn, schnell, zielgenau und grosse Kraftreserven das sind die Merkmale dieser Karpfenruten-Serie von DAIWA. Der schlanke Kohlefaserblank aus Woven Kohlefaser macht nicht nur optisch einen hervorragenden Eindruck kann man doch enorme Wurfweiten mit diesen Ruten erzielen. HIER geht’s zum Angebot [/box_image_title]
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