Silber satt: 18 Profitipps zum Angeln auf Hering

Der Hering ist da! Auch wenn die schmackhaften und überaus beliebten Fische in Schwärmen vorkommen, sind sie nicht immer unbedingt leicht zu fangen. Doch selbst wenn es gut läuft, gibt es immer Angler, die schneller den Eimer vollbekommen. Blinker Experte Fabian Frenzel war mit Waldemar Krause an der Schlei bei Kappeln unterwegs und verrät seine Tricks.

Bild: W. Krause

Für die Freunde schmackhafter Silberlinge brechen nun wieder goldene Zeiten an: Die Herings-Saison beginnt!

1. Was sind die besten Orte zum Angeln auf Hering?

Bevor es weitere Tipps zum Thema Angeln auf Hering gibt, steht zunächst die Frage: Wo kann ich Heringe überhaupt fangen? Heringe sind vom Boot aus in der Ost- und Nordsee das ganze Jahr über zu fangen. Meist in Wassertiefen von über 10 m. Gerade der Sommer und der Winter versprechen gute Fänge, wenn man zum Angeln aufs Meer hinausfährt. Im Frühjahr ist allerdings die beste Zeit, um die Fische vom Ufer aus zu fangen. Jetzt kommen die Heringe in Schwärmen zum Laichen in Wurfweite der Angler. Die größten und beliebtesten Hochburgen zum Angeln auf Heringe in Deutschland sind Kappeln an der Schlei und der Strelasund zwischen Stralsund und Rügen. Aber auch Kiel, Travemünde, Warnemünde, Flensburg, Rostock oder der Nord-Ostseekanal versprechen stabile und gute Fänge. Selbst kleinere Häfen wie Heiligenhafen oder Neustadt in Holstein sind für ihre Heringsfänge bekannt. Aber auch an der Nordsee gibt es Angler, die ihr Glück auf die Heringe probieren und auch entsprechende Fänge machen. Beispielsweise in Cuxhaven, Wilhelmshafen oder an einige Häfen in Nord-Friesland. Das absolute Mega für Heringsangler an der Nordsee liegt allerdings in Dänemark. Die Schleuse von Hvide Sande lockt jedes Jahr tausende Angelfreunde aus ganz Europa an. Sie müssen diesen Spot passieren, auf ihrem Weg zum Laichen in den Ringkobing Fjord. Wer es hier lieber ein bisschen ruhiger möchte, dem kann ich Thorsminde, ein wenig weiter nördlich, absolut empfehlen.

Bild: W. Krause

Hering überall: Im Frühjahr gibt es einige heiße Stellen, auch in Deutschland. Die besten Herings-Spots liegen aber wahrscheinlich in Dänemark.

2. Welches Gerät benötige ich?

Das Gerät zum Angeln auf Hering sollte gut abgestimmt sein. An vielen Spots muss man tatsächlich meist ein wenig weiter werfen, um tieferes Wasser zu erreichen. Hier ziehen häufig die Heringe entlang. Spinnruten in einer Länge von 2,70 – 3,00m sind ideal. Hierzu kommt eine Spinnrolle der Größe 2000 – 4000, bespult mit einer monofilen Schnur der Stärke 0,22 mm – 0,30 mm. Aber auch weitere Gerätschaften, wie Eimer, Falteimer mit Seil zum Wasserholen, Handtuch, Drahtsetzkescher und natürlich entsprechende Gerätschaften zum waidgerechten Versorgen der Fische müssen mit dabei sein. Ich verwende gerne als Rutenablage beim Abhaken der Fische immer ein kleines Dreibein. Somit muss ich die Ruten nicht auf dem Boden ablegen und der Blank wird dadurch nicht verkratz oder beschädigt.

Bild: W. Krause

Die Ausrüstung muss nicht kompliziert sein: Eine nicht zu harte Rute von 2,40–3,00 m, und eine passende Rolle mit monofiler Schnur, nebst Helfern zum Versorgen und Aufbewahren der Fische.

3. Hering – bitte mausetot!

Wenn der Schwarm voll da ist, wird es manchmal stressig. Fische abhaken und das Versorgen muss trotzdem ordentlich und sachgerecht durchgeführt werden. Schläge aufs Hirn und dann einen Herzstich oder Kiemenschnitt. Hierfür eignen sich Tools aus dem Forellenseebereich hervorragend. Viele Modelle haben gleich eine Totschläger-Funktion und zusätzliche eine scharfe Klinge.

Bild: W. Krause

Auch wenn es im Schwarm mal Schlag auf Schlag gehen kann, nehmen Sie sich bitte die Zeit, die Heringe ordnungsgemäß zu töten!

