Die Meeresangler-Hochburg Hitra in Mittelnorwegen reizt nicht nur mit kapitalen Fängen. Fredi Schmidt begeisterte sich vor allem auch an der enormen Fischarten-Vielfalt, die für imposante Überraschungen sorgt.
Ein Maul wie ein Scheunentor zeigt ein 6-Kilo Seeteufel… Fredi Schmidt: Ja, ich war so richtig heiß aufs Angeln und träumte von einem der riesigen Heilbutts, die vor Hitra ihr Unwesen treiben. Aber es wäre schon die 3. Norwegen-Tour in diesem Jahr. Schließlich, nach kurzer Verhandlung mit meiner besseren Hälfte, war jedoch grünes Licht gegeben. Am 10. September ging es los. Eine Gruppenreise nach Kvenvaer stand auf dem Programm. Angelgerät und Gepäck waren schnell verstaut und die ersten Bekanntschaften mit den anderen Reiseteilnehmern geknüpft – Urlaub von der 1. Minute an. Es schien eine handfeste Truppe mit sympathischen Anglertypen zu sein. Abends erreichten wir die Fähre der Color Line, die uns von Hirtshals nach Moss beförderte. Am nächsten Morgen ging es gut ausgeschlafen weiter – über die sehr schöne Strecke der E 6 Richtung Norden. Nachmittags erreichten wir gut gelaunt und ungeduldig unser Domizil. Komfortable Ferienhäuser direkt am Meer, noch dazu an einem wunderschönen Fjordarm gelegen, ließen richtige Urlaubsstimmung aufkommen. Die Boote waren mit Steuerstand und Elektrostarter ausgestattet, 5,50 m bis 6,00 m lang sowie mit Motoren zwischen 20 und 50 PS und Echolot bestückt. Obwohl wir aufgrund der fortgeschrittenen Zeit erst am nächsten Morgen angreifen wollten, konnte ich mir einige Würfe vom Steg nicht verkneifen. Auf Anhieb gelang es mir, einen ca. 4pfündigen Dorsch zu erbeuten. Wir konnten noch andere Fische im klaren Wasser beobachten, die wir aber nicht klar ansprechen konnten. Schnell waren einige kleine Fetzenköder geschnitten und ein Kollege und ich fingen die ersten farbenprächtigen Lippfische. Es geht los Am nächsten Morgen wurden wir von dem sehr netten und engagierten Besitzer Bjarne eingewiesen und bekamen unsere Seekarten mit entsprechenden Angel-Tipps. Dann endlich ging es los. Uns wurde schnell klar, was für ein riesiger Schärengarten mit 1.100 Inseln unsere Wohnanlage schützte. Innerhalb war bei fast jedem Wetter noch ein geschützter Angelplatz zu finden. Aber der Wettergott spielte mit, die ganze Woche über konnten wir aufs offene Meer fahren. Schnell waren die Ruten mit Beifänger-Vorfach und Pilker montiert – ab ging’s. Wir fischten in Tiefen von 80-120 m, und nach einer Stunde hatten meine beiden Kollegen und ich bereits einige Grundfische wie Lumb, Leng als auch Dorsch gefangen. Aber ebenso sorgten die großen Schwärme der Klein-Köhler für krumme Ruten. Nachdem der 1. Tag insgesamt mehr der Orientierung diente, sollte fortan richtig zum Angriff geblasen werden. Wieder waren wir mit Bjarne unterwegs. Wir drifteten bei herrlichem Wetter über einen sehr strukturreichen Meeresgrund in Tiefen zwischen 35 und 70 m. Pilker von 450-600 g kamen zum Einsatz. Schwere Eisen, die die recht schnelle Drift aber auch erforderte. Dreifach-Drill Doch nun ging es Schlag auf Schlag. Wir hatten einen Tummelplatz der Dorsche gefunden, und die Größe stimmte ebenfalls. Dirk drillte gerade ein Exemplar von 10 Pfund, während ich mich mit einem Großmaul ähnlichen Kalibers abmühte, als auch Thomas einen heftigen Biss bekam und einen 3,5 kg Lumb hochpumte. Ein Dreifach-Drill bei herrlichstem Wetter. Petrus meinte es wirklich gut mit uns und ließ uns besonders gut auf giftgrüne, große Gummimakks fangen. Einen sehr ungewöhnlichen Fang konnten wir an diesem Tage noch bestaunen. Unser Bootskollege Dirk fing einen kleinen Leng mit Oktopus im Huckepack. So verflogen die Tage, und wir tobten uns so richtig aus. Doch am letzten Tag wollte ich zur Abwechslung noch einen Versuch mit Naturködern starten. Ich hatte meine 30-Ibs- Sportex Rute mit einer 7500 Abu Multi bestückt und diese mit einer 20 kg Geflochtenen bespult. Auf die Leine zog ich einen Spezialschlitten zum Naturköderfischen, an den auch das Grundblei montiert wird. Das Gewicht hänge ich allerdings nicht wie vorgesehen direkt in den Wirbel, sondern binde es mit einer 45er Monofilen an, damit man bei einem unlösbaren Hänger nur das Grundblei und nicht die gesamte Montage verliert. Schließlich noch einen Sicherheits-Meereswirbel Marke Søvik ins gut einen Meter lange 0,80er Monofil-Vorfach eingehängt. Als Greifer kommen nur nichtrostende Qualitäts-Einzelhaken (z.B. Mustad) in den Größen 5/0 bis 11/0 in Frage. Krönender Abschluss „Auf geht’s!“, rief mir Thomas zu, „unsere letzte Ausfahrt in Norwegen im alten Jahrtausend.“ Wir enterten zusammen mit unserem Wohnungskollegen Bemd das Boot und fuhren dem letzten Abenteuer entgegen. Wir suchten uns auf der laminierten, farbigen Seekarte ein Riff aus, das von 20 auf 180 m abfiel. Als Köder lockte ein ganzer Hering. Es wurde spannend. Bernd hatte gerade einen schönen Dorsch und kurz darauf einen 80-cm-Leng gefangen, als ich mal wieder in einer Felsspalte festhing. Ich versuchte, den vermeintlichen Hänger zu lösen, was mir nach kurzer Zeit auch gelang. Plötzlich merkte ich, dass ein Fisch am anderen Ende zappelte. Ein Dorsch, Köhler, Pollack oder Lumb konnte es nicht sein, ebenfalls keiner der kämpferischen Heilbutts. Dieser Fisch brachte in erster Linie sein Gewicht und seine gespreizten Flossen in den Drill ein – ganz ohne rasante Fluchten. Nach 10 min. kam der Räuber zum Vorschein: Ein ca. 6 kg schwerer Seeteufel grinste uns böse an. Das Maul sperrangelweit aufgerissen, bot er einen imposanten Anblick – und den krönenden Abschluss unserer Reise. METHODEN Pilk- und Naturköderangeln. GERÄT Stabile Bootsruten und robuste Multirollen. KÖDER Pilker bis 600 g plus Beifänger (z.B. Gummimakks); Herings- oder Makrelenfetzen zum Naturköderangeln. EXTRA-TIPP Statt immer nur zu pilken, mal auf Fetzen setzen, die mehr Arten an den Haken bringen. INFORMATIONEN Individuelle sowie Busgruppen-Reisen u.a. zum Atlantis-Cup nach Kvenwaer auf Hitra veranstaltet Atlantis Angelreisen Internet: www.atlantis-angelreisen de. Startklar: In Norwegen wird jede Ausfahrt zum Erlebnis. copyright © 2001 by Paul Parey Zeitschriftenverlag, 14. Juli 2003 10:53 Uhr (CEST)