Um dem Angler die Wahl des Gewichtes beim Karpfenblei zu erleichtern, haben wir uns ans Wasser begeben. Wir wollten herausfinden, auf welche Weise das Bleigewicht und die Bleiform die Köderpräsentation und den Hakeffekt beim Karpfenangeln beeinflussen. Wie verhalten sich die Bleie auf verschiedenen Bodentypen und vor allem, wie effektiv oder uneffektiv arbeiten sie? Für diesen Test wurde eine der meist verwendeten Montagen gewählt: Das Blei wird an einem Clip befestigt und in Kombination mit einem 15 bis 20 Zentimeter langen Vorfach präsentiert.
Welches Karpfenblei für verschiedene Bodentypen?
Das Gewässer für diese Untersuchung ist mit einer maximalen Wassertiefe von 2,5 Metern relativ flach. Ein drei Unzen (90 Gramm) schweres Blei benötigt lediglich wenige Sekunden, um den Grund zu erreichen. Der „Aufschlag“ auf den Gewässergrund fiel ziemlich heftig aus. Zuerst wurde beobachtet, wie weit das Blei bei verschiedenen Bodentypen einsank und wie dadurch die Karpfenmontage beeinflusst wurde: Wie sah es aus und vor allem, wie wirkte sich das Einsinken auf die Effektivität aus?
Auf steinigem Boden blieb das Karpfenblei wie erwartet obenauf liegen. Auch auf Sand drang das 3 Unzen-Blei kaum in den Boden ein. Genauso verhielt es sich bei einem leicht mit Kraut bewachsenen Untergrund: das Blei und das Rig blieben auf dem Grünzeug liegen.
Gegensätzlich verhielt es sich bei schlammigem Boden. Die Schlammschicht ist in diesem Gewässer nicht sehr dick und eine „harte“ Schicht bedeckt die weiche Unterschicht. Das Blei bohrte sich durch die obere Schicht und verschwand darin, während der Bleiclip und das Vorfach frei lagen. In Bereichen mit weichem Schlamm sank das Blei komplett darin ein, aber das Rig blieb größtenteils frei. Das Gewicht war in diesem Fall optimal getarnt.
Wie viel Gewicht muss sein?
Ein großes, schweres Blei bewirkt einen höheren Widerstand. Dieser Widerstand sorgt dafür, dass der Haken gut im Maul des Karpfens greifen kann, wenn er den Köder eingesaugt hat. Aber wieviel Gewicht ist notwendig, um dies zu bewerkstelligen? Dazu testeten wir flache Bleie in Gewichten von 28 Gramm (1 Unze) bis 140 Gramm (5 Unzen) in Kombination mit Twister-Haken in den Größen 4, 6 und 8.
Dazu wurden mehrere Würfe an dieselbe Stelle gemacht. Mein Taucher Stuart packte danach vorsichtig den Haken und versuchte das Rig zu bewegen. Bei einem leichten Blei in Verbindung mit einem großen Haken fiel es Stuart leicht, das Rig zu versetzen ohne dass der Haken im Finger griff. Je kleiner der Haken und umso schwerer das Blei, desto besser fasste der Haken.
Bei der Hakengröße 6 war ein Bleigewicht von 112 Gramm (4oz) nötig, um dafür zu sorgen, dass das Blei nicht versetzt werden konnte, ohne dabei gehakt zu werden. Bei der Hakengröße 8 waren „nur“ 85 Gramm (3oz) für den gleichen Effekt notwendig und selbst bei 70 Gramm fasste die kleine Hakengröße noch im Finger.
Sogar bei einem leichten Blei nahm der Widerstand schnell zu, sobald Spannung auf die Hauptschnur kam. Bei einem schnellen Run sollte der Haken, auch bei sehr leichten Bleigewichten schnell und gut fassen. Aus diesem Grund fische ich auch immer mit einer semi-straffen Schnur und einem fest eingestellten Freilauf, um den Karpfen bei einem Biss maximalen Widerstand entgegenzusetzen.
Ein extra Widerstand tritt auch bei einem (teilweise) in den Schlamm eingesunkenen Blei auf. Dadurch ist ein größerer Kraftaufwand nötig, um das Blei zu versetzen. Deshalb kann man bei schlammigem Boden ein leichteres Blei einsetzen als bei einem festen Untergrund.
Schnelle Antworten
Das hängt neben der Angelentfernung, Strömung usw., vor allem von der Hakengröße ab. Für einen Haken der Größe 10 reichen 70 Gramm (2,5 oz), für einen 8er Haken 85 bis 100 Gramm (3 bis 3,5 oz) und für einen Haken der Größe 6 oder größer 112 Gramm (4 oz) oder mehr Gewicht. Auf schlammigen oder mit Kraut bewachsenen Böden, die für zusätzlichen Widerstand sorgen, können leichtere Bleie verwendet werden.
Ein flaches Blei sinkt nicht so tief in weichen Boden ein. Aber das wiegt die schlechten Flugeigenschaften kaum auf.
Eine dunkelgrüne/-braune Farbe ist allgemein am besten. Die Beschichtung sollte matt ausfallen, weil glänzende Bleie Scheuchwirkung haben können.
