Plattfischangeln im Nord-Ostsee-Kanal: Mit der Kälte kommt der Butt

Flundern, Schollen und Klieschen: Wer außerhalb der Brandung schöne Plattfische im Winter fangen möchte, findet im Nord-Ostsee-Kanal ein hervorragendes Revier. Wir haben uns mit einem erfahrenen Brandungsangler von den ausgezeichneten Fangmöglichkeiten an einem der zahlreichen Hotspots überzeugt.

Fabian Saggau mit Scholle beim Plattfischangeln im Nord-Ostsee-Kanal

Bild: F. Saggau

Fabian Saggau weiß, wie und wo man solche schönen Plattfische, hier eine Scholle, im Nord-Ostsee-Kanal an den Haken bekommt.

Verdammt ist es heute Morgen kalt. So kalt, dass die Temperaturen beißen und meine Hände und das Gesicht schnell eine gesunde rötliche Farbe annehmen. Aber was soll’s, der Nord-Ostsee-Kanal ruft, denn in Kiel bin ich mit dem erfahrenen Brandungsangler Fabian Saggau verabredet. Kein anderes Gewässer in Schleswig-Holstein bietet so gute und abwechslungsreiche Angelmöglichkeiten auf Meeres- und Süßwasserfische wie der NOK. Daher ist er das ganze Jahr über ein beliebtes Angelrevier. In den Wintermonaten, wenn es so richtig ungemütlich und kalt wird, beginnt die Zeit der Plattfische. Der häufigste Fang beim Plattfischangeln im Nord-Ostsee-Kanal ist die gemeine Flunder, aber auch Klieschen oder Schollen werden regelmäßig gelandet. Als Beifang darf man mit feisten Dorschen und Wittlingen rechnen.

Hochbrücke: Hotspot für Kanal-Platte

Der Nord-Ostsee-Kanal verläuft mit seinen knapp 100 km quer durch Schleswig-Holstein und verbindet die Nordsee mit der Ostsee. Mitten in Kiel-Holtenau liegt unser Angelplatz. Die Holtenauer Hochbrücke ist ein ganz besonderer Spot! Hier mündet der NOK in die Kieler Förde. Fabian und ich blicken von der Nordseite des Kanals auf markante Industriegebäude und auf die Personenfähre Kiel-Holtenau.

Containerschiff fährt unter Hochbrücke über dem Nord-Ostsee-Kanal

Bild: F. Saggau

Wenn ein Containerschiff vorbeirauscht, bekommt man oft Bisse kurz nachdem das Schiff den Angelplatz passiert hat.

Um vom Parkplatz aus an die guten Angelplätze zu gelangen, ist nur ein kleiner Fußmarsch zu bewältigen. Immer wieder passieren große Containerschiffe die Doppelschleuse und fahren an unserem Angelplatz vorbei, während wir unser Gerät aufbauen. Die Holtenauer Hochbrücken liegen etwa 6 km vom Kieler Zentrum entfernt. Sie verbinden die beiden Stadtteile Wik und Holtenau. Der Angelplatz unter den Hochbrücken gilt bei vielen Anglern schon sehr lange als Hotspot, da er gut mit dem PKW erreichbar ist und man dort immer mit einem kapitalen Fang rechnen kann.

Plattfischangeln im Nord-Ostsee-Kanal: Gezielt auf Flundern

Die Flunder, norddeutsch auch Butt genannt, hält sich bevorzugt in Küstennähe auf, zum Beispiel in Förden und Buchten, aber auch im Brackwasser, und zwar in den großen Flussmündungen der Nord- und Ostsee. In Bereichen, wo sich die Brackwasserzone besonders lang erstreckt, wandern die Flundern weit die Flüsse hinauf, sodass sie in den Tidengewässern, wie zum Beispiel in der Elbe und Weser, anzutreffen sind. Flundern haben einen bräunlich, oftmals gräulichen, ovalen, seitlich abgeflachten Körper. Bei den meisten Exemplaren befindet sich das Augenpaar auf der rechten Körperoberseite.