4. Mono ist Pflicht

Heringe haben ein extrem weiches Maul, deshalb ist der Einsatz von monofilen Schnüren fast schon Pflicht. Geflechtschnüre sind einfach zu direkt und, da sich Heringe im Drill häufig schütteln oder die Strömung für sich nutzen, würde man hiermit einfach zu viele Fische unterwegs verlieren. Mono bietet einen guten Puffereffekt und die Heringe bleiben eher am Haken. Kleiner Extra-Tipp: Umso dünner die monofile Schnur ausfällt, desto weniger Wasserdruck lastet auf der Schnur. Hierdurch kann man mit dünnen Ausführungen sehr gefühlvoll fischen. Die Schnüre heutzutage sind so gut, dass meist eine 0,22 mm Schnur schon zum Angeln auf Hering ausreicht. Allerdings sollte der Spot dann nicht allzu hängerträchtig sein.

Bild: W. Krause

Meist ist Geflecht von Vorteil, doch nicht so beim Heringsangeln: Greifen Sie lieber zu Monofiler ab 0,22 mm Durchmesser.

5. Der richtige Haken

Vorfächer zum Angeln auf Hering gibt es reichlich auf dem Markt, doch, welche Kriterien sind entscheidend für ein wirklich gutes Vorfach? Wichtig ist die Größe. Leider kann ich hier keine konkrete Größenangabe machen, weil jeder Hersteller seine eigene Größe angibt. Aber meist sind Vorfächer ab einer Hakengröße 8 in Deutschland interessant. Am besten mit stabilen, leichten und dünndrahtigen Goldhaken. Echte Fischhaut sorgt möglicherweise für ein wenig Geruch/Geschmack am Vorfach. Holografische Glitter-Fäden, die das Licht reflektieren, können sich lohnen, da Heringe Augenjäger sind, reagieren sie stark auf diese zusätzlichen Flasher. Heringe sind oft auch morgens oder abends stark aktiv, deshalb kann auch gerne auf dem Vorfach alles mit einem fluoreszierenden Garn gewickelt sein.

Bild: W. Krause

Heringsvorfächer gibt es viele. Mit Hakengröße 8, Leuchtperle und kleinen Tinseln liegen Sie selten falsch.

6. Immer das passende Gewicht

Das richtige (und vor allem passende) Gewicht ist beim Angeln auf Hering unerlässlich. Es gilt grundsätzlich die Faustformel: Je stärker die Strömung, desto schwerer das Blei. Heringe reagieren stark auf Druckwellen, deswegen verwende ich bei ruhigem Wetter gerne abgesägte Löffel oder Effzett Blinker, die langsam sinken und durch ihre taumelnde Bewegung die Heringe auf das Vorfach aufmerksam machen. Wenn die Fische weit draußen und grundnah stehen, kann es auch schon mal sein, dass normale Bleigewichte zum Einsatz kommen. Aber am häufigsten verwende ich tatsächlich das klassische Heringsblei rot/weiß in Gewichten von 30 – 60g.

Bild: W. Krause

Das Gewicht richtet sich nach der Strömung und Wassertiefe. Für mehr Aktion kann statt einem Blei auch ein (hakenloser) Blinker montiert werden.

7. Zusatzöse für unterschiedliche Sinkgeschwindigkeiten

Normal montiert man ein Heringsblei wie auf dem Bild links dargestellt. Somit hat man den Schwerpunkt vorne, kann weit werfen und stabil fischen. Einige Hersteller bieten Bleigewichte mit zwei Ösen an. Hier kann man den Wirbel auf der breiten Seite einhängen und das Gewicht trudelt langsamer zum Grund.

Bild: W. Krause

Tolle Sache: Heringsbleie mit Doppelöse. Je nachdem, wo die Schnur eingehängt wird, sinkt das Blei schneller oder langsamer.

8. Haken regelmäßig kontrollieren

Ist der Schwarm da, muss es oft schnell gehen. Doch in all der Eile vergessen wir Angler allzu gerne das Kontrollieren der Haken. Beim Rüberheben fällt der ein oder andere Heringe schon mal ab und biegt dabei unbemerkt den Haken auf. Wir merken das dann erst, wenn ein Haken häufig unbelegt ist. Deshalb immer mal schauen, ob auf dem Vorfach noch alles in Ordnung ist. Gegebenenfalls kann man den Haken auch mal wieder zurückbiegen und in seine ursprüngliche Form bringen.

Bild: W. Krause

Bei viel Aktion kann schon mal ein Haken aufgeben – regelmäßiges Kontrollieren sorgt für mehr Erfolg!

