Das Angeln in Frankreich wurde vor etwa 40 Jahren erst richtig interessant. Denn da sind die ersten Welse nach Frankreich gelangt. Kolonisiert haben sie dieses große und wasserreiche Land von zwei Bereichen aus: Von der Seille, einem kleinen Zufluss der Saône, und von der „Kleinen Rhône“ („Petit Rhône“) in der Camargue. An der Seille haben einige Exemplare aus einem Privatweiher bei Hochwasser ihren Weg in die Seille und von dort aus schließlich in die Saône gefunden.
In der Camargue gab es schon Ende der 50er-Jahre die Fischzucht des Ungarn Zoltan Corchus, der sich intensiv mit Zandern, aber auch mit Welsen befasste. Auch ihm sind des Öfteren Exemplare entkommen, ausreichend jedenfalls, um in der Camargue einen prächtigen Welsbestand aufzubauen. Saône und Rhône gehören zu ein und demselben Gewässersystem: Die Saône mündet bei Lyon in die Rhône, die sich etwa 300 Kilometer weiter im Mittelmeer verliert.
Grundsätzliches zum Angeln in Frankreich:
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Angeln in Frankreich in der Saône
Die Saône ist ein großer, träger Flachlandfluss und ist leicht mit dem Boot zu befahren. Rinnen mit vier bis acht Meter Tiefe sind zahlreich und gelegentlich sind Vertiefungen mit 12 bis 14 Metern vorhanden.
Der Welsbestand ist nicht nur von den Stückzahlen her recht stark, sondern auch von der Durchschnittsgröße. Exemplare von über zwei Metern Länge sind zahlreich vorhanden. Dafür, dass wir unsere ersten Welse von über zwei Metern Länge bereits 1992 in der Saône gefangen haben, ist es verwunderlich, dass dieses Revier bisher keinen Brocken von über 100 Kilogramm hervorgebracht hat. Statistisch sind solche Exemplare mittlerweile überfällig, besonders in Anbetracht der vielen Welse, die bereits in Gewichten von über 80 Kilogramm gefangen wurden.
Anfang der 90er-Jahre haben wir auf der Saône sehr gute Fangerfolge mit dem Wallerholz erzielt. Wir waren davon begeistert, mit welcher Leichtigkeit sich plötzlich Strecken von 10 bis 20 (!) Welsen am Tag realisieren ließen. Mit der Zeit ließen die Ergebnisse jedoch spürbar nach, das „Klopfen“ war zur Mode geworden und die Welse begannen ihre anfängliche Neugier zu verlieren. Darüber hinaus haben die französischen Behörden das Wallerholz ab 1995 gänzlich verboten.
Mit einer Reform der Fischerei-Gesetze hat die oberste französische Fischereibehörde dieses Verbot vor ein paar Jahren wieder aufgehoben, darüber hinaus ist seither auch der Einsatz des Echolotes erlaubt. Die interessante Folge war, dass die Welse auf das Klopfen wie am ersten Tag reagierten.
Die Rhône
Die Rhône ist ein gewaltiges Gewässer, das große Teile der Französischen und Schweizer Alpen entwässert. Es ist das Revier Frankreichs, das bis dato die größten Welse hervorgebracht hat – den Anglern sind dort schon eine Reihe von über 100 Kilogramm schweren Exemplaren an den Haken gegangen!
Am meisten kapitale Welse hat die Petit Rhône, ein vom Hauptstrom abzweigender Nebenarm, hervorgebracht. Der Haken an diesem Revier ist, dass es von der ersten Stunde der französischen „Wallerexplosion“ an starken Befischungsdruck erfahren hat: Wer in der Kleinen Rhône auf Welse angelt muss wissen, dass er es mit erfahrenen Welsen zu tun hat.