Angler mit zwei Flundern

Bild: F. Saggau

Die begehrte Beute: zwei leckere Flundern in vernünftiger Bratpfannengröße.

Die Flunder muss durch den Kanal

An der Seitenlinie der Flunder liegen die Knochenhöcker, die man deutlich sehen und fühlen kann. Entlang der Rücken- beziehungsweise Afterflosse befinden sich die rauen knotigen Schuppenpaare. Wie bei der Scholle hat die Flunder ebenfalls eher blass-rötliche Flecken. Den gesamten Sommer über fressen sich die Flundern fett, um für ihre anstehende Laichreise gewappnet zu sein. In den frühen Herbst- und Wintermonaten ziehen sie dann von ihren bevorzugten Futterplätzen im Brackwasser ins Salzwasser, um dort im Frühjahr abzulaichen. Auf diesem Weg müssen die Flundern unweigerlich den Nord-Ostsee-Kanal durchqueren. Hierbei legen sie regelmäßig Pausen ein, um erneut Nahrung aufzunehmen. Nun beginnt die Zeit der Plattfischangler, um den leckeren Speisefisch zu fangen.

Plattfisch-Tipp: Salzige Bereiche suchen

Zum gezielten Plattfischangeln im Nord-Ostsee-Kanal ist die richtige Platzwahl ausschlaggebend. Fabian bevorzugt hier den großen Mündungsbereich der Kieler Förde, weil dort der Salzgehalt am höchsten ist. Die circa 100 km lange künstlich angelegte Wasserstraße bietet einen optimalen Lebensraum für Flundern und andere Plattfische. Der überwiegend sandige Grund mit einzelnen Seegraswiesen und Muschelfeldern sorgt für ein reiches Nahrungsangebot in Form von Watt- und Seeringelwürmern, Muscheln, Garnelen sowie Sandaalen und anderen Kleinfischen.

Angler wirft aus beim Plattfischangeln im Nord-Ostsee-Kanal

Bild: F. Saggau

Fabian beginnt beim Angeln meist in der Mitte des Kanals. Um hier den Köder abzulegen, muss er weit werfen.

Die Plattfische bevorzugen strömungsreiche Plätze, um sich in den sandigen Boden einzugraben und dort auf von der Strömung vorbeitreibende Beute zu lauern. Wer seine Köder erfolgreich auslegen möchte, sollte es auf jeden Fall in der Mitte des Kanals versuchen. Der rege Schiffsverkehr bringt ordentlich Bewegung ins Wasser. Oftmals kommen die Bisse unmittelbar nachdem ein Schiff den Angelplatz passiert hat.

Brandungsgerät für das Plattfischangeln im Nord-Ostsee-Kanal

Fabian setzt auch beim Plattfischangeln am Kanal auf Brandungsruten – Modelle bis 4,20 m mit einem Wurfgewicht bis 225 g. Schwere Karpfen– oder Heavy Feeder-Ruten erfüllen aber auch ihren Job. Es ist auf jeden Fall erforderlich, dass die Montage am Platz liegen bleibt, um die standorttreuen Plattfische fangen zu können. Damit die langen Brandungsruten auch bei Wind und Wetter stabil und sicher am Wasser stehen, benutzt er ein herkömmliches Brandungsdreibein. Alternativ kann man die Ruten am dortigen Geländer mit einem Reling-Band, wie man es beim Kutterangeln verwendet, befestigen.

Wie beim Brandungsangeln üblich, kommen auch am NOK große Stationärrollen zum Einsatz. Diese sollten eine hohe Übersetzung haben und mit einer großen Spule ausgestattet sein, welche die Schnur schnell und sauber aufnehmen kann. Große Wurfweiten sind am Kanal nicht nötig. Wichtig ist vor allem die hohe Übersetzung, um den Fisch oder das System rasch vom Grund hochzubekommen. Der Autor angelt am NOK auch bei etwas mehr Strömung mit einer 0,12er Geflechtschnur. Diese verbindet er mit einer ebenfalls geflochtenen Schlagschnur in einem Durchmesser von 0,25 mm.

