Das moderne Karpfenangeln ist für viele Angler ein Buch mit sieben Siegeln. Bei der Flut an Informationen verlieren vor allem Neueinsteiger schnell den Überblick. Häufig sind die vielen Tipps zum Futter und unterschiedlichen Karpfenmontagen sogar widersprüchlich und verwirren mehr als das sie helfen. Dabei ist der Fang eines Rüsslers gar nicht so schwer. Wenn wir uns auf den Grundlegenden Montagen konzentrieren und dafür mehr Zeit ins Angeln investieren. Denn nur wer am Wasser ist, kann auch fangen. Daher möchten wir Euch hier einen Überblick über die fängisten und einfachsten Karpfen-Rigs geben, die Ihr im Handumdrehen gebunden habt.
Karpfenmontagen im Überblick:
Das verbesserte Standard Hair-Rig als einfache Karpfenmontage
Vorteile:
- schnell und einfach herzustellen (auch in der Dunkelheit und im Schein der Kopflampe)
- verbesserter Hak-Effekt durch Schlauchplatzierung im Hakenbogen
So wird das Standard Hair-Rig gebunden
- Etwa 30 bis 35 Zentimeter Vorfachmaterial abtrennen, ins Ende des Vorfachs eine kleine Schlaufe knüpfen.
- Über das freie Schnurende ein Stück Silikonschlauch auf das Vorfach schieben.
- Den Silikonschlauch im Hakenbogen platzieren.
- Danach Boilie aufziehen und mit einem Stopper sichern.
- Freies Vorfachende von außen nach innen durch das Hakenöhr schieben. Der Abstand zwischen Hakenbogen und Boilie sollte einen Zentimeter betragen.
- Dann den Haken der Größe 4 (bei Verwendung eines Boilie im Durchmesser von 18 oder 20 Millimeter) mit Hilfe einer No Knot-Verbindung am Vorfach fixieren.
- Das freie Ende des Vorfachs wird an den Verbindungswirbel zur Hauptschnur geknüpft – fertig ist das einfache und effektive Boilie-Vorfach.
Das Kombi-Rig
Vorteile dieser Karpfenmontage
- Durch die Kombination aus steifem (ummanteltem) Material und einem kurzen weichen Stück Geflecht kann der Karpfen den Köder ziemlich leicht einsaugen.
- Das lange steife Material erschwert es dem Fisch allerdings, Vorfach und Köder wieder auszublasen, ohne dass er gehakt wird.
So wird das Kombi-Rig gebunden
- Im ersten Schritt trennt man ein etwa 30 bis 35 Zentimeter langes Stück des Vorfachmaterials ab.
- Mit Hilfe der Fingernägel oder einem Werkzeug löst man etwa zehn Zentimeter an einem Ende die Ummantelung ab. Das Ende des Vorfachs ist vom Coating befreit.
- Ins weiche Vorfachende wird eine Schlaufe geknüpft.
- Nun führt man das andere (ummantelte) Ende von außen nach innen durchs Hakenöhr, legt die Haarlänge fest und befestigt den Haken mit Hilfe einer No Knot-Verbindung.
- Boilie aufziehen, mit einem Boiliestopper sichern und fertig ist das Kombi-Vorfach.
- Neben der besseren Bissausbeute werden bei Verwendung dieser Karpfenmontage Verhedderungen beim Auswerfen minimiert.
Die wichtigsten Fragen zur Deiner Montage zum Karpfenangeln
- Wie funktioniert das Selbsthak-Prinzip?
Das Selbsthaken bei einer Karpfenmontage ergibt sich durch ein schweres Blei, das fest auf der Hauptschnur sitzt. Deshalb wird auch von der Festblei-Montage gesprochen. Das Prinzip ist eigentlich ganz einfach: Der Karpfen neigt sich nach unten, saugt den Köder ins Maul und richtet sich wieder auf. Dabei zieht er das kurze Vorfach stramm und spürt den Widerstand des Bleis. Der Fisch erschreckt, schwimmt los und treibt sich den Haken selbst ins Maul. Deshalb gibt es beim Karpfenangeln oft die „Runs“, bei denen wie aus dem Nichts meterweise Schnur von der Rolle gerissen wird. Das funktioniert auch, wenn der Karpfen den Köder einsaugt und den Haken bereits beim Ausspucken spürt. Das Selbsthak-Prinzip „arbeitet“ also völlig von selbst, und das sehr zuverlässig.
