Farsund 2006

Nach dem wir bereits im vergangenen Juni (auf wärmste Empfehlung) eine eher durchwachsene Angelwoche in Farsund verbracht hatten, traten wir unsere diesjährige Reise demnach ohne große…

…Illusionen über die zu erwartenden Fänge an. Um genau zu sein, wollten wir eigentlich gar nicht wieder dorthin und nur durch ein Missverständnis bei der Buchung ergab sich dieser erneute Aufenthalt. Im letzten Jahr ging beim Pilken buchstäblich gar nichts, jedoch hatten wir dennoch viel Spaß mit unseren leichten Spinnruten beim Fang von allerhand kampfstarken Pollacks. Na ja, dachten wir uns, dann wird es halt die Vorübung zur anstehenden Hauptübung im September auf Hareid. Für eine Woche lohnt eine Fahrt in nördlichere Gefilde ja auch kaum.

Tag 1:

Los geht´ s um 12.30 Uhr in Dorsten; Ankunft in Hirtshals / Dänemark um 21.30 Uhr nach einem nostalgischen neunstündigen Heavy Metal Potpourris der 80er Jahre. Gleich mal ein wenig spinnen vom Pier und Erfahrungsaustausch mit einem Brandungsangler. Einschiffen und Ablegen der Fähre „Christian IV“ um 0.15 Uhr; wir hatten dieses Mal eine Doppelkabine gebucht, was absolut empfehlenswert ist. Nach einigen Stunden Schlaf fängt der Urlaub doch gleich viel erholsamer an. Blankes Entsetzen dann bei der Ankunft in Farsund: die Anschrift der Hütte erweist sich als 12 km außerhalb Farsund fast am Ende des Lyngdalsfjordes. Allein bis zur Brücke sind es mindestens sechs Kilometer Bootsfahrt, und das täglich hin und zurück! Die Unterkunft, eine urgemütliche Wohnung direkt über dem Bootshaus ausgebaut, und das geräumige Boot (mit prima Windschutz und regendichter Persenning, ohne die wir beim regnerischen und stark windigen Wetter der folgenden Tage buchstäblich aufgeschmissen gewesen wären) machen den anfänglichen Schock gleich wieder wett; Montage des Echolotes, Boot klarmachen und gegen Mittag ab die Post zum Spinntest an die „alten“ Stellen. Ernüchternder Start: am ganzen Nachmittag drei mittlere Pollacks.

Tag 2:

Auf dem Echolot tut sich rein gar nichts. Vereinzelte Pilkversuche bringen zwei kleine Tangdorsche. Intensive Suche nach Erfolg versprechenden Spinnspots bei prima Wetter und wenig Wind. Am Abend ist klar, daß die Pollaks, so sie denn überhaupt da sind, sich jedenfalls nicht mehr an den vom Vorjahr vertrauten Stellen aufhalten. Es scheinen auch nur Weibchen an den Haken zu gehen, dafür aber in recht stattlichen Größen. Die Fische haben zur Zeit wohl Angenehmeres im Kopf… Ergebnis: immerhin 12 schöne Pollacks.

Tag 4:

Es ist warm und beinahe windstill, schöner kann Meeresfischen kaum sein. Wir schwitzen ganz schön in unseren Schwimmanzügen. Jetzt fehlen nur noch die Fische. Und sie kommen! Wir fangen mit ultraleichtem Spinngerät insgesamt 51 kämpferische z. T. stattliche Pollacks bis zu 8 Pfd – ein unvergleichlicher Spaß! Allerdings wird der ganze Abend beim Filetieren zugebracht.

Tag 5:

Das Wetter schlägt wie befürchtet um: es wird über Nacht sehr stürmisch mit kabbeliger See und starken Windböen. Die Fahrt zu den am Vortag entdeckten Hot Spots erweist sich trotz mehrerer ernsthafter Versuche letztlich als zu gefährlich. Es reicht ja, wenn beim Angeln die Fische schon ihr Leben auf´ s Spiel setzen. Jetzt zahlen sich wiederum die Schwimmanzüge aus. Warm eingepackt machen wir mehrere Pilkversuche im Fjord und erbeuten dabei und beim Schleppangeln insgesamt 21 kleinere bis mittelgroße Fische, darunter auch mehrere schöne Dorsche und eine Kliesche.

Tag 6: 

Die Wetterlage bleibt bescheiden, um nicht zu sagen: sie spitzt sich weiter zu! An eine Ausfahrt zu den neu entdeckten, Erfolg versprechenden Fanggründen ist weiterhin nicht zu denken, also durchforsten wir einstweilen den Fjord in der Hoffnung auf Besserung. Das Ergebnis entspricht in etwa dem des Vortages, ist also alles in allem trotz der widrigen Umstände doch sehr zufrieden stellend.

Tag 7:

Weiterhin Wind und reichlich Wellen, jedoch leicht abnehmend. Wir wagen am frühen Nachmittag die Ausfahrt und werden mit einem schaukeligen aber genialen Angelerlebnis belohnt. Insgesamt 29 Fische wandern in die Kühltruhe.

Tag 8:

Unser letzter Angeltag. Nach einer wiederum stürmischen Nacht beschließen wir, erst einmal auszuschlafen. Erst mittags auf dem Wasser stellen wir fest, daß sich der Wind entgegen der Wettervorhersagen (gibt´ s auf Teletext im norwegischen TV) weiter gelegt hat. Sofort geht es ´raus und in den verbleibenden vier Stunden wiederholt sich fast der gestrige Törn. Wir sind sehr zufrieden und denken schon wehmütig an die morgige Abfahrt. Die üblich Ironie: ein herrlicher, fast windstiller Frühlingstag! Aber leider können wir ja heute nicht mehr angeln. Es wird trotz vorverlegtem Aufstehen um 4.30 Uhr doch noch etwas hektisch, als bei der Abfahrt die Tankstelle noch geschlossen ist und man auf die nächste offene auf dem Weg hoffen muß. Es geht aber alles glatt, wir kommen rechtzeitig zum Boarding der Fähre an und erreichen um 22.30 Uhr ohne Staus und Stress bei sommerlichen Temperaturen mit ca. 60 kg frischem Filet die Heimat. Resümierend stellen wir fest, daß Farsund anscheinend immer für eine Überraschung gut ist. Es ist dort nicht so, daß einem die Fische gleich an den Haken springen. Aber wenn man bereit ist, flexibel zu reagieren und sich konsequent auf unterschiedlichstes Beißverhalten, Wettersituationen und Fangtechniken einzulassen, wird man fast sicher mit einem wunderschönen Natur- und Angelerlebnis belohnt. …vielleicht fahren wir im nächsten Jahr doch noch mal hin. Markus und Matthias


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