Große Stationärrolle mit geflochtener Schnur

Bild: F. Saggau

Fabian verwendet große Stationärrollen, die mit einer 0,12er geflochtenen Hauptschnur bespult sind.

In der Regel sind Gewichte zwischen 100 und 150 g völlig ausreichend. Pfeift der Wind mit einer ordentlichen Brise durch die Förde, können durchaus auch höhere Gewichte beziehungsweise Krallenbleie zum Einsatz kommen. Dies ist ebenfalls der Fall, wenn große Containerschiffe am Angelplatz vorbeifahren. Aufgepasst! Die großen Pötte erzeugen einen gewaltigen Sog. Deshalb empfiehlt Fabian, die Montagen etwas heranzukurbeln, um Verwicklungen oder gar Abrisse zu vermeiden.

Das richtige Vorfach für den Butt

Oft stellt man sich die Frage, welches Vorfach man verwenden soll. Gerade in den kalten Monaten entscheiden manchmal nur kleine Unterschiede im System über Erfolg oder Misserfolg. Für das Plattfischangeln im Nord-Ostsee-Kanal benutzt Fabian einfach gebundene und ungeclipte Brandungssysteme. Wer sich diese Arbeit ersparen möchte, kann sich im Fachhandel auch fertige Brandungssysteme kaufen.

Fabians Favorit für diese Angelei ist das „Doppelhaken-Seitenarmvorfach“ mit zwei Anbissstellen über dem Blei. Dieses Vorfach eignet sich bestens für mittlere Wurfdistanzen. Dafür, dass die Plattfische eigentlich grundlebende Fische sind, beißen sie verhältnismäßig oft auf den oberen Haken. Die obere Mundschnur spielt deutlich reizvoller in der Strömung. Die Augen der Plattfische befinden sich auf der oberen Körperseite und können somit den bzw. den Köder besser wahrnehmen.

Brandungsmontage mit zwei Seitenarmen

Bild: F. Saggau

Als Vorfach verwendet der Brandungsangelexperte eine einfache Montage mit zwei Seitenarmen und einem schweren Blei am Ende.

Plattfisch-Tipp: Mit bunten Perlen locken

Plattfische sind neugierig und Sichtjäger. Mit bunten Perlen und Spinnerblättchen erregt man schnell ihre Aufmerksamkeit. Allerdings hat der Autor festgestellt, dass weniger oft mehr ist! Lil Corky Perlen in der Größe 10 oder 8 mm sind am NOK völlig ausreichend. Typische Farben dieser kleinen Helfer zum Plattfischangeln sind Gelb, Rot oder Orange.

Um gezielt Dubletten zu fangen, sollte man nicht gleich beim ersten Biss den Anhieb setzen und das System einholen. Wenn sich ein Plattfisch den Köder geschnappt hat, sollte man noch ein paar Minuten warten, denn Plattfische sind nie alleine unterwegs und sehr futterneidisch. Hängt erst einmal ein Plattfisch am Haken, lockt er auf jeden Fall noch andere Artgenossen an. Man sollte immer im Hinterkopf behalten, dass ein Haken noch frei ist.

Die besten Köder für das Plattfischangeln im Nord-Ostsee-Kanal

Der mit Abstand meistverwendete Köder beim Plattfischangeln ist und bleibt der Wattwurm. Wattwürmer können in vielen Angelfachgeschäften gekauft werden. Wer einen Angeltag plant, sollte diese entsprechend rechtzeitig vorbestellen. Wattwürmer sind empfindlich und sollten in Zeitungspapier kühl aufbewahrt werden. Erfolgsköder Nummer zwei ist der Seeringelwurm, auch „Kneifer“ genannt. Dieser kann auch mit einem Wattwurm, als sogenannter Cocktail, am System angeboten werden. Nicht alle Angelfachgeschäfte bieten Seeringelwürmer an. Sie sind nicht so empfindlich wie Wattwürmer, sollten aber auch in Zeitung kühl aufbewahrt werden.