- Wie schwer sollte das Blei sein?
Grundsätzlich klappt das Selbsthak-Prinzip schon mit 50-Gramm-Bleien. Viele Angler verwenden aber deutlich schwerere Kaliber, je nach Gewässer und den zu werfenden Distanzen sogar bis zu 200 g schwere Bleie. 120 bis 160 g sind die am meist verwendeten Gewichte.
- Weniger Bisse, wenn das Vorfach auftreibt?
Das Vorfach sollte immer auf dem Grund liegen. Denn sonst kann sich ein fressender Karpfen mit den Brustflossen darin verfangen und wird erschreckt. Gerade an stark beangelten Gewässern passiert das rasch. Verschiedene Marken bieten deshalb sinkendes Vorfachmaterial an. Um das Vorfach am Grund zu fixieren, reichen ein oder zwei winzige Bleischrote auf der Schnur. Es gibt für diesen Zweck auch knetbares Blei.
- Geflochtene oder Monofile als Vorfach?Geflochtenes Vorfachmaterial ist weich und geschmeidig, das Verhalten des Köders wird durch die Schnur kaum verändert. Das ist sicherlich sehr gut. Jahrelang wurde deshalb beim Karpfenangeln fast nur geflochtenes Vorfachmaterial verwendet. Mittlerweile setzt sich aber auch monofiles Vorfach immer mehr durch. Monofile Fluorcarbon-Schnur hat den wichtigen Vorteil, im Wasser nahezu unsichtbar zu sein. Ein weiteres Argument: Monofile Schnur überschlägt sich fast nie beim Auswurf.
- Welche Hakengröße ist für meine Karpfenmontage geeignet?
Die richtige Hakengröße beim Karpfenangeln ist eines der Themen, über die man sehr lange diskutieren kann. Es gibt keine wirklich festen Regeln. Viele schwören auf 2er und 4er, andere finden, kleinere Haken sind effektiver. Wirklich interessant wird es, wenn man sich die Haken verschiedener Hersteller anschaut: Dann ist ein 4er von der einen Marke nicht unbedingt genauso groß wie ein 4er einer anderen Marke. Wenn man sich Tipps oder Anregungen für seine Karpfenmontage von anderen Anglern holen möchte, spielt das beangelte Gewässer eine wichtige Rolle: Hindernisreiche Plätze mit großen Fischen erfordern eher große Haken. Für freie Gewässer dürfen es tendenziell kleinere Haken sein. Und dann spielt natürlich auch die Ködergröße eine Rolle: Zwei große Boilies am Haar brauchen sicher ein anderes Kaliber als ein einzelner Mini-Boilie.
- Welche Hakenform ist gut?
Wer zehn Karpfenangler fragt, mit welchem Haken sie am liebsten fischen, bekommt sehr wahrscheinlich zehn Formen genannt. Viele unterschiedliche Modelle sind sehr gut zum Karpfenangeln mit dem Hair-Rig geeignet. Bei allen Varianten haken sich die Karpfen von selbst, wenn sie mit dem gerade aufgenommenen Köder wegschwimmen wollen. Um Vertrauen zu einer bestimmten Hakenform zu bekommen, sollten verschiedene Formen ausprobiert und die Ergebnisse verglichen werden. Ideal für so einen Test sind Gewässer, in denen sich vielleicht keine großen, dafür aber viele kleine Karpfen relativ leicht fangen lassen.
- Wie lang soll das Vorfach sein?Die Länge des Vorfachs ist in den meisten Fällen nicht wirklich entscheidend. Generell üblich sind Längen zwischen 10 und 40 cm. Es gibt erfolgreiche Karpfenangler, die nur 6 bis 8 cm kurze Vorfächer verwenden. Optimal sind 15 bis 30 cm, viel länger als 50 cm sollte es nicht sein. Auch die Vorfachlänge ist eine Sache der Erfahrung: Wenn man regelmäßig in einem Gewässer mit verschiedenen Längen experimentiert, Fehlbisse und Bisse im Kopf behält, ergibt sich das richtige Maß mit der Zeit ganz automatisch.
