Angeln am Sørfjord: Ausfalltage null, Fische viel!

Angeln in Nordnorwegen, aber ohne Seegang, ohne Risiko von Ausfalltagen und mit der Chance auf den Fisch des Lebens? Beim Angeln am Sørfjord ist das möglich! Ein Reisebericht.

Doppeldrill! Im Angel­revier um den ­Storstraumen und Sørfjord nicht gerade selten.

Bild: Martin Liebetanz-Vahldiek

Doppeldrill! Im Angel­revier um den ­Storstraumen und Sørfjord nicht gerade selten.

Die Testwoche zum Monatswechsel Juni/Juli 2019 war wie geschaffen für einen waschechten Härtetest. Der Sørfjord, an dem die kleine Anlage Sjursnes Fjordferie liegt, ist eingebettet in die Gipfel der Lyngsalpen in Norwegen. Durch die Höhe von über 1.800 Metern sind die Berge meist ganzjährig schneebedeckt und sorgen neben einer atemberaubenden Kulisse vor allem für Windschatten – und der war mehr als nötig während der Testwoche.

Bis auf den Nachmittag des letzten Tages blies der Wind aus allen erdenklichen Richtungen mit mindestens fünf Beaufort Windstärken – in Böen weitaus darüber. Dies ist keinesfalls charakteristisch für das Gebiet, sondern war eine schlechte Laune des Wetters. Wirklich schlechte Laune gab es trotz des Dauerstarkwindes aber keinesfalls. Während in vielen anderen Anlagen aufgrund des Sturmes Kartenspielen angesagt war, drifteten wir zu jeder Zeit im Windschatten eines Berges und haben ohne Seegang gefischt und gefangen.

Traumkulisse, Traumfische: Selbst unser weit gereister Autor Martin Liebetanz-­Vahldiek war vom Revier total begeistert – hier mit prallem Straumen-Dorsch.

Bild: Martin Liebetanz-Vahldiek

Traumkulisse, Traumfische: Selbst unser weit gereister Autor Martin Liebetanz-­Vahldiek war vom Revier total begeistert – hier mit prallem Straumen-Dorsch.

Die Tide bestimmt das Angeln

Der Taktgeber des Reviers ist der Storstraumen, der den kleineren Sørfjord mit dem größeren Ullsfjord verbindet. Bootsfahrt von der Anlage zum Spot: gerade mal 15 Minuten! Je nach Tide drückt die Strömung enorme Wassermengen Richtung Ulls- beziehungsweise Sørfjord. Die Seite des Straumens Richtung Ullsfjord, also offenes Meer, ist wesentlich leichter zu befischen.

Der Sørfjord wird sofort breit und tiefer, so dass sich die Wassermassen verteilen können und die Strömung langsam genug zum kontrollierten Fischen auch mit leichten Ködergewichten ist. Dieser Bereich ist einer der Top-Stellen des Reviers und hat uns einige Sternstunden beschert: Dorsche bis 20, Steinbeißer über 10 Kilo und etliche Heilbutte gingen hier an die Haken – und das zwischen acht und maximal 30 Metern Wassertiefe.

Das waren die Top­farben des Testteams auf Dorsch und Heilbutt.

Bild: Martin Liebetanz-Vahldiek

Das waren die Top­farben des Testteams auf Dorsch und Heilbutt.

Gerät für den Sørfjord

Sjursnes ist ein hervorragendes ­Revier für sogenanntes „Light-Tackle“- Fischen. Auf schwere Köder jenseits von 150 Gramm kann verzichtet werden. In der Testwoche am Sørfjord kamen vor allem Jigköpfe zwischen 50 und 100 Gramm zum Einsatz – lediglich an den tieferen Kanten des Nisegrunnen Plateaus waren teilweise 125 Gramm Jigköpfe und größere Gummifische notwendig.

  • Zum Lachsfischen: Spinnruten mit 60 g Wurfgewicht und 2,70 Metern Länge. 4000er Stationärrollen mit monofiler 0,35er Schnur.
  • Top-Köder im Breivikelva: Mepps Aglia Longue Spinner in der Farbe Rainbow Silver, Größe 3, 11 Gramm.

