Landratten verwechseln den Köhler manchmal mit dem Pollack. Der Köhler ist jedoch viel eleganter und wendiger gebaut. Und wie der Name schon verrät, ist der Köhler am Rücken fast schwarz, glänzt dabei manchmal schwarzgrün-stählern.
Auch die Mundhöhle des Köhlers ist im Gegensatz zum Pollack schwarz gefärbt. Das auffälligste Unterscheidungsmerkmal: Die Seitenlinie des Köhlers verläuft gerade, die des Pollacks schwingt auf. Im übrigen erkennt man den Pollack an seinen ausgeprägten Glupsch-Augen. Wo und wann Köhler sind die wilden Gesellen der rauhen See. Sie sind kräftige Fische, die vom Sommer bis in den Herbst hinein für herrliches Angeln sorgen. Man fängt erwachsene Köhler von Mai bis Oktober, mancherorts sogar bis Dezember. Von Januar bis April halten sich die Schwärme in unerreichbaren Tiefen an ihren Laichplätzen im Atlantik oder in der Nordsee auf. In stark salzhaltigem Wasser sorgen sie für Nachwuchs.
Anders ist es mit den kleinen Köhlern, die das ganze Jahr über in Ufernähe umherstreifen. Dieses Jungvolk läßt sich in Norwegen, Schottland oder Island an Felsküsten, Vorsprüngen oder Molen fast immer fangen. Oft sind die Fische aber nicht mal ein Pfund schwer. Beste Saison für das Angeln von kampfkräftigen Zwei- bis Vierpfündern mit der Spinnrute ist der Hochsommer. Dann ziehen Köhlerschwärme raubend durch die norwegischen Fjorde, das Wasser kocht, und sogar vom Ufer aus fängt man Fisch auf Fisch.
Im übrigen gilt: Wer richtig große Köhler fangen will, der muß mit Boot oder Angelkutter hinaus auf das Meer oder den Fjord. Die britischen oder norwegischen Kutterkapitäne kennen die Riffe und Steinbänke genau, wo die Köhler im Mittelwasser oder in Bodennähe nach Heringen oder Sprotten jagen. Vom Ufer fängt man nur kleinere Köhler? Ja aber von dieser Regel gibt es eine herrliche Ausnahme, nämlich die Straumen in Norwegen. Straumen sind Gezeitenströme an Engstellen, die einen Fjord mit einem anderen Fjord oder mit dem Meer verbinden. Hier zwängen sich im Rhythmus von Ebbe und Flut gigantische Wasser- und Köhlermengen hindurch. Fast alle Straumen sind Top-Plätze für Köhler. Man angelt vom Ufer, doch hier können Fänge glücken wie sonst nur über den Bänken vor der Küste. Bester Straumen mit den größten Köhlern ist der Saltstraumen bei Bodö in Nordnorwegen; in ihm wurden die norwegischen Rekordköhler gefangen: erst 42 Pfund, dann 43 Pfund und schließlich gar 45 Pfund. Das sind Giganten, und so kämpfen sie auch. Angesichts solcher Rekorde sollte man wissen: Jeder zweistellige Köhler ist ein toller Fisch, der einen herrlichen Drill bietet.
Von der leichten Fliege zurück zum schweren Pilker: Modelle, die rasch absinken, braucht man an den Straumen. Nur: Hier muß alles schon ein paar Nummern kräftiger sein. Denn an den Straumen darf man mit Kampf-Köhlern von vier Pfund aufwärts rechnen; und das in kräftig strömendem Wasser. Auch Zweistellige und (freilich selten) Kapitale werden an den Straumen gefangen. Man benutzt hier entweder eine kräftige Karpfenrute oder eine Meeresrute um 200 Gramm Wurfgewicht und montiert Pilker von 100 Gramm und mehr. Man läßt den Pilker möglichst tief absacken; die Strömung verhindert oft sowieso, daß er bis auf den Grund trudelt. Dann langsam einholen und zwischendurch immer wieder absacken lassen. Wenn der Pilker sich dem Ufer nähert, gilt es, möglichst rasch zu kurbeln, andernfalls riskiert man Hänger und Köderverlust.
Wer auf große Köhler scharf ist, der muß aber in aller Regel mit dem Boot oder dem Angelkutter hinaus zum richtigen Hochseeangeln. Dann hat man die Wahl zwischen Pilken oder Naturköderangeln. Pilker oder Schleppblei werden je nach Strömung, Wassertiefe und Drift gewählt (man sollte in Norwegen mit 40 bis 100 m Wassertiefe rechnen und Bleie bis 500 g dabeihaben).
Wenn die Köhler nicht schon den absackenden Köder nehmen, muß man zunächst die richtige Angeltiefe finden. Dazu läßt man den Köder bis zum Grund absacken und kurbelt etwa fünf Meter hoch; denn unsere dunklen Freunde stehen normalerweise ein gutes Stück über dem Grund (und damit auch über den Dorschen). Bleiben die Bisse aus, kurbelt man den Pilker oder das Schleppsystem (mit Makrelen- oder Heringsfetzen beködert) erneut fünf Meter höher. Irgendwo auf diesen Stockwerken bis zum Mittelwasser lauern die Köhler. Es hilft, den Pilker immer in taumelnder Bewegung zu halten. Noch wichtiger: ein oder zwei Beifänger über dem Pilker montieren. Unschlagbar sind rote Gummi-Makks. Großköhler sind kräftig, und man angelt in enormen Tiefen, also benötigt man eine stabile Meeresrute mit Multirolle oder extrastarker Stationärrolle und passende Schnur (0,50 monofil oder 0,30 geflochten). Spätestens wenn ein 10pfünder beißt, wird klar, daß der Name Seelachs für den Köhler gar nicht so schlecht gewählt ist. Denn die Kobolde aus der Familie der Dorschartigen kämpfen, als gehörten sie zu den Salmoniden.