Die Testwoche zum Monatswechsel Juni/Juli 2019 war wie geschaffen für einen waschechten Härtetest. Der Sørfjord, an dem die kleine Anlage Sjursnes Fjordferie liegt, ist eingebettet in die Gipfel der Lyngsalpen in Norwegen. Durch die Höhe von über 1.800 Metern sind die Berge meist ganzjährig schneebedeckt und sorgen neben einer atemberaubenden Kulisse vor allem für Windschatten – und der war mehr als nötig während der Testwoche.
Bis auf den Nachmittag des letzten Tages blies der Wind aus allen erdenklichen Richtungen mit mindestens fünf Beaufort Windstärken – in Böen weitaus darüber. Dies ist keinesfalls charakteristisch für das Gebiet, sondern war eine schlechte Laune des Wetters. Wirklich schlechte Laune gab es trotz des Dauerstarkwindes aber keinesfalls. Während in vielen anderen Anlagen aufgrund des Sturmes Kartenspielen angesagt war, drifteten wir zu jeder Zeit im Windschatten eines Berges und haben ohne Seegang gefischt und gefangen.
Die Tide bestimmt das Angeln
Der Taktgeber des Reviers ist der Storstraumen, der den kleineren Sørfjord mit dem größeren Ullsfjord verbindet. Bootsfahrt von der Anlage zum Spot: gerade mal 15 Minuten! Je nach Tide drückt die Strömung enorme Wassermengen Richtung Ulls- beziehungsweise Sørfjord. Die Seite des Straumens Richtung Ullsfjord, also offenes Meer, ist wesentlich leichter zu befischen.
Der Sørfjord wird sofort breit und tiefer, so dass sich die Wassermassen verteilen können und die Strömung langsam genug zum kontrollierten Fischen auch mit leichten Ködergewichten ist. Dieser Bereich ist einer der Top-Stellen des Reviers und hat uns einige Sternstunden beschert: Dorsche bis 20, Steinbeißer über 10 Kilo und etliche Heilbutte gingen hier an die Haken – und das zwischen acht und maximal 30 Metern Wassertiefe.
Gerät für den Sørfjord
Sjursnes ist ein hervorragendes Revier für sogenanntes „Light-Tackle“- Fischen. Auf schwere Köder jenseits von 150 Gramm kann verzichtet werden. In der Testwoche am Sørfjord kamen vor allem Jigköpfe zwischen 50 und 100 Gramm zum Einsatz – lediglich an den tieferen Kanten des Nisegrunnen Plateaus waren teilweise 125 Gramm Jigköpfe und größere Gummifische notwendig.
- Zum Lachsfischen: Spinnruten mit 60 g Wurfgewicht und 2,70 Metern Länge. 4000er Stationärrollen mit monofiler 0,35er Schnur.
- Top-Köder im Breivikelva: Mepps Aglia Longue Spinner in der Farbe Rainbow Silver, Größe 3, 11 Gramm.