Der „Grand Rhône“, der Hauptarm im Rhônedelta, ist ein viel größeres Revier, das auf angereiste Angler zunächst einmal ziemlich einschüchternd wirkt. Auch hier sind einige Exemplare von über 100 Kilogramm unterwegs, allerdings ist die Bestandsdichte nicht so hoch, wie beispielsweise an der Saône. Dafür bestehen realistische Chancen auf Brocken, die schwerer als die größten Saônewelse sind.
Die Loire
Die Loire ist Frankreichs längster Strom, aber es ist nicht das wasserreichste Revier. Charakteristisch für diesen Fluss sind extreme Niedrigwasserstände im Sommer und beeindruckende Hochwasser nach starken Regenfällen. So kommt es, dass das Angeln an der Loire stark vom jeweiligen Wasserstand beeinflusst wird.
In den letzten zwei Jahren sind beim Angeln in Frankreich in der Loire eine ganze Reihe von Welsen gefangen worden, die über 230 Zentimeter lang und mehr als 80 Kilogramm schwer waren. Die größten Exemplare liegen bei etwas über 90 Kilogramm, es dürfte aber nur eine Frage der Zeit sein, bis auch die Loire das erste Exemplar über 100 Kilogramm hervorbringt.
Momentan scheint der Mittellauf zwischen Orléans und Angers die stattlichsten Welse hervorzubringen, wobei ich der Auffassung bin, dass zur Großfischstrecke dieses Stromes auch bald sein Unterlauf dazugehört. Problematisch im Ober- und Mittellauf der Loire ist, dass es – insgesamt betrachtet – ein verhältnismäßig seichtes Gewässer ist. Die zahlreichen Sandbänke, die stets variierende Breite und das fehlen einer Fahrrinne geben diesem Strom einen ganz eigenen Charme – er wirkt wild und weniger vergewaltigt als seine Gegenstücke, die zu Fahrrinnen umgebaggert wurden.
Im Mittellauf liegen des Öfteren 10 bis 20 Fliesskilometer zwischen Vertiefungen, die bei Normalstand gerade einmal vier Meter erreichen. Und dann sind diese wenigen, tieferen Rinnen noch nicht einmal besonders lang. Kurzum, die Welse der Loire haben sich an ein Leben in einem verhältnismäßig seichten Gewässer gewöhnt. Wir Angler müssen das beherzigen und uns von den Angeltechniken her auf die speziellen Begebenheiten an der Loire einstellen: Klopfen ist hinfällig, dagegen das Ansitzangeln und Spinnfischen sehr erfolgreich.
Die Loire ist das Gewässer Frankreichs, das bzgl. seines Potentials als Welsgewässer am meisten unterschätzt und verkannt wird. Nicht nur, dass hier so gut wie keine aus dem Ausland angereisten Angler ihr Glück versuchen, auch die ansässigen Franzosen belästigen die Welse nicht übermäßig. Von der Loire werden wir noch einiges hören.
Die Mosel und die Seine
Hört man aus der deutschen Mosel wenig von Welsen, so werden im französischen Teil der Mosel immer häufiger Exemplare von mehr als zwei Metern Länge gefangen. Die Welse gehen von Nancy bis Thionville an den Haken, die besten Exemplare scheinen sich jedoch zwischen Pont-à-Mousson und Thionville zu tummeln. Insgesamt sehen die Fangaussichten bescheidener als an den zuvor erwähnten Gewässern aus, dafür liegt die Mosel vielerorts keine Fahrstunde von der deutschen Grenze entfernt, wodurch dieser Fluss für Wochenendausflüge ein reizvolles Reiseziel ist.
Von ihrer Struktur und Wasserführung her ist die Mosel mit der Saône vergleichbar, sie ist jedoch etwas weniger tief, meist nur vier Meter. Zwar ist die Mosel ein begradigter Fluss mit Berufsschifffahrt, aber aufgrund ihrer zahlreichen Nebenarme ein Revier, an dem man recht problemlos ruhige, aber dennoch aussichtsreiche Stellen findet.
