Zusammen mit Daniel Konopatzki war Tobias Steinbrück im Frühjahr 2024 beim Karpfenangeln. Grillen und entspannt hinter den Karpfenruten sitzen, fachsimpeln, ein Bierchen trinken und ein paar Karpfen fangen – das war die ursprüngliche Taktik. Alles verlief nach Plan, nur die Karpfen machten nicht mit.
Sonntagmorgen das böse Erwachen
Die Bisse blieben nach wie vor aus: Immer noch keinen Karpfen gefangen, unsere Taktik ging nicht auf. So ein Mist! Wir hatten die kleine Kiesgrube wahrlich unterschätzt. Karpfenangeln ist eben doch nicht immer so berechenbar wie wir es gerne hätten, egal wie viel Erfahrung man in dieser Angelei auch haben mag. Guter Rat war teuer. Blank die Heimreise antreten? Besser nicht.
Bild: T. Steinbrück
Die Bissanzeiger gaben buchstäblich keinen Piep von sich. Wo sind die Karpfen?
Wir wurden beide zunehmend unruhig. Ein aufmerksamer Rundgang um die Kiesgrube musste Licht ins Dunkel bringen. Da wir keine Karpfen und auch keine Anzeichen von Karpfen sehen konnten, waren wir uns sicher: Die verschanzen sich in den Büschen! Nicht davor oder daneben – sondern mittendrin. Und die kommen offensichtlich dort nicht raus, denn vor dem Buschwerk hatten sie die Boilies ignoriert. Ich war mir sicher, dass ich die Karpfen – wenn überhaupt – nur direkt in den Büschen fangen könnte. Harakiri, meinte Daniel. Ja, natürlich, da hatte er recht. Eine Festbleimontage zwischen die ganzen Äste auslegen? Nein, der Haken würde sich sofort an den erstbesten Ast krallen.
… und sie fressen doch!
Ratlos schielte ich auf die übrigen Brötchen vom Vortag, da lag auch noch ein halbes Toastbrot. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit waren die Backwaren alles andere als kross, ich würde sie eher als knatschig bezeichnen. Ich zerkleinerte ein Brötchen und ein paar Scheiben Toast und warf einige Teile nach ergiebigen anfeuchten in die Büsche. Nach und nach sanken die hellen Flocken fast schwerelos zu Boden. Alle Flocken erreichten den Grund nicht, denn die Karpfen fanden Gefallen an der Futtergabe. In der Schwebe, irgendwo zwischen Boden und Wasseroberfläche attackierten sie die Flocken regelrecht. Gibt’s denn sowas? Ich dachte die Karpfen fressen nicht?!
Bild: T. Steinbrück
Ein paar Stücke Brot, angefüttert mitten im Gebüsch, brachten den Beweis: Die Karpfen fressen – eben nur nicht dort, wo die Boilie-Ruten liegen …
Guerilla-Karpfen-Taktik: Es rappelt im Geäst!
Die Karpfen verlangten also nach einer alternativen Taktik. Hastig kurbelte ich eine Rute rein, entfernte eilig die Festbleimontage, knotete einen Wirbel an die Hauptschnur und ummantelte diesen mit etwas Knetblei. Am Wirbel befestige ich 50 cm Monofil und einen Haken in der Größe 6, den ich mit der Brotflocke bestückte. Der Plan: Der Wirbel soll mit dem Knetblei zu Boden sinken, die Brotflocke sollte sich 0,5 Meter über ihm präsentieren.
Bild: T. Steinbrück
Die Montage von Tobias war ziemlich improvisiert und alles andere als kompliziert.
Das gute an der Sache war, dass der Haken in der Brotflocke verschwindet, so konnte er sich an keinem Ast festsetzen. Nervös ließ ich die Brotflocke an der improvisierten Montage ins Geäst. Mit vor Spannung zitternden Knien stand ich hinter dem Weidenbusch. Es herrschte volle Aufmerksamkeit.
Bild: T. Steinbrück
Der Köder befindet sich inmitten der Vegetation und jeden Moment kann der Biss kommen: Höchste Spannung liegt in der Luft.
Ein kräftiger Ruck in der Rutenspitze signalisierte: Jetzt wird es ernst! An einen Drill war nicht zu denken. Ich musste den Fisch im Geäst halten und hoffen das Schnur und Haken der Belastung standhalten. Alles ging gut. Daniel kescherte den ersten „Kiesgrubenbrotflockenkarpfen“ unmittelbar unter meiner Rutenspitze. Dem ersten Karpfen folgten an jenem Sonntag noch drei weitere. Uns wurde einmal mehr bewusst wie facettenreich doch das Karpfenangeln sein kann. Blindes Vertrauen auf Boilies ist nicht immer der Schlüssel zum Erfolg. Karpfenangeln hat eben noch doch noch viel mehr zu bieten!
Bild: T. Steinbrück
Der Fisch hing sauber am Haken und alles hielt dem harten Drill stand.
Bild: T. Steinbrück
Wenn solche Fische voll in die Botanik preschen, wird es spannend. Der Taktikwechsel von Tobias Steinbrück hat sich aber definitiv ausgezahlt und vielleicht sogar die Heimreise als Schneider verhindert.
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