Wer oft auf Karpfen angelt, kennt den damit verbundenen Zeitaufwand nur zu gut. Schon allein das Anfüttern im Vorfeld kann leicht mehrere Tage in Anspruch nehmen. Doch es geht auch anders: Sean-Paul Perez von angeln.de war zum Karpfenangeln an der Niddatalsperre in Hessen ganz ohne Anlaufzeit und langes Anfüttern.
Es ist ein später Nachmittag wie aus dem Bilderbuch. Die Sonne zeigt sich mit warmen Strahlen von ihrer besten Seite, die dichten Wälder und die blau schimmernde Talsperre vermitteln ein Gefühl von Entspannung und Gelassenheit. Normalerweise ist die Talsperre, mitten in der Vogelsberger Vulkanlandschaft gelegen, für ihren hervorragenden Raubfischbestand bekannt. Doch vor einigen Wochen, während eines Telefonats, erzählt mir Angelkumpel und Gewässerwart Armin Hudetz vom ebenfalls hervorragenden Karpfenpotenzial des Gewässers.
Ohne lange zu zögern, verabreden wir uns für einen gemeinsamen Ansitz. Der Haken an der ganzen Sache: Wir beide haben wenig Zeit wenig Zeit, um den Ausflug tagelang zu planen und noch weniger Zeit, um vorher die Stelle durch regelmäßiges Anfüttern zu präparieren. Wir werden schon ein paar Schuppis ans Band kriegen sagt Armin, bevor wir unser Gespräch beenden. Mach Dir da mal keine Sorgen. Die Wochen verstreichen wie im Flug, und nun sitze ich im Auto auf der Fahrt an den Stausee. Endlich angekommen empfängt mich Armin mit einer motivierenden Begrüßung: Bestes Wetter heute, die Karpfen sind garantiert aktiv. Kurze Zeit später stehen wir voller Vorfreude und mit großen Erwartungen am saftig grünen Seeufer und bereiten unsere Angelausrüstung gemeinsam vor.Partikelwolke mit Lock-Effekt
Die Ruten sind schnell zusammengesteckt, die Rod Pods aufgebaut und die Bissanzeiger angeschraubt. Ich habe trotz der guten Bedingungen ein mulmiges Gefühl im Bauch und frage mich heimlich, ob die Bissanzeiger heute überhaupt einen Ton ganz ohne Vorfüttern von sich geben werden. Armin bleibt weiterhin optimistisch und erklärt mir seine geheime Futtermischung. An sich sind die Zutaten alles andere als ein großes Geheimnis, aber die Erfahrung am Stausee hat gezeigt, dass sie große Fische unglaublich schnell an den Platz lockt. Der Grund dafür ist verblüffend einfach: Die Kugeln aus Paniermehl und Hartmais brechen beim Auftreffen auf der Wasseroberfläche teilweise auf. Am Gewässergrund bildet das Paniermehl eine unwiderstehliche Partikelwolke. Dieser Partikel-Effekt ist entscheidend, denn er lockt zahlreiche Kleinfische an den Platz. Aufgrund ihrer geringen Maulgröße können die Kleinfische jedoch den Hartmais nicht fressen und konzentrieren sich auf die winzigen Partikel drum herum. Die hektischen Bewegungen und die Fressgeräusche der Kleinfische locken wiederum unseren eigentlichen Zielfisch, den Karpfen, schnell und zielsicher zum Futterplatz. Bevor wir unsere Haar-Montagen mit dem gequollenen Mais beködern, werfen wir ein paar faustgroße Futterbälle an die zehn bis zwölf Meter entfernte Uferkante. Während sich nun die Kleinfische zum Spot begeben und dadurch hoffentlich die Karpfen anlocken, machen wir zügig unsere Montagen weiter fertig.
Einfach fängt
Wohl dem, der mit einfachen Mitteln zum Ziel kommt, lautet unsere Devise für den heutigen Ansitz. Unsere Montagen sind denkbar einfach und ohne viel Schickschnack jedoch mit einer kleinen, aber entscheidenden Raffinesse versehen. Wir verwenden eine herkömmliche Grundmontage, bestehend aus einem Laufwirbel, einem Karpfenblei, einem Gummistopper und einem 20 Zentimeter langen Karpfenvorfach mit einem Haken der Größe vier. Das Blei wird mit Hilfe eines seitlich abstehenden Laufwirbels an der Hauptschnur befestigt. Das Karpfenblei läuft dadurch asymmetrisch zur Schnur. Somit ist die Montage beim Auswerfen weitgehend vor ungewollten Überschlägen und Verhedderungen geschützt. Mit einer Boilienadel ziehen wir den gequollenen Hartmais nun direkt aufs Haar. Drei bis vier Maiskörner reichen in der Regel vollkommen aus. Wichtig ist, dass man die Maiskörner mittig aufspießt und anschließend vorsichtig auffädelt sonst brechen diese auseinander oder fallen beim Auswerfen einfach ab. Tipp: In sehr klaren Gewässern ist die Köderfarbe nicht zu unterschätzen. Wer gerne experimentiert, kann eine handvoll Maiskörner mit roter Lebensmittelfarbe behandeln und abwechselnd zu den normalen Körnern auf das Haar aufziehen. An manchen Tagen hilft der optische Farbreiz, den einen oder anderen Karpfen mehr zum Biss zu verleiten.