Auch aus der Seine kommen immer öfter Fangmeldungen stattlicher Welse. Der Bestand ist gut und es ist zu erwarten, dass in Zukunft auch einige ganz dicke Brocken gefangen werden. Ganz originell ist, dass sich mittlerweile im Zentrum von Paris ganz gezielt Welse fangen lassen! Mittlerweile gibt es in Paris sogar Angelguides, die Kunden zum gezielten Welsangeln in die Pariser Innenstadt mitnehmen!
Mehr spannende Gewässer in FrankreichNeben den erwähnten und näher beschriebenen Gewässern gibt es zum Angeln in Frankreich noch eine ganze Reihe von Flusssystemen, in denen sich die Welse nun spürbar breit machen. In den nachfolgend aufgelisteten Revieren sind die Welse bereits in ordentlichen Stückzahlen vorhanden.
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Karpfenangeln in Frankreich
VAutor Sebastiaan Stevens berichtete von seinen Frühjahrsansitzen in Frankreich. Er fischte in drei verschiedenen Regionen und aufgrund der schlechten Wetterbedingungen verliefen die Sessions mit durchwachsenem Erfolg. Nun geht die Suche nach großen Karpfen weiter. Inzwischen ist es Mitte Mai, die Sonne scheint und die Laichzeit steht vor der Tür. Häufig ist Karpfenangeln in Frankreich in dieser Phase ein Vabanque-Spiel: Alles oder nichts lautet die Devise.
Kopflampe, zischt Marijn mir panisch zu. Es ist beinahe vier Uhr, Unruhe bricht bei uns aus. Blitzschnell verstecken wir unser Angelgerät so geräuschlos wie möglich in den Büschen. Man kann die Hand vor Augen nicht sehen, unsere Kopflampen können wir nicht verwenden. Ich krieche unter den Stamm eines ins Wasser gefallenen Baumes. Das Wasser steht knapp unter der Oberkante meiner Wathose.
Marijn kann ich nicht mehr sehen, er hat sich etwas weiter entfernt unter einem Strauch versteckt. In der Nähe hören wir das Zuschlagen von Autotüren und mit umherschweifenden Lichtkegeln werden die Angelstellen sorgfältig abgesucht. Jetzt haben sie uns erwischt, denke ich mir. Voller Angst warte ich darauf, entdeckt zu werden. Aber schließlich hören wir, wie das Auto wieder gestartet wird und sich entfernt. Das ist ja gerade noch einmal gut gegangen.
Dieses Erlebnis ist eine Episode aus einem Trip mit meinem Angelkollegen Marijn Ham. Während dieser Session werden wir reichlich belohnt, wobei Marijn seinen Rekordfisch fängt und ich einen dicken Fünfziger meinem Fangkonto gutschreiben kann. Nun möchte ich euch noch auf drei weitere Frankreich-Trips mitnehmen.
Angeln in Frankreich – Unbekannte Gefilde
Nach einem einwöchigen Aufenthalt zu Hause starte ich mit meinem Angelkumpel Joery in eine mir gänzlich unbekannte Region zum Angeln in Frankreich. Die erste Woche verbringen wir auf einem Campingplatz. Tagsüber wird relaxt und wir erkunden die Gewässer in der Umgebung. Ein Gewässer wird von Karpfenanglern intensiv befischt. Zwei andere große Gewässer werden tagsüber von einer großen Anzahl Raubfischangler mit Booten frequentiert.
Wir beginnen, eine Stelle an dem Stausee in der Nähe unseres Campingplatzes anzufüttern und diese zu befischen. Abends begeben wir uns an den See. Während die Raubfischangler das Wasser verlassen, legen wir unsere Montagen aus. Wir würden zwar gerne auch tagsüber fischen, aber meiner Erfahrung nach macht es keinen Sinn, in Konflikt mit den örtlichen Raubfischanglern zu geraten. Das bringt auf beiden Seiten nur unnötigen Ärger.
