An einem kalten aber klaren Samstagmorgen im Februar enterte ich mit ca. 35 anderen erwartungsvollen Anglern den schmucken Kutter der HSC GmbH im Kieler Heikendorf, um auf Dorsche zu angeln.
Zu dieser Jahreszeit besteht ja die berechtigte Hoffnung auf einen wirklich kapitalen Fisch. Beim morgentlichen Kennenlernen und Fachsimpeln in den beheizten Salons merkte man, wie die aus allen Teilen Deutschlands angerückte Schar von Meeresanglern immer gespannter wurde, je näher das Ablegen kam. Während einige schon ihre Ruten, Rollen und Vorfächer montierten, saß ich mit einer kleinen Gruppe aus Hamburg am Tisch und stärkte mich erst einmal mit knusprigen Brötchen und heissem Kaffee. Der Kapitän Bernhard Mielitz begrüsste uns kurz und mahnte, nicht zu leichtes Geschirr zu montieren. Einige Tage vor unserer Fahrt hatte er die ersten Grossdorsche aufgespürt und viele Fische ab 10 Pfund und bis über 27 Pfund gefangen. Viele grosse Fische waren jedoch durch zu leichtes Gerät verloren gegangen. Aufgrund dieser Empfehlung montierte ich eine Pilkrute mit 200-250g Wurfgewicht und einer Länge von 3,30m. Auf der Stationärrolle hatte ich 25er Geflecht. Das Vorfach war aus 0,60mm Monofil gebunden. Als Beifängen verwendete ich einen Japanroten Twister 7g schweren Kopf über einen Spitzkopf-Pilger von 125g. Wie sich im Laufe des Tages herausstellte, lief diese Form sehr gut, meist jedoch in Größe 150g bis 200g. Nachdem nun alles vorbereitet war, genoss ich die Seeluft, während wir mit 11 Knoten in die Kieler Bucht ausliefen. Ein kurzer Besuch auf der Brücke erhöhte die Spannung nochmals, weil der Kapitän mehrere Steinriffe und Wracks anlaufen wollte, sozusagen die Liebeshöhlen der Grossdorsche. Nach 2 Stunden Fahrt stoppten wir auf der ersten Position. Die Lautsprecherdurchsage des Kapitäns gab uns Kenntniss über Wassertiefe und Drifftgeschwindigkeit. Die ersten beiden Angelplätze brachten allerdings nur Standartfische von 40-60 cm, was der Stimmung an Bord keinen Abbruch tat. An der dritten Position war dann alles anders. An Bachbord und Steuerbord standen mehrere Angler mit beängstigend krummen Ruten. Die sehr agile Besatzung kam sofort zur Hilfe und das nicht nur zum Gaffen der Dorsche, sondern um Leinen zu entwirren und um Angler mit Fischen im Drill von der Leeseite auf die Luvseite zu lotsen. Dorsche von über 15 Pfund gehen sonst elicht unter dem Kutter bverloren. Zwei Angler verloren trotzdem ihre Fische durch Schnurbruch und aufgebogene Haken. Und kamen die ersten Riesen an Bord! Sofort wurden die Fische gewogen und vermessen, ehe Milch oder Rogen auslaufen konnte und Gewicht für die Fangmeldung verloren geht. Ich staunte nicht schlecht über die Durchschnittsgrösse! Fast alle Fische wogen zwischen 8 Pfund und 20 Pfund, der grösste auf diesem Stopp wog 29 Pfund 100g. Der Fänger saß überglücklich aber mit herunterhängenden Armen auf einer Bank und gab als Kommentar: „Ich sollte mal wieder ins Fitnessstudio gehen“. Nach ca. 30 Minuten hatte der Kapitän eine neue, vielversprechende Stelle angefahren. Ich konnte mich nun auch in die Fangliste eintragen, allerdings nur mit 17 Pfund 200g. Den Tagesgrössten Fisch fing hier Hartmut Joret aus Oering bei hamburg von 39 Pfund 100g bei einer Länge von 117 cm. Auch an dieser Stelle gingen wieder einige sehr grosse Fische durch zu leichtes Geschirr verloren. Als wir uns dann mit einem reichhaltigen Mittagessen gestärkt hatten, stürmte alles wieder an Deck. Einige hatten ihr Essen wohl in Rekordzeit verschlungen, obwohl Kapitän Bernhard Mielitz die Pause nutzte, um den Kutter auf eine neue Stelle zu verlegen. Gegen 13.00 Uhr hatten wir nochmals Glück und konnten noch mehrere Grossdorsche landen, darunter auch den Fisch von Gerd Peters aus Walsrode von 34 Pfund 200g bei 113 cm. Gegen 15.00 Uhr traten wir die Heimreise an, während die gigantischen Fische dieses Angeltages kräftig gefeiert wurden. Viele Fische von einem Meter lagen an Deck und unser Riesendorsch hatte die 40 Pfundmarke nur um 400g verfehlt! Die Angler, die ihre Dickdorsche verloren hatten, werden jetzt erst einmal ihre Gerätehändler um einiges Grossdorschgeschirr erleichtern. Während der Zollabfertigung im Hafen von Laboe sollten die Fische nochmals vom ortsansässigen Gerätehändler gewogen werden. Da der Förde-Angelshop ca. 200m vom Zollanleger entfernt ist, hatte der Kapitän extra einen Fleischwagen aus einem Schlachthaus nach Laboe bringen lassen, damit unsere Arme nicht noch länger wurden. Auf diesem Schiff wird wohl an alles gedacht…. Erschöpft und glücklich machten wir gegen 18.00 Uhr in Heikendorf am Liegeplatz fest. – Was für ein Angeltag! Bericht von Lutz Pfitzner