Das hängt vor allem davon ab, in welche Richtung sich der Karpfen bewegt. Meistens muss der Karpfen die Hälfte der Vorfachlänge bewegen, manchmal die anderthalbfache Länge, bis das Bleigewicht seine Arbeit verrichten kann. |
Vorfachlängen
Die Vorfachlänge bestimmt mit, wie weit ein Karpfen den Hakenköder bewegen kann, bis der Widerstand des Bleies ins Spiel kommt und der Fisch gehakt wird. Wenn der Wurf abgebremst wird und das Rig an gespannter Hauptschnur absinkt, sollte das Vorfach gestreckt auf dem Gewässergrund zum Liegen kommen.
Abhängig von der Richtung, aus der der Karpfen den Köder aufnimmt und danach wegschwimmt, bietet ein 20 Zentimeter langes Vorfach noch ordentlich Spielraum bis er gehakt wird. Je kürzer das Rig, desto kleiner der Spielraum. Theoretisch liegt ein Hakenköder umso weiter vom Karpfenblei entfernt, desto länger das Vorfach ist. In der Praxis, besonders bei Krautbewuchs, ist das bei weitem nicht der Fall.
Das lange Vorfach neigt dazu, sich in Krautstängeln zu verhängen. Ein Vorfach von etwa 15 Zentimetern Länge legt sich hingegen schön gestreckt neben das Blei und der Karpfen kann sich kaum bewegen, ohne den Widerstand des Bleies zu spüren.
Im Test zeigte sich deutlich, dass eine Bleiclipmontage für einen größeren Spielraum sorgt, ganz besonders auf hartem Untergrund. Dieser Spielraum kann, abhängig von der Schwimmrichtung des Karpfens, mehrere Zentimeter betragen. Das kann man in der Fotoserie deutlich erkennen. Der Spielraum kann durch ein Abtrennen des Bleiwirbels verkleinert werden. Aber bei einem weichen Grund vergrößert sich die Gefahr, dass Vorfach mit in den Schlamm zu ziehen, was die Präsentation nachteilig beeinflusst.
Bleiform zum Karpfenangeln
- Welche Bedeutung hat die Form von Karpfenbleie , besonders, wenn es um die Wirkung des Rigs geht? Wie schwierig ist es, das Blei zu versetzen, auch wenn es nur ein kleines Stück ist?
Bleie, die mit einem Noppenprofil versehen sind, lassen sich schwerer versetzen, ganz besonders auf einem harten Boden, in den das Blei nicht einsinkt. - Wie weit sinkt ein Blei in einen weichen Boden ein? Längliche, aerodynamische Bleie bohren sich regelrecht in den weichen Boden, besonders in Schlamm. Wie bereits beschrieben, kann Schlamm das Blei gut tarnen und einen nützlichen Widerstand bieten, aber es besteht auch die Gefahr, dass das Blei zu tief in den Schlamm einsinkt und darunter die Effektivität des Rigs leidet. Bei flachen Bleien ist dieses Phänomen nicht so stark ausgeprägt. Sie bieten somit in Verbindung mit kurzen Vorfächern eine effektive Alternative. Aber gleichzeitig sind sie am Gewässergrund leider ziemlich gut sichtbar. Die Unterschiede mögen marginal erscheinen, aber gerade bei vorsichtigen Fischen können Details den Unterschied ausmachen.
Tarnung
Die meisten Hersteller bieten unterschiedlich gefärbte und beschichtete Bleie an. So können die Bleie farblich an verschiedene Bodentypen angepasst werden. Bei unserem Test überzeugte eigentlich nur eine Farb-/Beschichtungssorte: Eine matte dunkelbraune/-grüne Farbe fällt auf den meisten Gewässerböden nicht auf. Auf jeden Fall sollte der Gebrauch von schwarzen und glänzenden Bleien vermieden werden.
Als ultimative Tarnung beschichte ich meine Bleie mit einer dünnen Lage Uferschlamm. Diese Lage löst sich im Wasser zwar langsam auf, aber tarnt das Blei dennoch optimal. Auch wenn moderne Bleibeschichtungen prima funktionieren, geht doch nichts über eine dünne Lage Schlamm.
Karpfenblei Schlussfolgerungen
Es gibt gute Gründe, sich über die Wahl des richtigen Karpfenblei Gedanken zu machen. Welches Gewicht, welche Form und welcher Bleityp sind in der jeweilgen Situation effektiv? Bei dem Test wurden nur Bleiclipmontagen untersucht, aber das allein gibt schon genügend Stoff zum Nachdenken. Ich wähle immer ein möglichst leichtes Bleigewicht, das die Hakeigenschaften allerdings nicht negativ beeinflusst.
Die Hakengröße bestimmt, mit welchem Bleigewicht gefischt wird. Die Bleiform wird vor allem durch die Bodenbeschaffenheit und die Vorfachlänge bestimmt. Dabei sollte darauf geachtet werden, die Vorfachlänge bei einem weichen Untergrund nicht zu kurz zu wählen. Bei einem kurzen Vorfach besteht die Gefahr, dass die komplette Montage im Schlamm versinkt.
Dieser Artikel erschien im KARPFEN-Magazin 04/2015. Weitere spannende Beträge rund ums Karpfenangeln gibt es aller zwei Monate im neuen Magazin.