Szene: Wir sind in einem Besprechungszimmer der US Army. Ein hochrangiger Offizier stimmt seine Soldaten auf das bevorstehende Gefecht ein. „Der Feind befindet sich in unseren Flüssen. Wir wissen nicht, wie viele Truppen er hat. Doch wenn er Checkpoint Carp überschreitet und die Great Lakes erreicht, ist das Ökosystem verloren. Das müssen wir um jeden Preis verhindern. Gott schütze Amerika!“ – Wenn der Kampf der US Army gegen die invasiven Silberkarpfen in den USA ein Film wäre (noch ist in Hollywood niemand auf die Idee gekommen), wäre das vermutlich ein Moment aus den ersten 10 Minuten.
US Army kämpft gegen Silberkarpfen
Das alles liest sich etwas übertrieben, doch im Kern ist es nicht weit von der Realität entfernt. Tatsächlich sind invasive Karpfenarten zu einem so großen Problem geworden, dass selbst Ingenieure der US Army aktiv geworden sind, um die Silberkarpfen einzudämmen. Die Fische haben sich im Einzugssystem des Mississippi ausgebreitet, doch nun drohen sie, über den Illinois River auch die Großen Seen im Norden zu erreichen. Sollten sie sich dort einnisten, werden sie mit hoher Wahrscheinlichkeit bleibende Schäden in einem riesigen Ökosystem anrichten.
Um das zu verhindern, hat die US Army tatsächlich etwas entworfen, das nach einer Kriegsstrategie ähnelt – und auch nach einer mittelalterlichen Belagerung. Wie drei Mauern hintereinander sollen mehrere Maßnahmen die Silberkarpfen in Schach halten.
„Zone des Chaos“ besteht aus mehreren Maßnahmen
Bei der ersten Maßnahme handelt es sich um Lärm. Unterwasserlautsprecher im Fluss sollen die Karpfen verscheuchen. Allerdings nicht etwa mit lauter Musik, sondern eher einer Art „weißem Rauschen“, an dem die Forscher noch arbeiten. Maßnahme Nummer zwei ist ein Vorhang aus Luftblasen, der aus einem Rohr im Flussbett aufsteigt und die Fische zur Umkehr bewegen soll. Wenn beides nichts hilft, kommt die dritte und effektivste Strategie zum Einsatz: Stromschläge. Hierbei ist jedoch Vorsicht geboten, denn die Elektrizität ist so stark, dass sie auch Menschen verletzen kann. Zusätzlich zu diesen Maßnahmen soll eine regelmäßige „Spülung“ des Flusses (durch ein Öffnen der Schleusen) dafür sorgen, dass sich Eier und Larven der Silberkarpfen nicht einnisten können. Ein Experte nannte das geplante Projekt eine „Zone des Chaos“.
Dass man die invasiven Fischarten bekämpfen muss, hat auch die amerikanische Regierung erkannt. Sie bewilligte der US Army 225 Millionen Dollar, um den Bau dieser „Zone des Chaos“ gegen die Silberkarpfen zu ermöglichen. Damit wollen die Ingenieure im Jahr 2024 beginnen. Insgesamt soll das Projekt am Ende 850 Millionen Dollar kosten.
„Most Wanted“ der US Army: Silberkarpfen und Marmorkarpfen
Neben den Silberkarpfen stehen auch Marmorkarpfen weit oben auf der „Abschussliste“ der US Army. Beide Fischarten können große Schäden in Gewässern anrichten, wenn sie sich dort als invasive Art ausbreiten. Als Planktonfresser machen sie einheimischen Arten wie Walleye und Barsch Konkurrenz – und können sie völlig verdrängen. Hinzu kommt, dass Silberkarpfen aus dem Wasser springen, wenn sie aufgeschreckt werden. Dabei haben Fische, die über 40 Kilo schwer werden können, schon mehrmals Bootsfahrer verletzt.
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Auf den Schwarzen Amur ist ein Kopfgeld ausgesetzt
Angler in der Region von Illinois sind dazu angehalten, die invasiven Karpfenarten zu fangen und zu entnehmen. Auf den Schwarzen Amur, der als schwer zu fangen gilt, ist sogar eine Fangprämie von 100 Dollar pro Fisch ausgesetzt – ein attraktiver Preis für „Kopfgeldjäger“.
Bisher hat es nur eine der vier asiatischen Karpfenarten bis zu den Großen Seen geschafft: Der Graskarpfen, der sich im Lake Erie verbreitet hat. Anders als Silber- und Marmorkarpfen gilt er jedoch als weniger schädlich, da er sich nicht von Zooplankton, sondern von Wasserpflanzen ernährt. Auch ist die Population noch zu gering, um Schäden zu verursachen.
Quelle: Cleveland, Reason, Field & Stream