In der ersten Nacht fängt Joery einen hohen Dreißiger und kurz danach bin ich mit einem schönen Fisch in derselben Gewichtsklasse an der Reihe. Während der zweiten Nacht kommt lediglich bei mir ein Karpfen zu Besuch, es handelt sich allerdings um ein kleines Exemplar. Aufgrund des mageren Fangergebnisses beschließen wir, an ein anderes Gewässer zu wechseln.
Das während des Wochenendes stark von Karpfenanglern belagerte Gewässer liegt fast verlassen vor uns. Lediglich ein freundlicher Karpfenangler hat dort seine Köder ausgelegt. Das Gewässer ist als ziemlich schwierig bekannt, einerseits wegen des hohen Angeldrucks, andererseits weil es voll mit natürlicher Nahrung ist. Deshalb sind wir mehr als überrascht, als nach zwei Stunden der erste Karpfen auf der Abhakmatte liegt. Aber nach diesem Fisch dauert es ziemlich lange, genauer gesagt bis zum nächsten, bis ich den nächsten Fisch, einen kleinen Spiegler, überlisten kann.
Weil es tagsüber sehr warm ist und die nächsten Tage noch wärmer werden sollen, findet die Natur, es sei an der Zeit für ein kurzes aber kräftiges Unwetter. Nun ja, das Unwetter gleicht mehr einem Weltuntergang. Der Himmel wird pechschwarz und kurz darauf befinden wir uns mitten in einer Sintflut. Blitze am Himmel, gefolgt von Donnerschlägen, die den Boden vibrieren lassen. Ein wahrer Orkan bricht über uns herein und die Äste fliegen uns förmlich um die Ohren.
Der Ovalschirm steht zwar ziemlich geschützt, droht jedoch jeden Moment zusammenzuklappen. Während ich mein Gerät unter den Schirm in Sicherheit zu bringen versuche, wird mein Schlauchboot mit Akku und Elektromotor von einer Wiese auf das offene Wasser geweht. In rasend schnellem Tempo sehe ich es steuerlos in Richtung des gegenüberliegenden Ufers treiben. Fluchend sitze ich unter meinem Schirm – mir sind die Hände gebunden.
Wo ist das Boot?
Als der Wind ein wenig abflaut und ich den Schirm sich selbst überlassen kann, ziehe ich meine Kleidung aus und schlüpfe in die Wathose. Regenkleidung habe ich keine eingepackt. Im starken Regen gehe ich auf die Suche nach meinem Boot. Dabei komme ich bei dem benachbarten Karpfenangler vorbei und grüße ihn im Vorbeilaufen. Was sich der arme Kerl wohl gedacht hat, als er einen scheinbar verrückten Angler auf einem Spaziergang mitten im Unwetter beobachtete? Auf dem Damm sehe ich, dass das Boot einige hundert Meter entfernt auf dem Wasser treibt. Mit Hilfe eines Bootes, das mir mein Nachbar freundlicherweise geliehen hat, kann ich meinen schwimmenden Untersatz schließlich bergen.
Joery hat das Unwetter auch überlebt, weil er bisher nichts gefangen hat, beschließen wir, die Taktik zu ändern. Die Karpfen halten sich in einem flachen Abschnitt des Sees auf und schwimmen dort in großen Schwärmen in Erwartung des anstehenden Laichgeschäftes umher. Genau dort platziert Joery seine Montagen. Ein Dreißiger nach dem anderen landet auf der Abhakmatte. Er schließt die Erfolgsserie mit einem herrlichen Fisch von 39 Pfund ab. Kurz vor Ende der Session fängt er einen der Top-Fische des Stausees. Obwohl beim Angeln in Frankreich gut läuft, beschließen wir in Richtung Heimat zu fahren.
