Ganz ehrlich: Ich hatte in meinem Leben viel zu viele Fehlbisse beim Plattfischangeln. Stellen wir uns diese Szene vor: Die Scholle hat einen Wurm entdeckt, nur drei Meter entfernt und einfach auf dem Sand liegend. Jetzt heißt es handeln – bevor sich ein anderer Flachmann den Leckerbissen holt oder sich die gut 15 Zentimeter lange Proteinbombe wieder eingräbt. Das tun Watt- und Seeringelwurm mit dem Kopf voran. Also wird auch das vordere, dicke Ende des Wattis attackiert, die Platte packt den Wurm am Kopfende und schüttelt ihn kräftig. Zeitgleich meldet eine Rutenspitze sieben Meter weiter oben einen Interessenten.
Der Angler nimmt Fühlung auf: eindeutig ein Plattenbiss. Die Rute wird gesenkt, um noch ein wenig Spielraum zu lassen – und zack, Anhieb! Kurz ist kräftiger Widerstand spürbar, dann ist er weg. So ein Mist, schon der fünfte Fehlbiss heute! Die Scholle guckt nur verdutzt. Gerade steckte ihr noch der saftige Wurm mit dem Kopf voran im Schlund, nun ist er weg.
Fehlbisse beim Plattfischangeln: Platten sind gemeine Kopfbeißer!
Fehlbisse beim Plattfischangeln mit Würmern gehören einfach dazu – könnte man meinen. Doch so muss es nicht sein. Das Problem ist die eingangs beschriebene Szene: Viele „Flachmänner“ fressen den Wurm mit dem Kopf voran. Es ist schließlich das dicke, nahrhafte Ende, mit dem die Beute sich gegebenenfalls zuerst eingräbt. Der Angler wird diesem Umstand beim Anködern jedoch nicht gerecht – in der Regel wird der Wurm mit dem dicken Ende zuerst aufgezogen.
Das ergibt auch Sinn, denn andersherum angeködert rutschen die weichen Würmer noch schneller am Vorfach herunter, und oft vom Haken. Zudem ist das Aufziehen auf die Ködernadel mit dem Kopf voran sehr viel einfacher. Den Wurm andersherum anzuködern ist also eine nicht ganz optimale Möglichkeit, die „Kopfbeißer“ zu haken. Ein größeres Problem ist in diesem Fall aber, dass ein Teil der Fische immer noch am „verkehrten“, oberen Ende zupackt.
Dieser gemeine Trick reduziert Fehlbisse beim Plattfischangeln
Es gibt jedoch eine Lösung für das Problem der Fehlbisse beim Plattfischangeln. Mit einem einfachen Trick lässt sich die Bissausbeute auf nahezu 100 Prozent bringen – und das ohne verzögerten Anhieb. Der Kern der Lösung liegt in einer kleinen Veränderung von Mundschnur und Haken: Es befindet sich ein zweiter Haken am Kopfende des Wurms. Der untere hängt, wie gewohnt, am Ende des Wurms, der obere hält nur seinen Kopf fest. So sind beide Enden hakenbewehrt und egal, wo die Platte attackiert – sie hat sofort einen Haken im Maul.
Selbst wenn ein besonders vorwitziges Exemplar die Mitte des Wurms packt, wird sie beim Anhieb dennoch mit einem der Haken in Berührung kommen. Ich verwende außerdem andere Hakentypen als sonst beim Buttangeln üblich. Die langen, mit Widerhaken bewehrten Modelle sind für diese Montage nicht die erste Wahl. Kurzschenklige Modelle fassen besser, denn der Plattfisch kann sie gut im Maul drehen. Mit den Hakengrößen habe ich herumprobiert: Der untere Haken kann größer sein, 6er bis 2er Modelle sind gut. Der obere kann kleiner gewählt werden, am liebsten nutze ich dafür einen 8er. Diese Kombination ergibt eine wirklich effektive Mischung. Natürlich müssen Sie nicht unbedingt zwei verschiedene Haken dafür kaufen. Nehmen Sie zwei kurzschenklige 6er, passt das auch.
Und so wird beködertDie Beköderung, um Fehlbisse beim Plattfischangeln zu minimieren, unterscheidet sich nur minimal von der Norm: Anstatt die Ködernadel ganz am Ende des Wattwurms einzustechen, muss ein winziges Ende freigelassen werden. Dieses Ende sticht man nach dem Aufziehen einfach auf den Haken. So hält der Wurm sehr gut am oberen, kleinen Haken.
Der Abstand richtet sich nach der WurmgrößeDas Binden der Mundschnur ist einfach. Dabei gibt es zwei Wege zum Ziel:
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Der Anhieb kommt blitzschnell und geht kaum daneben!
Nach etlichen Platten-Touren und hunderten Fischen hat sich herauskristallisiert, dass gut ein Drittel der Fische nur am oberen Haken hängt und das andere Ende des Wurms aus dem Maul herausbaumelt. Den Anhieb habe ich mit der Zeit immer schneller gesetzt, inzwischen schlage ich bei gutem Beißverhalten sofort beim ersten Zittern an. Es geht kaum ein Anhieb daneben – zumindest, wenn es sich um Plattfische und nicht etwa um Grundeln handelt.
Im Ergebnis hake ich die meisten Fische sauber im vorderen Maulbereich, kann den Haken schnell und einfach lösen und verbrauche deutlich weniger Köder. Wenn doch mal ein Anhieb nicht sitzt, hatte die Platte den Wurm meist gerade nicht im Maul – oder in einem sehr ungünstigem Winkel. In diesem Fall hat der Fisch keinen Haken gespürt. Ich lasse die Montage dann gleich wieder absinken und bekomme in 90 Prozent der Fälle sofort wieder einen Biss.