Die besten Angelstellen

FanggebietGPS-PositionBeschreibung
1 Skalgrunnen69°29.588’ N
19°41.539’ E
Bei südlichen Winden lassen sich vom Berg des Skalgrunnens aus lange Driften Richtung Holmbukta machen. Hier gibt es reichlich Dorsche und auch Heilbutt. Beste Köder waren UV-Blaue Gummifische. Achtung, die Drift nicht zu früh abbrechen – die größten Fische haben wir auf 8 Meter Wassertiefe gefangen.
2 Taregrunnen69°32.141’ N
19°41.363’ E
An den Hängen des Taregrunnens nur 3 Bootsminuten von Sjursnes Fjordferie entfernt lauern Heilbutt und Dorsche in allen Größen. Die Stelle ist mit Pins markiert. Am Fuße des Hangs Richtung Süden gab es zahlreiche größere Dorsche.
3 Landspitze Reiervik69°34.656’ N
19°42.176’ E
Bei auflaufendem Wasser teils große Dorsche und vereinzelt Seelachse. Die Strömung kann noch recht stark sein, so dass dies die einzige Stelle ist, bei der Pilker schneller am Fisch sind als Gummifische und somit höhere Fangfrequenz bedeuten.
4 Musnes Bucht69°35.749’ N
19°42.419’ E
Nach dem Tidenwechsel von Niedrig- zu Hochwasser drückt die Strömung Nahrung in die langgezogene Bucht. Driften entlang des Ufers bei Tiefen zwischen 15 und 50 Metern bringt Heilbutt und Dorsch.
5 Storstraumen Ullsfjordseite69°36.844’ N
19°43.777’ E
Unsere Top-Stelle der Woche. Am Rande der Strömung des Straumens liegt das Boot zum Tidenwechsel teilweise wie durch Zauberkraft verankert an einer Stelle. Würfe in die Strömung bringen Dorsche bis 20 Kilogramm, Heilbutte und sogar Steinbeißer auf Gummifisch. Tiefe: zwischen 15 und 40 Meter.
6 Storstraumen Sørfjordseite69°36.680’ N
19°44.282’ E
Auf Höhe des Anlegers des Steinbruchs lauern in Tiefen zwischen 8 und 30 Metern reichlich Steinbeißer. Die Strömung kann hier stark sein, so dass ein Gegensteuern des Bootes notwendig ist. Ruhig geführte Köder dicht am Grund fangen am besten. Beim Tidenwechsel steht das Wasser teilweise, so dass extrem leicht gefischt werden kann. Köder um 50 Gramm reichen dann aus.
7 Nisegrunnen69°41.988’ N
19°44.505’ E
Genau hier ist der Mega-Heilbutt am Abhang des Plateaus eingestiegen. Die ersten zwei Stunden nach Hochwasser schiebt sich dort Wasser und Nahrung auf den flachen Bereich. Etwas ab vom Plateau Seelachsschwärme.

 

Die besten Stellen sind am Sørfjord nicht weit voneinander entfernt.

Bild: Kutter & Küste

Die besten Stellen sind am Sørfjord nicht weit voneinander entfernt.

Fischarten am Sørfjord

Die besten Zeiten zum Fischen außerhalb des Straumens sind die Tidenwechsel. Für zwei bis drei Stunden wälzt sich das Wasser dann eher im Kreis, wirbelt Nahrung auf und zieht Fische magisch an. Die Drift ist dabei jeden Tag etwas anders. Am besten liegt das Boot in Wurfweite der Strömungskante, etwas östlich des Durchgangs des Straumens. Mit Jigköpfen zwischen 50 und 100 Gramm wird dann in die Strömung geworfen – erst durchsacken lassen, dann langsam „einleiern“.

Dorsche, Heilbutte, vereinzelt Seelachse und sogar Steinbeißer haben die Gummifische attackiert. Schlanke Gummis und Jigköpfe bieten der Strömung dabei am wenigsten Angriffsfläche. Am besten gefangen haben weiß-pinke Gummis in flacheren Bereichen – etwas tiefer waren Gummis mit UV-aktivem Blauton, wie der Eisele Flexxxi-Multishad in der Farbe „Hauis-Hering“ am erfolgreichsten.