Eine Woche später wird zusammen mit Henk der Bus gepackt und wir machen uns auf die Fahrt nach Südfrankreich. Am Morgen kommen wir am See an. Früher im Jahr haben wir hier schon gemeinsam gefischt. Gleich in der ersten Nacht kann ich einen alten Bekannten überlisten, einen schönen Mitvierziger. Tagsüber ist es brütend heiß, sämtliche Bisse bekommen wir in der Abenddämmerung und nachts.
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Ungleich verteilt
Leider sind die Fangerfolge zu Beginn der Session nicht gerecht verteilt: Während sich auf meiner Habenseite schon sieben Karpfen und Beifänge in Form eines Hechtes, einiger Graskarpfen und Brassen befinden, hat Henk leider nur einen Karpfen vorzuweisen. Ich fange mehrere Fische, die ich schon zu Saisonbeginn überlisten konnte. Ich spüre, dass ich ganz nah dran bin an einem richtig guten Fisch. Doch leider ist es ein Angler, der uns gegenüber sitzt und ganz nah an unserer Stelle den Top-Fisch fängt. Die Chance auf einen Sechziger ist damit vertan. In der Folgezeit sind die Fänge rückläufig und wir befischen in der folgenden Nacht ein Gewässer, das „Bärensee“ genannt wird.
Wir müssen lange warten, bis die Gelegenheit günstig ist, unbeobachtet ans Wasser zu kommen. Gegen ein Uhr in der Nacht liegen vier Montagen im Wasser. Wir stehen in Wathosen hinter den Ruten im Wasser, es dauert knapp zwei Stunden, bis ich den ersten Biss bekomme. Nach einem heftigen Drill kann ich den Karpfen keschern. Nach dem ersten Blick in den Kescher bin ich nicht sonderlich enthusiastisch. Aber als ich die Flanke sehe, weiß ich, dass es sich um ein Exemplar handelt, das bei Henk und mir ganz oben auf der Wunschliste steht. Der Karpfen hat mitten auf der Flanke ein charakteristisches Schuppenmuster. Solch ein Fisch ist die Anstrengungen mehr als wert. Leider tut sich im weiteren Verlauf der Nacht nichts mehr.
In der nächsten Nacht sind wir wieder am Gewässer, nun ist es an Henk, einen Kapitalen zu fangen. Entgegen unserer hohen Erwartungen verläuft die Nacht jedoch ohne Aktion. Die Karpfen haben abgelaicht und sich aus diesem Gebiet des Gewässers verzogen. Dagegen machen uns die aggressiven Mücken zu schaffen. Gegen 4:30 Uhr packen wir ein. Wir sind hundemüde von den durchwachten Nächten, dem endlosen Tackle-Schleppen und dem Stehen im Wasser. Wir möchten zurück zu dem Gewässer, wo wir diesen Trip zum Angeln in Frankreich begonnen haben.
Attraktives Futter
Bei warmen Wetterperioden, die mit einem Anstieg der Wassertemperatur einhergehen, passen wir unsere Anfütterstrategie an die momentane Situation an. An Gewässern mit einem großen Karpfenbestand können pro Tag durchaus mehrere Eimer Futter angebracht sein. Womit gefüttert wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie etwa dem Vorkommen von Katzenwelsen, Weißfischen und Krebsen. In diesem Gewässer schwimmen wenige Weißfische, aber wegen der vielen Krebse und Katzenwelse können wir nicht ausschließlich mit Boilies füttern. Deshalb setzen wir auf einen Partikelmix aus Hanf und Tigernüssen und zusätzlich auf Pellets und Boilies, die mit einem Schuss Liquid Liver Baitbooster veredelt werden.
So bildet sich eine ölige Futterspur, die sich durch alle Wasserschichten zieht. Dies soll die Aufmerksamkeit aller Fische wecken, die in der Umgebung schwimmen. Für die Karpfen bleiben meistens zumindest die Tigernüsse über, da diese von den Welsen und Krebsen in Ruhe gelassen werden. Auf solch einer Futterstelle überliste ich gleich am ersten Abend einen dicken, alten Spiegler.