Ein harter Gegner
Die Ruten liegen auf dem Rod Pod, die Köder sind ausgelegt und die Bissanzeiger live geschaltet. Ob unsere Wolken-Taktik die Karpfen jetzt schnell an den Platz lockt? Armin und ich setzen uns gerade kurz hin, als der erste Bissanzeiger losheult. Die Aufregung ist nicht von langer Dauer, denn so schnell wie ich zur Rute laufe, so schnell verstummt auch der Bissanzeiger wieder. Wahrscheinlich einer, der gegen die Schnur geschwommen ist, sage ich, das ist schon mal ein gutes Zeichen. Ich ziehe die Schnur ein wenig straff und lege die Rute wieder vorsichtig auf ihren Platz ab. Wenn man wie in diesem Fall bemerkt, dass sich größere Fische langsam am Angelplatz einfinden, sollte man unbedingt nachfüttern. Ein paar zusätzliche Futterbälle auszuwerfen, sorgt in der Regal dafür, dass die Fische weiterhin an der Angelstelle bleiben. Nur wenige Minuten nachdem zwei weitere Maisbälle ihren Weg zum Gewässergrund machen, kreischt auch schon einer der Bissanzeiger erneut los. Dieses Mal handelt es sich glücklicherweise nicht um einen Schnurschwimmer, dafür piept der Bissanzeiger viel zu lange. Ich hebe die Rute mit der rechten Hand hoch, mit der linken Hand halte ich die Rollenspule fest und setze einen kräftigen Anhieb… …Der Fisch hängt! Mein Gegner am anderen Ende bemerkt spätestens jetzt den Widerstand der Schnur und zeigt in einer gigantischen Flucht, auf welch kräftigen Rivalen ich mich schnellstens einstellen muss. Der Karpfen tobt und versucht immer wieder, über die Steinkante ins tiefere Wasser abzutauchen. Gerade in solchen Situationen muss man viel Druck mit der Rute aufbauen, damit der Fisch oder besser gesagt die Schnur nicht an scharfen Steinkanten oder anderen Hindernissen abreißt. Gerade als ich die Bremse ein wenig fester zudrehe, um mehr Druck aufzubauen, gesellt sich Armin mit einem großen Kescher zu mir. Das wäre doch gelacht, wenn wir den nicht ans Ufer bekommen, scherzt Armin, als sich der Fisch zum ersten Mal zeigt. Ein prächtiger Schuppenkarpfen durchbricht für ein paar Sekunden die Oberfläche, bevor er erneut abtaucht und einige Meter Schnur von der Rolle reißt. Wenige Augenblicke später habe ich den Fisch wieder unter Kontrolle und kämpfe vorsichtig um jeden Meter Schnur. Langsam aber sicher wird der Fisch müde und Armin bringt den Kescher entschlossen in Stellung. Mit einem großen Schwall gleitet der Karpfen über den gummierten Rand des Netzes, Erleichterung und Freude über den tollen Fang machen sich nun bei uns breit.
Natürlich ist das längere Anfüttern vor einem Karpfenansitz der sicherste Weg, einen oder mehrere Karpfen zu überlisten aber der Angeltag an der Talsperre hat mir gezeigt: Es geht auch anders. [box_image_title imageurl=“/content/uploads/17112/Daiwa-Windcast-Carp-3.0lb-3.90m-10727.XL_.jpg“ title=“Unsere angeln.de-Kaufempfehlung“] Dünn, schnell, zielgenau und grosse Kraftreserven das sind die Merkmale dieser Karpfenruten-Serie von DAIWA. Der schlanke Kohlefaserblank aus Woven Kohlefaser macht nicht nur optisch einen hervorragenden Eindruck kann man doch enorme Wurfweiten mit diesen Ruten erzielen. HIER geht’s zum Angebot [/box_image_title]Jetzt kommentieren: Wie lange dauert bei Euch ein typischer Karpfenansitz?
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