Mit Speck fängt man Mäuse – diesen Spruch hat wohl jeder schon einmal gehört. Bezogen aufs Karpfenangeln müsste er ein bisschen anders lauten: „Mit Futter fängt man Karpfen“ ist dann die passende Variante. Denn bei der Angelei auf kapitale Rüssler steigert Futter die Chancen auf einen Biss gewaltig. Ein paar Boilies, Pellets oder Partikel am Platz sind gut. Aber noch besser stehen die Chancen, wenn sich eine Portion Futter in unmittelbarer Nähe des Hakenköders befindet. Denn so werden die Karpfen genau dorthin gelockt, wo wir sie haben wollen: ganz nah an den Köder. Dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis der Fisch den Boilie am Haar eingesaugt hat und der Bissanzeiger kreischt. Aber wie kann man es bewerkstelligen, dass das Futter möglichst nahe beim Köder liegt? Nach dem Auswerfen der Karpfenmontage mit der Kelle ein paar Portionen Futter nachzulegen, ist nicht besonders präzise, und auch der geübteste Wurfrohr-Schütze wird kaum so genau zielen können, dass sich die Boilies nach dem Absinken direkt beim Köder befinden. Hinzu kommt, dass Drift und Strömung die Kugeln versetzen können. Viel anders sieht es da beim Karpfenangeln mit PVA aus. In diesem Artikel zeigen wir Dir, was es bei der Anwendung zu beachten gibt.
Punktlandung beim Karpfenangeln mit PVA
PVA sind die drei Zauberbuchstaben für eine genaue Futterpräsentation. Sie sind die Abkürzung für Polyvinyl Alkohol. Dabei handelt es sich um ein wasserlösliches Material, das in unterschiedlichen Formen und unter verschiedenen Bezeichnungen in der Industrie verwendet wird. Die Entdeckung von PVA als Hilfsmittel für die Karpfenangelei liegt schon einige Jahre zurück. Ich kann mich erinnern, dass zu Beginn meiner Zeit als Karpfenangler zunächst fast ausschließlich PVA-Schnüre erhältlich waren, auf die man ganze oder halbierte Boilies ziehen konnte. Ein mit Futter bestücktes Stück PVA-Schnur wird als Stringer bezeichnet. Nach dem Auswerfen und Absinken der Montage löst sich die PVA-Schnur im Wasser auf und direkt neben der Montage liegen die Futterboilies am Gewässergrund. Punktgenauer kann man die Futterkugeln beim Karpfenangeln mit PVA nicht präsentieren.
Unterschiedliche Ausführungen
Der Siegeszug des praktischen PVA war nicht aufzuhalten und das Angebot an wasserlöslichen Materialien ist heute riesengroß. PVA ist übrigens nicht gleich PVA. Weil die Auflösungszeit von der Wassertemperatur abhängig ist, gibt es von einigen Firmen spezielles Sommer- und Winter-PVA. Das Sommer-PVA löst sich bei hohen Wassertemperaturen nicht so schnell auf. Sonst könnte es passieren, dass das PVA schon weg ist, bevor die Montage am Grund angekommen ist und sich das Futter aufgrund von Strömung ungewollt verteilt. Das Winter-PVA ist so konzipiert, dass es sich im kalten Wasser innerhalb eines kurzen Zeitraums auflöst und so das Futter ziemlich schnell freigibt. Die große Vielfalt der PVA-Produkte lässt sich in drei Gruppen unterteilen.
- Schnüre und Tapes
- Beutel
- Netzmaterial.
Diese Materialien besitzen unterschiedliche Eigenschaften und eignen sich für bestimmte Futtersorten und Einsatzgebiete.
Schnüre und Tapes
PVA-Schnüre (Strings) und PVA-Tapes werden wie schon beschrieben dazu verwendet, um Stringer herzustellen. Mit Hilfe einer langen Boilienadel, auch Stringer-Nadel genannt, kann man mehrere Boilies oder Boiliestücke aufziehen und sie auf die PVA-Schnur ziehen. Bei der Herstellung einer Stringers sollte man darauf achten, immer ein Stück Platz zwischen den Boilies zu lassen. Kleben die Kugeln auf der Schnur aneinander, kann es passieren, dass sich das PVA im Wasser nicht auflöst. Knoten in der PVA-Schnur wirken als Stopper und verhindern, dass die Boilies aneinander rutschen. Mittlerweile verwende ich anstelle von PVA-Schnur lieber PVA-Tape. Durch die größere Oberfläche löst sich das Tape im Wasser besser auf, und auch die Boilies des Stringers rutschen nicht so leicht hin und her.