Glücklicherweise fängt Henk beim Angeln in Frankreich endlich auch seine Fische. In der ersten Nacht wandern acht Exemplare in seinen Kescher, in der letzten Nacht verhaftet er noch fünf weitere Karpfen. Meine Hakenköder bleiben hingegen unberührt. Tagsüber ist es ruhig, woran wir uns aber nicht weiter stören. So können wir ein paar Stunden Schlaf nachholen und die Natur genießen. Trotz allem sollte es ja auch ein erholsamer Urlaub sein. Schließlich begeben wir uns braungebrannt und zufrieden mit dem Fangergebnis auf den Nachhauseweg.
Monstersession beim Angeln in Frankreich
Wieder einmal mache ich mich zusammen mit Brams auf den Weg in Richtung Süden. Eigentlich betreibt Brams nur das Pirschangeln, für diesen Trip hat er sich extra einen Satz großer Rollen zugelegt. An dem angepeilten Gewässer wird in mindestens 300 Meter Entfernung vom Ufer gefischt, was mit einer kleinen Rolle zum Posenfischen nicht wirklich gut funktioniert.
Bei unserer Ankunft am „Bärensee“ müssen wir feststellen, dass das Gewässer regelrecht belagert wird und auch das als zweite Option in der Hinterhand gehaltene Gewässer ist stark von Karpfenanglern frequentiert. Glücklicherweise haben wir noch Alternativen und der Hinterhand und finden schließlich ein interessantes Gewässer. Hier fischen wir zwei Nächte und fangen vor allem in der zweiten Nacht mehrere kleine Karpfen. Wahrscheinlich sind sie das Resultat eines nicht lange zurückliegenden Karpfenbesatzes.
Morgens packen wir ein und fahren zum Bärensee. Die Wochenendangler sind verschwunden und wir haben den See für uns. Offiziell wird das Befahren des Gewässers mit einem Boot nicht geduldet, aber wir benötigen es, um die 300 Meter zu diversen Hotspots zu überwinden. Außerdem finde ich es wichtig, dass man einen Fisch, der sich festgesetzt hat, auch wieder lösen kann. Und dafür braucht man nun einmal ein Boot. Aus diesem Grund haben wir ein kleines Boot eingepackt, mit dem wir abends die Montagen auslegen. Nach einem Marsch von einem Kilometer kommen wir in der Abenddämmerung schweißgebadet an unserer Angelstelle an. Weil ich an diesem Gewässer über mehr Erfahrung als Bram verfüge, fahre ich alle Karpfenmontagen aus.
Um die Stellen zu markieren und wiederfinden zu können, habe ich ein Hand-GPS zum Angeln in Frankreich mitgenommen. Auch ein Echolot ist aufgrund des unregelmäßigen Bodenreliefs notwendig und wird mit einem Saugnapf an der Bootswand befestigt. Nach in unkomfortabler Situation gepaddelten 2,5 Kilometer liegen alle Rigs auf ihren Stellen. Während ich aus dem Boot klettere, steigt ein Swinger bis direkt unter den Rutenblank. Ich nehme die Rute auf und fühle direkt die Schläge eines Karpfens am anderen Ende der Schnur. Während Brams neben mir steht, um mir zu beim Drill zu helfen, läuft eine weitere Rute ab. Jetzt stehen wir beide mit krummen Ruten am Ufer.
Guter Durchschnitt
Beide Fische wiegen um die dreißig Pfund, kleinere Exemplare werden wir in dieser Session nicht fangen. In dieser Nacht überlisten wir insgesamt sechs Karpfen, wovon wir zwei vom Spielzeugboot aus drillen müssen, weil sie sich festgeschwommen haben. Wir werden dabei sprichwörtlich von den Fischen über das Wasser gezogen. Die Karpfen sind beim Angeln in Frankreich wirklich bärenstark.
