Dorschangeln: Die Dorsche der Nacht

Die stimmungsvollen Momente entschädigen für die lange Nacht am Wasser.

Zum Dorschangeln fährt man morgens mit dem Kutter raus. So machen es jedenfalls viele. Es geht aber auch ganz anders. Steffen Schulz zum Beispiel geht abends in den Ostseehafen, um Dorsche zu angeln…

Es ist dunkel geworden im Hafen. Mein Angelfreund und ich stehen auf der Kaimauer, links und rechts von uns weitere Angler. Der kühle Wind weht uns um die Nase, lässt die Aalglocken der Naturköderangler erklingen. Biss! Bei meinem Mitstreiter ist die Rute krumm. Dem harten Anschlag lässt er ein „Der ist nicht schlecht“ folgen. „Hängt“, ist alles, was ich rausbekomme, während sich mein Dorsch in die Strömung stellt. Nun stehen wir beide auf der Mauer und drillen die ersten Dorsche, gleich zu Beginn ein Doppeldrill! Neben seines 70er wirkt mein 63er glatt klein. Nun ja, ich will nicht klagen, die anderen würden gern überhaupt was fangen. Es scheint so einfach zu sein, hier im Hafen erfolgreich Dorsch zu fangen, doch anscheinend ist es das nicht, sonst würden ja alle fangen. Andere Geräte Unser Gerät für das Dorschtwistern im Hafen unterscheidet sich von dem, was wir vom Kutter oder Kleinboot aus verwenden – nur die Köderfarbe nicht: Braun, braun und nochmals braun kommt zum Einsatz, ansonsten in der Regel nichts. In Dänemark und Deutschland sicherlich die beste Dorsch-Gummi-Farbe, die perfekt Krebse imitiert. Die Rute sollte kräftig genug sein, um auch bis zu 60 Gramm schwere Jigköpfe weit hinaus zu befördern.

Braune Gummifische sind der Knaller beim Nachtangeln auf Dorsch.

Oftmals ist die Strömung in Hafenbecken extrem stark, sodass solche Gewichte zum Einsatz kommen müssen. Auch die Rutenspitze sollte eher zu hart als zu weich ausfallen, vor allem bei Strömung. Generell sollte man natürlich so leicht wie möglich fischen, um Fehlbisse zu vermeiden. 20-Gramm-Köpfe kann der Dorsch natürlich viel leichter einsaugen, als dreimal so schwere Gewichte. Je nach verwendeter Jigköpfe sollte die Rute ein Wurfgewicht von 50 oder auch 100 Gramm haben und sich stets beim Werfen gut aufladen, um den Köder auf maximale Distanz zu bringen. Mit einer 3 Meter langen Rute wirft man weiter als mit einer 2,70er  Rute. Daher raten wir vom Ufer aus gerne zu 3 Meter langen Ruten. Die Rollengröße sollte zwischen 3000 und 4000 liegen, auf keinen Fall kleiner. Als Schnur ist eine gelbe geflochtene unumgänglich, um maximales Ködergefühl bei Tiefen bis zu 20m zu gewährleisten, um den Anhieb auch auf Distanz sicher setzen zu können und um eine gute Sichtbarkeit zu gewährleisten. Oft sind Hafenbecken auch nachts relativ gut beleuchtet. Eine 9 Kilo tragende Schnur ist absolut ausreichend. Als Vorfach empfehlen wir ca. 1 Meter  0,35er bis 0,45er Hardmono  oder Fluorocarbon. Bei Hauptschnur und Vorfachschnur gilt, je dicker man sie wählt, desto stärker wird sie von der Strömung erfasst, worunter das Ködergefühl und die Bisserkennung deutlich leidet. Weit draußen Wir haben die Erfahrung gemacht, dass wir an manchen Tagen auch im Dunkeln weit draußen die besten und meisten Fische gefangen haben und nicht direkt unter der Kante. Neben der bereits beschriebenen Rute, Rolle und Schnur muss aber auch der Köder, neben der Farbe braun, bestimmte Eigenschaften besitzen, um vom Ufer aus zum Erfolg zu führen. Er muss gute Flugeigenschaften aufweisen und darf nicht zum flattern neigen. Wir fischen gerne Gummis mit viel Aktion an Jigköpfen von 30 bis 60 Gramm.

Bei Regen heißt es durchhalten – die Dorsche beißen trotzdem.

Der Führungsstil ist recht einfach. Nach dem Auswerfen hält man die Rute in der 11-Uhr-Stellung und jiggt den Köder ein oder auch zweimal an, bevor man ihn wieder absinken lässt. Erschlafft die Schnur, wiederholt man diesen Vorgang. Nachts und vor allem bei Wind empfiehlt es sich, die Schnur über den Finger laufen zu lassen, damit man die Bisse besser spürt. Wie findet man die Dorsche? Die Technik hilft hierbei immens. Auf Satellitenfotos von Google-Earth lassen sich leicht gute Stellen erkennen. Man kann an der Farbe des Wassers sehen, wo Häfen flache und tiefe Bereiche haben. Je dunkler die Wasserfärbung, desto tiefer das Wasser. Helle, also flache Bereiche, sind meistens schlechter. Auch wenn Dorsche zum Jagen an der Küste nachts ins Flache ziehen, im Hafen haben wir sie stets tief gefangen, vor allem auf Plateaus, die von noch tieferem Wasser umgeben waren.  Hafeneinfahrten sind auch potenzielle Hotspots.

Die stimmungsvollen Momente entschädigen für die lange Nacht am Wasser.

Im Hafengebiet von Sonderborg und Eckernförde haben wir stets gut gefangen. Wir haben stets auf Ansage Dorsche jenseits der 70er Marke gefangen, Fische um die 80 Zentimeter waren ebenfalls regelmäßig dabei. Diese Fische haben wir nur an einem und den selben Platz gefangen. Ziehen im Frühjahr die ersten Heringe in die Häfen, so kommen auch die Dorsche. Konstant gut fangen wir im Sommer und im Herbst bis Ende Oktober, vor allem die kapitalen Fische.


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