Steinbeißer auf Inchiku-Jig

Beim gezielten Fischen auf Steinbeißer sind vor allem Inchiku-Jigs Trumpf. Falls nicht zu viele Dorsche am Angelplatz sind und die Köder schnell attackieren, werden die Japan-Köder mit Garnelen garniert, ansonsten sind Streifen vom Seelachs widerstandsfähiger. Das Revier rund um Sjursnes ist für seine Bestände von sehr vielen und sehr großen Steinbeißern berühmt.

Eines der besten Seewolfgebiete Norwegens? Unser Autor ist sich da sicher.

Bild: Martin Liebetanz-Vahldiek

Eines der besten Seewolfgebiete Norwegens? Unser Autor ist sich da sicher.

Beim ersten Versuch gezielt auf Steinbeißer zu fischen, haben wir in einer guten Stunde acht Fische gefangen, der größte hatte über 10 Kilogramm Gewicht – solche Sternstunden sind selbst in Nordnorwegen selten. Die Steinbeißer-Stelle liegt auch am Straumen, siehe dazu die Seekarte auf dieser Seite.

Auch hier: Bei Tidenwechsel steht das Wasser still – Jigs bis 100 Gramm waren voll ausreichend – der größte Beißer hat auf acht Meter Wassertiefe auf einen 50-Gramm-Inchiku gebissen.

Mit Inchiku sowie Garnelen und Fischfetzen ging’s auf Steinbeißer.

Bild: Martin Liebetanz-Vahldiek

Mit Inchiku sowie
Garnelen und Fischfetzen ging’s auf Steinbeißer.

Ein Hotspot am Sørfjord: Der Nisegrunnen

Vom Storstraumen aus etwa 30 Bootsminuten entfernt Richtung Norden liegt der Nisegrunnen (Fangplatz 7) – ein Plateau, dass sich von etwa 100 Metern auf 15 Meter erhöht. Die 15 Meter tiefe Fläche ist groß genug für längere Driften und hat es in sich: Die erste Drift haben wir mittig auf dem Plateau begonnen – 30 bis 50 Gramm Jigköpfe und Gummifische weit geworfen und langsam eingeholt.

Die sonst üblichen Driftsäcke, die das Fischen bei Wind erheblich erleichtern, hatten wir zum Glück vergessen, ins Wasser zu bugsieren. Heilbutt! Direkt am Boot – auf Sicht. Der mittelgroße braune Schatten schwebte in 30 Zentimetern Abstand hinter dem pink-weißen Flexxishad hinterher – bloß nicht zucken, Ruhe bewahren! Ein kurzer Schwanzschlag, der Gummifisch war nicht mehr zu sehen, Anschlag – nach Totenstille war nur noch das Bremsgeräusch an Bord zu hören. Was für ein Einstand am Plateau!

 

Große Heilbutte sind möglich

Doch der Heilbutt auf Sicht sollte nicht der Höhepunkt des Tages werden. Nachdem die Driftrichtung eindeutig war, haben wir am Fuße des Plateaus angesetzt, um die Abhänge gezielt zu befischen. Auf etwa 40 Metern Tiefe kam dann der brutale Einschlag. Das war kein mittelgroßer Heilbutt mehr! Nach gut 20 Minuten auf Biegen und Brechen kam die Tischplatte dann ans Boot – die Größe exakt zu schätzen war aufgrund der kurzen Hackwellen unmöglich – zu schlecht die Sicht, zu hoch der Adrenalinspiegel, zu kabbelig das Wasser.

Die Heilbutte am Sørfjord bissen sogar in den flachsten Bereichen.

Bild: Martin Liebetanz-Vahldiek

Die Heilbutte am Sørfjord bissen sogar in den flachsten Bereichen.

