Immer wieder sind die Kisten der Fischer voll mit Steinbutt. Und was für Klamotten! Es gibt sie also doch zahlreich und kapital vor Mommark auf der süddänischen Insel Als, wo ich als Guide viele Tage im Jahr unterwegs bin. Obwohl jeden Tag Angler dicht am Grund, also im Revier der Plattfische angeln, werden sie nicht gefangen. Die Plattfischangler, die genauso oft Watt- und Seeringelwürmer am Grund anbieten, bekommen den Steinbutt ebenfalls nicht an den Haken. Ein „Nebenbei-Fisch“ ist der Steinbutt also sicher nicht. Wer ihn fangen will, muss schon zielgerichtet vorgehen!
Angeln auf Steinbutt: Fischen Sie mit Fisch!
Steinbutte liegen perfekt getarnt am Grund der Nord- und Ostsee und lauern auf ihre Beute. Diese besteht vornehmlich aus kleinen Fischen. Vor allem Sandaale stehen bei ihnen ganz oben auf dem Speiseplan. Würmer locken sie eher nicht aus der Reserve. Wer also einen Steinbutt fangen möchte, braucht Fische. Frische Sandaale wären der perfekte Köder. In den Supermärkten Dänemarks und auch Deutschlands werden diese leider nicht als Frischfisch angeboten. Sandaale mal eben am Angeltag gezielt zu fangen, ist ebenfalls sehr schwierig. Mit einem Heringsvorfach mit kleinen Haken dicht am Grund geführt an sandigen Stellen bestehen zwar Chancen, aber der Zeitaufwand ist oft unverhältnismäßig. Tiefkühlkost ist also angesagt. Manche Angelgeschäfte verkaufen gefrorene Sandaale. Mit Glück werden Sie auch im Internet bei einem Köderversand fündig. Diese Sandaale werden gewerblich befischt. Als Tiefkühlware kommen diese nach Dänemark oder auch nach Deutschland. Der Aufwand lohnt, denn der Sandaal ist als Köder unschlagbar!
Bild: M. Korth
Schwer zu bekommen, aber der absolute Hit für Steinbutt: Sandaale.
Animation ist alles
Ein gefrorener Sandaal ist natürlich niemals so attraktiv wie ein frischer Fisch. Aussehen und Geruch sind einfach nicht dasselbe. Damit die Steinbutte aber eben doch zupacken, sollten sie zumindest so schwimmen wie echte Sandaale – oder sogar noch lebendiger. Tote zu erwecken klappt in diesem Fall mit einer speziellen Plastikscheibe – einer sogenannten „Action Disc“. Die Scheibe hat eine mittige Bohrung und Führung und wird vor dem Haken auf das Vorfach gefädelt und von einem Gummistopper gehalten. Ihre konkaven Kanten sorgen bei Zug dafür, dass der Köder am Haken dahinter wie wild in alle Richtungen ausschlägt und so schwimmt wie ein Sandaal in Panik. Damit der frische Köderfisch auch hält, sind zwei Haken notwendig. Als Nebeneffekt wird zudem die Bissausbeute erhöht.
Bild: M. Korth
Die „Action-Disc“ verleiht dem Köder noch mehr Aktion, ähnlich wie das Cup-Rig beim Raubfischangeln. Das Vorfach ist 1,20–1,50 m lang. Der Autor verwendet für den vorderen Haken einen Circle Hook der Größe 4 und für den hinteren Haken einen Drilling derselben Größe. Das Ganze wird je nach Strömung hinter einem Buttlöffel oder Mefo-Blinker von 30-60g geführt.
Bild: Hannes Dänekas
Greifen Sie beim Angeln auf Steinbutt auf jeden Fall zu einer Zweihaken-Montage, so hält der Köder besser. Bait-Elastic kann zusätzlich verwendet werden, wenn Sie den Köder noch besser fixieren möchten.
Unter Strom
Die größte Frage für Steinbuttneulinge ist die nach dem richtigen Angelplatz. Wer nicht zufällig Koordinaten von einem Fischer hat, dem wird es schwer fallen, auf Erfahrungswerte von anderen Anglern zurückzugreifen. Zu selten wurde der Steinbutt gezielt beangelt. Aus den Zufallsfängen, die mir zu Ohren gekommen sind, lässt sich aber das eine oder andere ableiten. Strömung ist, wie beim Plattfischangeln immer, sehr vorteilhaft. Diese gibt es in Sunden, also Meerengen zwischen Festland und Inseln, an Landzungen und an Unterwasserhängen. Wie Strömungen verlaufen, kann oft an der Wasseroberfläche erkannt werden. Streifen von sich anders brechenden Wellen, andersfarbigem Wasser oder von Seegras im Wasser, deuten auf Strömungskanten hin.
Welche Spots zum Angeln auf Steinbutt? Steine oder Sand?
Der Name Steinbutt – ein Hinweis auf den richtigen Grund, um ihn zu fangen? Könnte sein. Steiniger Grund ist sicher gut. Abwechslungsreich mit Sand und Pflanzen noch besser. Auf reinen Sandstellen wurden aber auch schon Steinbutte gefangen. Vermutlich stammt der Name eher von seiner harten Haut auf der braunen Seite, als dass es ein klarer Hinweis auf seinen Standplatz wäre. Sicher wäre es hilfreich, wenn es ganz eindeutige Reviere gäbe. Aber andersherum gedacht, ist die Botschaft daraus voller Zuversicht: Steinbutte können überall lauern. Mit dem richtigen Köder an der richtigen Montage besteht eine echte Chance ihn zu fangen. Es ist risikolos, es zu versuchen, denn ganz nebenbei beißen übrigens auch kapitale Schollen und Flundern auf das Steinbuttsystem.
Bild: Adobe Stock/Andy Lidstone
Der Steinbutt gehört zu den großen Plattfischen. Er erreicht bis zu 20 kg!
Steckbrief Steinbutt (lat. Scophthalmus maximus)
Aussehen: hochrückiger fast kreisförmiger Körper, unauffällige Seitenlinie oberhalb der Brustflosse, markant bogenförmig bis zum unteren Auge laufend. Augenseite ohne Schuppenkleid, aber mit vielen Knochenhöckern besetzt, nimmt die Färbung des jeweiligen Untergrundes an. Lange Flossensäume auf den Seiten, Ansatz der Rückenflosse vor dem oberen Auge. Bauchseite weiß, linksäugiger Plattfisch. Unterkiefer überstehend und länger als Oberkiefer.
Größe: maximal 100cm mit Gewichten bis zu 20kg
Alter: höchstens 35 Jahre
Laichzeit: Mai bis August
Tiefe: 10 bis 70m
Reviere: Mittelmeer, Nordatlantik, Nord- und Ostsee
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