Die besten Angelstellen
Fanggebiet | GPS-Position | Beschreibung |
1 Skalgrunnen | 69°29.588’ N 19°41.539’ E | Bei südlichen Winden lassen sich vom Berg des Skalgrunnens aus lange Driften Richtung Holmbukta machen. Hier gibt es reichlich Dorsche und auch Heilbutt. Beste Köder waren UV-Blaue Gummifische. Achtung, die Drift nicht zu früh abbrechen – die größten Fische haben wir auf 8 Meter Wassertiefe gefangen. |
2 Taregrunnen | 69°32.141’ N 19°41.363’ E | An den Hängen des Taregrunnens nur 3 Bootsminuten von Sjursnes Fjordferie entfernt lauern Heilbutt und Dorsche in allen Größen. Die Stelle ist mit Pins markiert. Am Fuße des Hangs Richtung Süden gab es zahlreiche größere Dorsche. |
3 Landspitze Reiervik | 69°34.656’ N 19°42.176’ E | Bei auflaufendem Wasser teils große Dorsche und vereinzelt Seelachse. Die Strömung kann noch recht stark sein, so dass dies die einzige Stelle ist, bei der Pilker schneller am Fisch sind als Gummifische und somit höhere Fangfrequenz bedeuten. |
4 Musnes Bucht | 69°35.749’ N 19°42.419’ E | Nach dem Tidenwechsel von Niedrig- zu Hochwasser drückt die Strömung Nahrung in die langgezogene Bucht. Driften entlang des Ufers bei Tiefen zwischen 15 und 50 Metern bringt Heilbutt und Dorsch. |
5 Storstraumen Ullsfjordseite | 69°36.844’ N 19°43.777’ E | Unsere Top-Stelle der Woche. Am Rande der Strömung des Straumens liegt das Boot zum Tidenwechsel teilweise wie durch Zauberkraft verankert an einer Stelle. Würfe in die Strömung bringen Dorsche bis 20 Kilogramm, Heilbutte und sogar Steinbeißer auf Gummifisch. Tiefe: zwischen 15 und 40 Meter. |
6 Storstraumen Sørfjordseite | 69°36.680’ N 19°44.282’ E | Auf Höhe des Anlegers des Steinbruchs lauern in Tiefen zwischen 8 und 30 Metern reichlich Steinbeißer. Die Strömung kann hier stark sein, so dass ein Gegensteuern des Bootes notwendig ist. Ruhig geführte Köder dicht am Grund fangen am besten. Beim Tidenwechsel steht das Wasser teilweise, so dass extrem leicht gefischt werden kann. Köder um 50 Gramm reichen dann aus. |
7 Nisegrunnen | 69°41.988’ N 19°44.505’ E | Genau hier ist der Mega-Heilbutt am Abhang des Plateaus eingestiegen. Die ersten zwei Stunden nach Hochwasser schiebt sich dort Wasser und Nahrung auf den flachen Bereich. Etwas ab vom Plateau Seelachsschwärme. |
Fischarten am Sørfjord
Die besten Zeiten zum Fischen außerhalb des Straumens sind die Tidenwechsel. Für zwei bis drei Stunden wälzt sich das Wasser dann eher im Kreis, wirbelt Nahrung auf und zieht Fische magisch an. Die Drift ist dabei jeden Tag etwas anders. Am besten liegt das Boot in Wurfweite der Strömungskante, etwas östlich des Durchgangs des Straumens. Mit Jigköpfen zwischen 50 und 100 Gramm wird dann in die Strömung geworfen – erst durchsacken lassen, dann langsam „einleiern“.
Dorsche, Heilbutte, vereinzelt Seelachse und sogar Steinbeißer haben die Gummifische attackiert. Schlanke Gummis und Jigköpfe bieten der Strömung dabei am wenigsten Angriffsfläche. Am besten gefangen haben weiß-pinke Gummis in flacheren Bereichen – etwas tiefer waren Gummis mit UV-aktivem Blauton, wie der Eisele Flexxxi-Multishad in der Farbe „Hauis-Hering“ am erfolgreichsten.
Steinbeißer auf Inchiku-Jig
Beim gezielten Fischen auf Steinbeißer sind vor allem Inchiku-Jigs Trumpf. Falls nicht zu viele Dorsche am Angelplatz sind und die Köder schnell attackieren, werden die Japan-Köder mit Garnelen garniert, ansonsten sind Streifen vom Seelachs widerstandsfähiger. Das Revier rund um Sjursnes ist für seine Bestände von sehr vielen und sehr großen Steinbeißern berühmt.
Beim ersten Versuch gezielt auf Steinbeißer zu fischen, haben wir in einer guten Stunde acht Fische gefangen, der größte hatte über 10 Kilogramm Gewicht – solche Sternstunden sind selbst in Nordnorwegen selten. Die Steinbeißer-Stelle liegt auch am Straumen, siehe dazu die Seekarte auf dieser Seite.
Auch hier: Bei Tidenwechsel steht das Wasser still – Jigs bis 100 Gramm waren voll ausreichend – der größte Beißer hat auf acht Meter Wassertiefe auf einen 50-Gramm-Inchiku gebissen.