PVA-Beutel
Mini-Pellets und kleine Partikel kann man nicht oder nur sehr mühsam auf eine wasserlösliche Schnur ziehen. Hier kommen beim Karpfenangeln die PVA-Beutel ins Spiel. Mit Hilfe dieser Beutel kann man dieses kleine Futter anbieten und kompakte Portionen herstellen. Auch die Montage lässt sich zusammen mit ein paar Pellets und Partikeln in den Beutel geben. Das hat gleich mehrere Vorteile: Das Paket lässt sich zum einen sehr gut auswerfen. Zum anderen ist die Montage sehr gut getarnt, weil Blei und Vorfach von den Partikeln und Pellets verdeckt werden. Bei Partikeln sollte man darauf achten, dass deren Oberfläche nicht zu feucht ist. Sonst kann es passieren, dass sich der Beutel schon am Ufer auflöst.
Eine mit Montage und Futter gefüllter PVA-Beutel eignet sich auch sehr gut für die Angelei in verkrauteten Bereichen. Weil der beköderte Haken im Beutel geschützt liegt, kann er sich beim Absinken nicht im Grünzeug verfangen. Hat sich der Beutel am Gewässergrund aufgelöst, liegt der Haken frei und kann beim Biss sicher im Maul des Karpfens greifen. Viele mit Aromen versehene Liquids sind PVA-freundlich. Das heißt, sie lösen das Material nicht auf. So kann man zusätzlich noch einen Schuss Dip in den Beutel geben, der am Platz für eine attraktive Geruchsfahne sorgt.
Netzmaterial (Mesh)
PVA-Netze oder PVA-Mesh wird meist auf einem Zylinder geliefert. So lassen sich die Netze einfacher befüllen. Man bindet am unteren Ende einen Knoten in das Netz und befüllt es über den Zylinder. Dann verschließt man es mit Hilfe eines weiteren Knoten. PVA-Netze gibt es in unterschiedlichen Durchmessern und mit verschiedener Maschenweite. Je nach Durchmesser kann man unterschiedliches Futter einsetzen: ganze und zerdrückte Boilies, Pellets, Partikel und sogar Maden kann man in das Netz füllen.
Ein schmales Netz lässt sich sehr gut beim Distanzangeln einsetzen, weil es gute aerodynamische Eigenschaften besitzt. Zur Befestigung des befüllten Netzes führt man den Haken durch das Gewebe. Das feine Netzmaterial löst sich im Wasser zuverlässig auf gibt den Köder frei. PVA-Netze werden auch bei der Herstellung sogenannter Baitsticks verwendet. Dazu kommt ein spezieller Mix aus Grundfutter zum Einsatz, den man als Stickmix bezeichnet. Das Grundfutter wird nur leicht angefeuchtet, damit es das PVA-Material nicht angreift und dann in das Netz gegeben. Mit Hilfe des Stopfers, der meist mit dem PVA-Mesh geliefert wird, komprimiert man das Futter und verschließt danach das Paket. Der fertige Baitstick wird entweder am Haken eingehängt, man kann ihn aber auch direkt auf das Vorfach ziehen.
Karpfenangeln mit PVA: So baut man einen Baitstick
1.) Um einen leckeren Baitstick herzustellen, benötigt man Grundfutter oder Stickmix und PVA-Netzmaterial.
2.) Zunächst füllt man die Trockenmischung in einen Eimer.
3.) Nun gibt man etwas Wasser hinzu. Achtung: Das Futter darf nicht zu feucht sein, sonst löst sich das PVA auf.
4.) Dann wird das Ganze gut durchgemischt.
5.) Der Teig hat die richtige Konsistenz, wenn er schön locker ist.
6.) Das PVA-Material befindet sich auf einem Zylinder, der das Befüllen erleichtert.
7.) Mit dem mitgelieferten Stopfer wird das Futter komprimiert.
8.) Am unteren Ende bildet sich eine Futterwurst.
9.) Am oberen Ende wird das PVA-Mesh zugeknotet.
10.) Nun trennt man den Baitstick ab.
11.) Fertig ist der attraktive Baitstick zum Karpfenangeln mit PVA.
12.) Jetzt zieht man den Stick auf eine lange Boilienadel.
13.) Nun wird er auf das mit einer Schlaufe versehene Vorfach gezogen.
14.) Im letzten Schritt wird der Baitstick auf den Haken geschoben. So sitzt der Stick sicher und am Haken kann sich kein Grünzeug festsetzen.
Beim Karpfenangeln mit PVA konnte ich schon viele schöne Karpfen fangen. Es ist daher aus meiner Tackle-Box nicht mehr wegzudenken. Versucht beim nächsten Ansitzen doch auch einmal auf dieses praktische und äußerst variabel einsetzbare Material zurückzugreifen. Die Resultate werden Euch sicher genauso überzeugen wie mich.