Am Morgen wird es schnell brütend heiß und wir liegen schwitzend auf unseren Bedchairs. Selbst im Schatten sind die Temperaturen so hoch, dass man nur schwer einschlafen kann. Im Wasser des Sees suchen wir nach einer Abkühlung. Am Mittag bekomme ich einen knallharten Run. Es folgt ein spektakulärer Drill, bei dem wir im klaren Wasser alle Fluchten des Karpfens verfolgen können. Schließlich landet ein Spiegelkarpfen mit einem Gewicht von 46 Pfund auf der Abhakmatte. Kurz darauf fange ich noch einen 36 Pfund schweren Schuppi.
Am Abend werden die zwei tagsüber abgelaufenen Ruten erneut mit dem Boot ausgefahren. Die folgende Nacht bringt uns beiden jeweils einen schönen Dreißiger. Da Bram den ersten Fisch fängt, fährt er, während ich noch drille, seine Rute erneut aus. Es ist genau diese Rute, die am frühen Mittag zum Leben erwacht. Die Kampfkraft des Karpfens und die stark gekrümmte Rute lassen auf ein schweres Exemplar schließen. Nur langsam kann Bram Schnur zurückgewinnen, während am anderen Ende der Schnur ein schweres Gewicht am Haken hängt.
Zwanzig Meter vor dem Ufer kann ich sehen, wie der Fisch langsam die Kante hochkommt, anschließend einige Sekunden stillsteht, bevor er umdreht und wieder in die Tiefe zieht. Ein Karpfen, der so vorgeht, muss ein wirklich wahrer Koloss sein. Große Blasenspuren verraten, wo er sich befindet. Langsam werden wir beide unruhig, weil die Fische hier häufig nach einem langen Drill kurz vor dem Ufer ausschlitzen.
Zweifellos handelt es sich um einen der Großen des Gewässers, die Frage ist nur welcher? Schließlich erscheint eine riesige Flanke in dem Wasser. „Wooow“, entfährt es uns im Chor. Der breiteste Karpfen, den ich bisher in meinem Leben gesehen habe, liegt an der Wasseroberfläche auf der Seite. Ich gehe bis zum Bauch ins Wasser und schiebe meinen Kescher unter den Giganten – hab ihn.
Den Karpfen identifiziere ich als den größten Fisch in dem See. Seit ich ihn das letzte Mal gesehen habe, hat er noch einiges an Gewicht zugelegt. „Sicher ein hoher Fünfziger, wenn nicht sogar ein Sechziger“, sage ich zu einem völlig perplexen Bram. An einem dicken Ast wird die Waage befestigt und zeigt schließlich ein Gewicht von 29,8 Kilogramm an. Brams neuer Rekord.
Angeln in Frankreich – Alle Bremsen sind gelöst
In den folgenden zwei Nächten fangen wir beim Angeln in Frankreich noch weitere große Karpfen. Wir haben scheinbar eine echte Glückssträhne und zählen schlussendlich 22 kapitale Fische. Einen Vierziger musste ich vom kleinen Badeboot drillen – ein echtes Abenteuer. Darüber hinaus gelang mir noch der Fang eines Vierzigers, der während des Drills zweimal mit beinahe seinem ganzen Körper aus dem Wasser sprang sowie zwei dicke Vierziger mit ihrem Sommergewicht, die in „interessanten“ Phasen locker 50 Pfund auf die Waage.
In den Nächten am Wasser waren wir pausenlos wach und irgendwann mental und physisch total ausgebrannt. In den fünf Tagen kamen wir auf maximal zehn Stunden Schlaf. Aber was soll’s – erschöpft aber glücklich packen wir unser Angelgerät ein und machen uns auf die lange Heimreise.