Wattwürmer und Krabben als Köder für das

Bild: F. Saggau

Als Köder hat Fabian gleich mehrere dabei: Neben Wattwürmern angelt er auch mit gekochten Krabben – einem teuren, aber fängigen Köder.

Rechtzeitig um Plattfisch-Köder kümmern

Um den passenden Köder für die Plattfisch-Tour zu bekommen, gibt es alle paar Kilometer am NOK mehrere Angelgeschäfte. Man sollte sich jedoch vorab telefonisch erkundigen, ob der gewünschte Köder vorrätig ist. In den meisten Fällen müssen Wattwurm und Co. vorbestellt werden. Der Hering ist vor allem im Winter ein sehr guter Alternativköder fürs Plattfischangeln. Er wird in schmale Streifen geschnitten und mit Hilfe von „Bait Elastic“ am Butthaken befestigt. Heringe kann man fast das ganze Jahr über im Fischgeschäft kaufen. Nicht nur große Plattfische, sondern auch Dorsche und Wittlinge stehen auf diese Fischhappen.

Luxus-Leckerbissen für das Plattfischangeln im Nord-Ostsee-Kanal

Ein absoluter Top-Köder im NOK ist die gekochte Nordseegarnele oder Nordseekrabbe. Plattfische sind wahrlich verrückt nach diesen Krustentieren. Die gekochte Nordseegarnele kann mit einer herkömmlichen Wurmnadel auf den Hakenschenkel gezogen werden. Dank ihrer festen Schale hält sie super am Haken. Die Nordseegarnelen bekommt man in jedem gut sortierten Fischhandel oder direkt vom Kutter. Diese Ködervariante ist sehr kostspielig, aber auch absolut fängig.

Wattwurm und Garnele als Köder für Plattfische

Bild: F. Saggau

Die bunten Perlen vor dem Naturköder, hier links ein Wattwurm, sorgen für zusätzliche Lockreize. Eine gekochte Garnele hält ebenfalls gut am Haken. Zur Sicherheit wird sie aber zusätzlich noch mit ein paar Windungen Ködergummi umwickelt.

Angeln am Nord-Ostsee-Kanal

Gerade wenn es an der Küste einmal nicht so gut läuft mit den Platten, ist der NOK eine vielversprechende Alternative. Aber nicht nur an der Kieler Förde sind gute Plattfischfänge möglich. An allen großen Flussmündungen ist es aussichtsreich, auf Fluss-Flundern zu angeln. Wer am NOK fangen will, benötigt einen gültigen Jahresfischereischein sowie eine Tageskarte, die zwischen 13 und 25 Euro kostet. Wo diese Tageskarte zu erwerben ist, erfährt man unter anderem auf der Website des Landessportfischerverband Schleswig- Holstein (LSFV SH).

Die Karte zeigt den Verlauf des Nord-Ostsee-Kanals.

Bild: B. Gierth

Die Karte zeigt den Verlauf des Nord-Ostsee-Kanals.

Geangelt werden darf – mit einigen Ausnahmen – nahezu überall im Nord-Ostsee-Kanal, und zwar zwischen Kanalkilometer 1,65 (Binnenhafen Brunsbüttel) bis km 96,63 (Hochbrücke Kiel-Holtenau/ Olympiabrücke); senkrechtes Lot der östlichen Außenseite der Brücke. Ein Angelverbot hingegen besteht zwischen der Hochbrücke Kiel-Holtenau/Olympiabrücke und der Schleuse Kiel- Holtenau (Nord- und Südufer). Es darf mit drei Handangeln mit jeweils höchstens zwei Anbissstellen geangelt werden. Köderfischsysteme und Kunstköder – mit Ausnahme des Heringspaternosters – gelten als eine Anbissstelle.

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