Dorsche satt vor der Ostseeküste

Vor kurzem kontaktierte mich der PharmaMan und fragte, ob wir nicht mal eine gemeinsame Tour starten sollten. Einige PN’s später stand fest: Wir fahren an die Ostsee und versuchen schleppenderweise…

…einige Flossenträger zu überlisten. Also wurde aufmerksam die Wetterprognose studiert und vergangenen Mittwoch ging’s dann los. Das Spannende daran war, dass wir beide noch nie auf der Ostsee geschleppt hatten! Schon auf der Fahrt wurde ausführlich unsere Taktik besprochen. Wir planten erst einmal möglichst viele unterschiedliche Köder einzusetzen, um so die fängisten zu entdecken. Je nach Situation wollten wir auch pilken oder jiggen. Im nachhinein hätte unser umfangreiches Gepäck sehr viel sparsamer ausfallen können. Aber dazu später mehr! An der Küste angekommen zeigte sich die See von ihrer schönen Seite: kaum Wind und viel Sonne – Ententeich war angesagt! Schnell wurde das Leihboot klar gemacht und raus ging’s. Ein 10PS-Boot, führerscheinpflichtig, und deshalb ist dies eigentlich eine weitere Folge der Reihe „Barsch-Alarm spuckt Kapitäne aus“. Unabhängig von einander, Intuition, plötzliche Eingebung (vulgo: zwei Blöde, ein Gedanke): beide zückten wir als ersten Köder einen Fingerling 15cm! In ca. 9m Wassertiefe gingen die ersten Wobbler raus und keine zwei Minuten später lag auch schon der erste Dorsch auf den Planken! Was, wie jetzt, so schnell? Jahaa! Sicherlich kein Riese, aber auf alle Fälle ein super Auftakt! Wir brachten alle Ruten raus, und schleppten weiter. Unsere Köder waren: ein Fishexpert-Blinker am Seeker, ein Gummifisch mit vorgeschaltetem 150g Bodentaster und zwei Fingerlinge! Bis jetzt bin ich immer davon ausgegangen, dass die Fingerlinge maximal in 6m Tiefe laufen. An diesem Tage wurde ich eines besseren belehrt! Wir hatten mit den Fingerlingen noch bei 9-10m Wassertiefe gelegentlich Grundkontakt. Der Beweis: ein hammerharter Seesternbiss! Mit der Zeit fuhren wir immer weiter raus, bis wir schließlich im 12-17m tiefem Wasser unsere Bahnen zogen. Schon bald kamen die nächsten Bisse. Und zwar ausschließlich auf die Fingerlinge! Daraufhin nahmen wir den Fishexpert und den Gummifisch raus und montierten an diese beiden Ruten auch noch Wobbler. Als ebenfalls fängig haben sich außerdem der Grandma-Deeprunner und ein 25+ von Manns erwiesen. Allerdings haben wir schnell festgestellt, dass für einen Biss auf die letztgenannten Wobbler, drei Bisse auf die Fingerlinge erfolgten! Wir hatten zwei Fingerlinge im Wasser: beim PharmaMan sollte der raffinierte perlmutt-weiße im Stint(!)dekor die Dorsche betören, Godfather hatten einen im Regenbogenforellendekor im Einsatz. Im Gegensatz zu den holländischen Zandern stürzten sich die Dorsche aber verstärkt auf das Salmonidenimitat! Also Leute: vergesst die Stinte und nehmt Regenbogenforellen!;-) Nach zwei bösen Verhedderungen, beschlossen wir, nur noch mit drei Ruten zu schleppen. Die Ostseeleoparden bissen jetzt auf alles, solange es ein Fingerling war! (Nein, ehrlich, von der Firma kriegen wir nix, von keiner, leider…) Inzwischen hatten wir uns auch als Team gut eingespielt, so dass einer immer in langsamer Fahrt den Kurs hielt, während der andere drillte. Wichtig war, dass mindestens immer ein Fingerling im Rennen war denn der brachte Fisch. Langeweile kam keine auf. Überhaupt gab`s wegen diverser Situationen einiges zu lachen. Eine Kostprobe: kurz vor dem Boot überlegte es sich ein guter Dorsch noch einmal anders u. löst die noch frische Beziehung zu seinem Drilling. Frage des PharmaMan: „Hm, soll ich jetzt traurig sein?“ „Nein, du musst nicht traurig sein,“ antwortete da sofort ein zweiter Dorsch, der an der mittleren Angel ruckelte. „Nein, ganz im Gegenteil, seid frohen Mutes!“ meinte nun auch der dritte an Godfathers Rute. Und die lauthals lachenden Barschalarm-Kapitäne drillten synchron zwei Dorsche ins Boot! Jau, so macht das Spaß! Als der Akku des Echolots leider schon früh am Tag seinen Geist aufgab, orientierten wir uns grob an der Küstenlinie und bekamen trotzdem weiter ständig Bisse. Die muntere Beißerei hielt den ganzen Tag an. Nach durchschnittlich zehn Minuten gab`s Fischkontakt. Wir haben irgendwann das Zählen aufgegeben, konnten aber bestimmt weit über 30 Dorsche fangen! Die Kinderstube, auch einige maßige, durfte natürlich weiterspielen! Eigentlich kein schlechtes Ergebnis als absolut ortsunkundige Rookies und für „mal ein bisschen versuchen“. Bei frischen mind. 4 Windstärken machten wir uns dann auf den Rückweg zum Hafen. Dabei hat uns die Ostsee noch mal gezeigt, dass bei schnell aufkommendem Wind die Angelei dort schnell ungemütlich werden kann! Über die offene Ostsee baut sich schnell eine erhebliche Welle auf, die gerade bei ambitionierten Hobbykapitänen und hauptberuflichen Landeiern zu ernsthaften Problemen führen kann. Eine solche Tour sollte man nur antreten wenn nicht mehr als vier Windstärken zu erwarten sind. Als sehr richtig hat sich in diesem Zusammenhang auch die Entscheidung für den 10PS-Motor erwiesen. Als Fazit bleibt: Wir können nur jedem empfehlen, auch mal dort oben sein Glück zu versuchen! Aber vergesst dabei bloss nicht die Fingerlinge! Ohne die hätten wir deutlich weniger Spass gehabt! Geschrieben am Thursday, 11.11.2004 von dietel – www.barsch-alarm.de


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