Wir haben den Fisch ausgehakt, als sich kurz die Chance dazu ergab, ohne exakt zu messen. Nach Abzug von Aufregung und Fantasie sind wir uns dennoch sicher, dass dieser Butt weit über 50 Kilo hatte. Der Nisegrunnen liegt nicht mehr sehr windgeschützt, so dass wir dort wetterbedingt nur zwei kürzere Angelzeiten hatten. Acht Heilbutte hat die Stelle uns beschert – ein weiterer Riese hat sich einen kleinen Dorsch, der am Gummifisch im Drill hing, geschnappt und nach zwei Wahnsinnsfluchten wieder ausgespuckt. Kaum auszumalen, was an der Stelle bei „normalem Wetter“ noch möglich gewesen wäre.

Wunderschön und fischreich: der Lachsfluss Breivikelva gleich in der Nähe des Fjords.

Bild: Martin Liebetanz-Vahldiek

Wunderschön und fischreich: der Lachsfluss Breivikelva gleich in der Nähe des Fjords.

Unzählige Angelspots

Weite Wege gibt es in Sjursnes ohnehin nicht, weder mit dem Boot noch zu Fuß. In rund fünf bis zehn Bootsminuten gibt es unzählige fischreiche Spots. Dorsche stehen dort gestapelt – zum Glück nicht nur kleine. Meterfische waren täglich in den Fischkisten. Und, falls die Dorsche mal zu langsam waren, gab es Heilbutte als „Beifang“. Die größten Dorsche und die Heilbutte haben wir in unter zehn Metern Wassertiefe gefangen – teilweise mit 30 Gramm Jigköpfen. Natürlich fangen auch Pilker in Sjursnes, aber Dorsche gibt es ohnehin satt und mit Gummi gibt es jederzeit obendrauf die Chance auf Heilbutt – auch direkt vor der Haustür. Im Flur der Anlage hängt eine sehr übersichtliche Karte, die viele gute Stellen genau ausweist. Alle Möglichkeiten auszuschöpfen, war unmöglich in einer Woche.

Klasse Forellen gibt’s im Bergsee, starke Lachse im Fluss.

Bild: Martin Liebetanz-Vahldiek

Klasse Forellen gibt’s im Bergsee, starke Lachse im Fluss.

Nur eine Stunde von Tromsø

Die Lage von Sjurnses Fjordferie ist einzigartig: Zum Flughafen Tromsø ist es gerade mal eine gute Stunde mit dem Auto, die guten Fangstellen liegen quasi um die Ecke und auf der Rückseite der zwei Apartments, die mit ­Panoramafenstern einen traumhaften Blick über den Fjord auf die Lyngalpen ermög­lichen, liegt eine Tankstelle mit Supermarkt, der sogar eine kleine Angel­abteilung für das Nötigste hat. Infra­struktur vom Feinsten! Und mit dem Fluss ­Breivikelva befindet sich ein hervorragendes Lachsgewässer direkt in der Nähe.

Die neuesten Kommentare

01.09.2023 10:43:18
Moin! Dieser eine Absatz ist natürlich zu 100% Blödsinn, wir haben ihn inzwischen korrigiert. Kurz nach Veröffentlichung war auch einem Redaktionsmitglied aufgefallen, dass das nicht stimmen kann. Der restliche Artikel stammt aber aus der Erfahrung des Autors selbst, und ohne diesen irreführenden Hinweis zum Hardangerfjord ergibt er auch wieder Sinn. In den nächsten Revierberichten auf der We...
01.09.2023 09:54:11
Das ist ja lustig. Da musste ich mich ja mal auf die Schnelle bei euch registrieren, um diesen Bericht zu kommentieren. Ich möchte unbedingt mal bei euch mitfahren, wenn ihr es schafft, vom Hadangerfjord nach Tromsø in einer Stunde zu "fahren".Ich glaube das Verkehrsmittel, gibt es noch nicht. Oder ihr fliegt mit einem Überschalldüsenjäger. Mit kleinem Gepäck und Reiseruten ginge das bestimm...
31.08.2023 16:35:11
"Der Sørfjord ist 38 km lang und ein Seitenarm des Hardangerfjords. Er liegt in der Provinz Vestland in Südnorwegen, nur eine Stunde von der Stadt Tromsø entfernt."Erdkunde ist wohl öfter ausgefallen, was?
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