- Erkennen Fische die Vorfach-Farbe meiner Karpfenmontage?
Die Farbe der Vorfachschnur dem Gewässergrund anzupassen, ist sicher kein falscher Gedanke. Aber in den meisten Gewässern mit eher weniger Sicht können die Fische das Vorfach ohnehin nicht richtig erkennen. Wenn die Karpfen in der Nähe des Köders fressen, wird der Boden aufgewühlt und das Wasser eingetrübt. Allgemein haben sich aber möglichst dunkle Vorfächer bewährt – in Grün, Braun oder Schwarz. In klaren und häufig beangelten Gewässern kann es trotzdem ein entscheidender Vorteil sein, wenn man entweder eine Vorfachfarbe verwendet, die dem Gewässergrund angepasst ist, oder gleich eine monofile Fluorcarbon-Schnur benutzt.
- Wieviel muss das Vorfach aushalten?
Wie stark ein Vorfach sein muss, richtet sich nicht nur nach der erwarteten Größe der Fische, sondern auch nach den Gefahren, die für das Stückchen Schnur unter Wasser lauern. Wenn das Vorfach mit Muscheln, Steinen oder Pflanzen in Berührung kommen könnte, muss es deutlich widerstandsfähiger sein als beim Angeln in hindernisfreien Gewässern. Grundsätzlich sollte die Schnur nicht weniger als 15 lbs (etwa 7 kg) tragen. Spezielle Karpfen-Vorfächer haben meist 25 bis 35 lbs Tragkraft und sind universell einsetzbar.
- Was ist nötig für eine einfache Pop-Up-Montage?Für das Angeln mit Pop-Ups ist nicht unbedingt spezielles Material oder eine andere Montage erforderlich. Wichtig ist nur, das Haar sehr kurz zu bemessen. Der Abstand zwischen Haar und Boilie sollte höchstens fünf Millimeter lang sein. Um einen Pop-Up in einer ganz bestimmten Höhe über dem Grund anzubieten, klemmt man ein Bleischrot aufs Vorfach. Wenn das Schrot nicht ausreicht, wird noch ein zusätzliches Knetblei darumgewickelt. Alternativ ist dieVerwendung eines nur 10 bis 15 cm langen Vorfachs möglich, dann treibt der Pop-Up über die gesamte Vorfachlänge auf.
- Welches Rig wird am meisten verwendet?Die meisten Karpfenangler fischen mit einer recht einfachen Festblei-Montage. Sie besteht aus einem Blei, Wirbel und Vorfach. Das Anti-Tangle-Blei mit Innenführung wird per kleinem Gummischlauch fest mit dem Wirbel verbunden und ist nun ein Festblei. Reißt die Hauptschnur, löst sich das Blei von der Schnur. So ist sichergestellt, dass der Karpfen nicht mit der gesamten Montage davonzieht.
- Müssen Rig und Schnur auf dem Grund liegen?
Da es in stark beangelten Gewässern oft ausgesprochen schnurscheue Karpfen gibt, sollten der Schlauch des Bleis und die ersten zwei bis drei Meter der Hauptschnur fest auf dem Gewässergrund liegen. Das geschieht aber in den meisten Fällen ganz automatisch. Trotzdem: Das Risiko, dass ein Karpfen in die Schnur schwimmt, sich erschreckt und sofort flüchtet, sollte immer vermieden werden. Damit der Schlauch des Bleis nicht vom Grund absteht, wird er mit Bleischroten oder Knetblei beschwert. So kann er auch nicht von Karpfen aufgewirbelt werden, selbst wenn sie unmittelbar daneben fressen. Damit auf unebenen Untergründen auch die ersten Meter Hauptschnur fest am Grund liegen, empfiehlt sich der Einsatz von Lead-Core-Schnur.