Ein Hotspot am Sørfjord: Der Nisegrunnen
Vom Storstraumen aus etwa 30 Bootsminuten entfernt Richtung Norden liegt der Nisegrunnen (Fangplatz 7) – ein Plateau, dass sich von etwa 100 Metern auf 15 Meter erhöht. Die 15 Meter tiefe Fläche ist groß genug für längere Driften und hat es in sich: Die erste Drift haben wir mittig auf dem Plateau begonnen – 30 bis 50 Gramm Jigköpfe und Gummifische weit geworfen und langsam eingeholt.
Die sonst üblichen Driftsäcke, die das Fischen bei Wind erheblich erleichtern, hatten wir zum Glück vergessen, ins Wasser zu bugsieren. Heilbutt! Direkt am Boot – auf Sicht. Der mittelgroße braune Schatten schwebte in 30 Zentimetern Abstand hinter dem pink-weißen Flexxishad hinterher – bloß nicht zucken, Ruhe bewahren! Ein kurzer Schwanzschlag, der Gummifisch war nicht mehr zu sehen, Anschlag – nach Totenstille war nur noch das Bremsgeräusch an Bord zu hören. Was für ein Einstand am Plateau!
Große Heilbutte sind möglich
Doch der Heilbutt auf Sicht sollte nicht der Höhepunkt des Tages werden. Nachdem die Driftrichtung eindeutig war, haben wir am Fuße des Plateaus angesetzt, um die Abhänge gezielt zu befischen. Auf etwa 40 Metern Tiefe kam dann der brutale Einschlag. Das war kein mittelgroßer Heilbutt mehr! Nach gut 20 Minuten auf Biegen und Brechen kam die Tischplatte dann ans Boot – die Größe exakt zu schätzen war aufgrund der kurzen Hackwellen unmöglich – zu schlecht die Sicht, zu hoch der Adrenalinspiegel, zu kabbelig das Wasser.
Wir haben den Fisch ausgehakt, als sich kurz die Chance dazu ergab, ohne exakt zu messen. Nach Abzug von Aufregung und Fantasie sind wir uns dennoch sicher, dass dieser Butt weit über 50 Kilo hatte. Der Nisegrunnen liegt nicht mehr sehr windgeschützt, so dass wir dort wetterbedingt nur zwei kürzere Angelzeiten hatten. Acht Heilbutte hat die Stelle uns beschert – ein weiterer Riese hat sich einen kleinen Dorsch, der am Gummifisch im Drill hing, geschnappt und nach zwei Wahnsinnsfluchten wieder ausgespuckt. Kaum auszumalen, was an der Stelle bei „normalem Wetter“ noch möglich gewesen wäre.
Unzählige Angelspots
Weite Wege gibt es in Sjursnes ohnehin nicht, weder mit dem Boot noch zu Fuß. In rund fünf bis zehn Bootsminuten gibt es unzählige fischreiche Spots. Dorsche stehen dort gestapelt – zum Glück nicht nur kleine. Meterfische waren täglich in den Fischkisten. Und, falls die Dorsche mal zu langsam waren, gab es Heilbutte als „Beifang“. Die größten Dorsche und die Heilbutte haben wir in unter zehn Metern Wassertiefe gefangen – teilweise mit 30 Gramm Jigköpfen. Natürlich fangen auch Pilker in Sjursnes, aber Dorsche gibt es ohnehin satt und mit Gummi gibt es jederzeit obendrauf die Chance auf Heilbutt – auch direkt vor der Haustür. Im Flur der Anlage hängt eine sehr übersichtliche Karte, die viele gute Stellen genau ausweist. Alle Möglichkeiten auszuschöpfen, war unmöglich in einer Woche.
Nur eine Stunde von Tromsø
Die Lage von Sjurnses Fjordferie ist einzigartig: Zum Flughafen Tromsø ist es gerade mal eine gute Stunde mit dem Auto, die guten Fangstellen liegen quasi um die Ecke und auf der Rückseite der zwei Apartments, die mit Panoramafenstern einen traumhaften Blick über den Fjord auf die Lyngalpen ermöglichen, liegt eine Tankstelle mit Supermarkt, der sogar eine kleine Angelabteilung für das Nötigste hat. Infrastruktur vom Feinsten! Und mit dem Fluss Breivikelva befindet sich ein hervorragendes Lachsgewässer direkt in der Nähe.
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