Mit Gummiködern auf Ostseedorsche

Nachdem die Vertikalversuche auf Dorsch im Frühjahr nicht die schlechtesten Ergebnisse brachten, habe ich mir nach einem weiteren Ostseetrip vor 14 Tagen, bei dem auch viele kleine Dorsche auf Pilger gegangen…

…sind, letzte Woche bei besten Wetterbedingungen noch mal mein Boot geschnappt und mich mit meinem Bruder Martin verabredet. Diesmal wollten wir versuchen an den kleinen Dorschen vorbei zu angeln und die Besseren ins Boot zu bekommen. Deshalb wurden nur große Pilker, große Shads und riesige Vertikalköder eingepackt. Da es am Anfang keinerlei Wind gab, gestaltete sich die Drift und damit auch die Angelei sehr schwierig. Bis auf ein paar kleine Dorsche auf Pilker war nicht viel zu holen. Erst gegen Mittag frischte der Wind auf und wir konnten bei optimaler Drift größere Bereiche absuchen. Trotzdem gestaltete sich die Suche recht kompliziert, da die Ostsee-Leoparden fast überall sein konnten. Immer wieder startete ich den Motor, um neue Ecken anzufahren. Dann gab es endlich die ersten besseren Anzeigen auf dem Echolot und tatsächlich hatten wir einen Schwarm gefunden. Kaum waren die Köder am Grund, haben die Dorsche auch schon an den Pilkern und Gummiködern gezuppelt. Leider wurden dabei viele kleine Dorsche außen gehakt oder der Drilling hat den gesamten Maulbereich zerrissen. Und da ich ja schließlich auch im Süßwasser bemüht bin, die Fische möglichst schonend zu behandeln, musste eine andere Möglichkeit her. Meine Pilker verschwanden in der Box und an den Gummis wurde der Zusatzdrilling entfernt. Außerdem montierte ich mit dem 10″ Fin-S Fish einen richtigen Happen für die Dorsche. Martin wollte nicht hören und blieb bei seinem Pilker in blau/silber, der wirklich viele Fische brachte. Also Motor an, wieder zurück und erneut driften lassen. Wieder bissen die Dorsche an der gleichen Stelle und mein Bruder pumpte den nächsten Fisch vom Grund. Bei mir merkte ich nur wie die Burschen ständig versuchten, das Gummi zu inhalieren, der Jighaken aber nicht richtig fassen konnte. In der Regel gelang es nur den größeren Dorschen, den Köder samt Haken zu packen, so dass ich endlich eine Möglichkeit gefunden hatte, die „Nemos“ zu schonen. Außerdem konnten gefangene Fische ohne Probleme zurückgesetzt werden, da der Einzelhaken sehr leicht zu lösen war. Ich persönlich sehe nämlich nicht so recht ein, warum man sich als überzeugter Süßwasser-Releaser in der Ostsee übermäßig die Truhen füllen sollte. Einige Dorsche wurden für die Küche entnommen und auf Grund der Sonne sofort versorgt. Die große Masse tauchte jedoch wieder unbeschadet zum Grund. Auch Martin wechselte nun auf Gummiköder und schnappte sich mit dem 25 cm langen Fin-S Fish von Lunker City meinen Erfolgsköder aus der Box. Von nun an ging es Schlag auf Schlag: Köder zum Grund, Spannung halten, leichte Zupfbewegungen machen und auf die Bisse der größeren Dorsche warten. Endlich hatten auch die besseren Fische im Schwarm die Chance, die Köder zu packen und diese dann, im Gegensatz zu ihren kleineren Artgenossen, auch zu bewältigen. Immer wieder verschwanden neben den 6“ Sea Shads von Bass Assassin ( http://www.as-tackle.de/catalog/index.php/cName/sea-shad-6-sea-shad?osCsid=fbc85d83c8480c7c4b028b3d97375ab9) selbst die großen Fin-S Fish gänzlich in den riesigen Luken der Dorsche. Hin und wieder ein schnelles Foto und wieder zum Grund mit den Ködern. Da auch die Videokamera dabei war, könnt ihr euch „hier“ einen kleinen Clip runterladen. Während Damian und Marius ( www.hechtfieber.de) im Frühjahr mit ihren Vertikalruten für Zander fischten, haben wir normale, kräftige Spinnruten oder Jerkruten genutzt, da mit Jig-Köpfen unter 50g nicht viel zu machen war. Eine 1,80m Zanderrute wäre alleine durch die hohen Ködergewichte an ihrer Grenze gewesen und da man beim Angeln in Wassertiefen zwischen 15 und 21 Metern nie ausschließen kann, dass mal ein richtiger Brummer zufasst, sollten beim Gerät immer die nötigen Reserven vorhanden sein. Wer also an die Ostsee fährt, um Klasse statt Masse zu fangen und eh Spaß an der Angelei mit Gummiködern hat, sollte nicht mit „Kleinkram“ angeln, sondern seine größten Köder einpacken. Dabei sind Köder ohne Schaufelschwanz leichter am Grund zu halten. Als Farben haben sich violett, blau/silber, Charteuse Ice, Blue Ice und Blue Flash als besonders fängig erwiesen. Wobei ich sagen muss, dass wir nach deren Erfolg auch nicht viel mit anderen Farben probiert haben. Wir haben mit geflochtener Schnur gefischt, der wir 2 bis 3 Meter 0,50er Monofile als Puffer vorgeschaltet hatten. Zum einen senkt die Dehnung der monofilen Schnur die Aussteigerquote und zum anderen kann es bei dem teilweise glasklaren Ostseewasser nicht schaden, wenn transparentes Material vorm Köder zum Einsatz kommt. Bei den Bleiköpfen sollten je nach Tiefe und Drift Gewichte zwischen 30 bis 70g zum Einsatz kommen. Bei zu schneller Drift können die Köder auch in Driftrichtung (Andrift) oder seitlich ausgeworfen und über den Grund gezupft werden. Ansonsten bietet die Angelei direkt unter und hinter dem Boot (Abdrift) eine sehr entspannte Art zu Fischen, denn oftmals mussten wir die Köder nur kurz über dem Grund halten oder ganz leicht auf und ab bewegen. Zum Schluss sei noch was zur Sicherheit gesagt. Es sollten nur Boote mit ausreichend Freibord und entsprechender Motorisierung zum Einsatz kommen. Wir waren in einem TERHI mit 15 PS unterwegs und hatten Notruder an Bord. Zur Sicherheit solltet ihr immer Schwimmwesten tragen und euch genauestens über die Wettervorhersage erkundigen. Obwohl an dem Tag Windstärke 1-2 angesagt war, hatten wir am Nachmittag und Abend Windstärke 4 mit gelegentlichen Böen. Ein GPS und Kompass sollten auf keinen Fall fehlen, da selbst im Sommer innerhalb von Stunden dichte Nebelbänke aufziehen können. Packt genug Getränke und Lebensmittel ein und zieht euch warm an, denn während die Urlauber am Strand in der Sonne brutzelten, fuhren wir mit Pullovern und winddichten Jacken aufs Wasser. Wer noch Fragen zu Ködern und Montagen hat oder ein paar allgemeine Hinweise für die Ostsee braucht, kann gern eine Email an [email protected]. von Stephan Pechel

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