 9. Immer im Nacken packen!

Wer zum Heringsangeln fährt, sollte sich bewusst sein, dass man mit schuppigen Händen nach Hause fährt. Doch man kann die „Sauerei“ ein wenig eingrenzen und abmindern. Nämlich, indem man die Heringe im Nacken anfasst. Würde man hingegen den Fisch auf den Flanken berühren, bleiben garantiert die Schuppen an den Händen haften. Dann fasst man mit diesen Händen wieder die Rute und die Rolle an und am Ende des Tages ist alles mit Schuppen übersät.

Bild: W. Krause

Packen Sie die Gelegenheit beim Schopf, und den Hering im Nacken. So bleiben ihre Hände am ehesten von den Schuppen verschont.

10. Drahtsetzkescher – der Schuppenkratzer

Um die lästigen Schuppen schnell und sicher zu entfernen, eignet sich ein Drahtsetzkescher hervorragend. Einfach die Heringe in den Korb geben und dann drehen, drehen – drehen! Die Fische schrappen mit der Haut über das Drahtgeflecht und verlieren so die Schuppen. Wichtig ist auch immer mit ausreichend Wasser zu Spülen, um die Fische auch sauber mit nach Hause zu nehmen.

Bild: W. Krause

Dass Heringe ihre Schuppen so leicht verlieren, hat auch Vorteile: Ein Drahtsetzkescher genügt, um die Silberlinge „blank“ zu bekommen.

11. Hering Angeln vom Boot – entspannter geht’s nicht!

Für Leute die nicht gerne dicht an dicht stehen, eignen sich Mietboote für einen entspannten Tag Heringsangeln perfekt. Einfach sich ein ruhiges Plätzchen auf dem Wasser suchen und dort den ganzen Angeltag beim Angeln auf Hering verbringen, ohne den Nachbarn einzusammeln oder in aller Herrgottsfrühe am Kai zu stehen. Allerdings kann hier einem der Wind auch mal einen Strich durch die Rechnung machen. In Kappeln beispielsweise bietet die Firma Boat Company gleich eine ganze Armada an Mietbooten, auch führerscheinfrei.

Bild: W. Krause

Wenn der Trubel am Kai Ihnen weniger zusagt, mieten Sie sich doch einfach ein Boot – entspannter Heringe angeln geht kaum!

12. Ein Hering kommt selten allein

Jeder Heringsangler will ihn! Den Fünfer – das sogenannte „Full House“. Also fünf Heringe gleichzeitig am Haken. Doch das klappt im Laufe das Angeltages gar nicht so häufig. Allerdings, wenn man weiß, worauf man achten muss, dann gelingt es deutlich öfte. Bisse von Heringen zeichnen sich durch ein charakteristisches Zittern der Rutenspitze aus. Jetzt sollte man auf keinen Fall anschlagen. Im Besten Fall wartet man noch einen Augenblick und fängt dann langsam an über die Rolle zu beschleunigen. Hier gilt übrigens: Je schwerer das Bleigewicht, desto besser und sicherer haken sich die Fische.

Bild: W. Krause

Full House! Darauf warter jeder Heringsangler. Die Chance erhöht sich, wenn nach dem Biss nicht angeschlagen wird; an größeren Gewichten haken sich die Fische zudem besser.

13. Mach‘s mit Gummihandschuh

Einige meiner Angelfreunde wählen gleich das Angeln mit Gummihandschuhen. Somit bleiben die Hände einigermaßen Schuppenfrei und riechen am Ende des Angeltages auch nicht so stark. Eine mögliche Option, für Leute, die öfters mit Handschuhen arbeiten und sich darin wohl fühlen. Ich habe sogar schon Leute am Kai stehen gesehen, die haben ihre Rute mit Frischhaltefolie umwickelt, um die Schuppen auf dem Blank zu minimieren. Aber am Ende nützt es alles nichts – die Schuppen sind all gegenwärtig.

Bild: W. Krause

Eine Option für Sauberkeitsfanatiker (oder, um den Hausfrieden zu wahren): Angeln mit Gummihandschuhen.

14. In allen Wasserschichten

Heringe sind grundsätzlich in allen Wasserschichten anzutreffen. Deshalb gilt es immer wieder aufs Neue die Fische zu suchen und zu finden. Die Schwärme sind immer in Bewegung. Wenn man das Gewicht an gestrafter Schnur absinken lässt, kann man ganz entspannt die unterschiedlichen Tiefen abfischen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Heringe bei wenig Strömung oft in den oberen Wasserschichten anzutreffen sind und bei viel Strömung meist grundnah. Aber das kann man leider nicht pauschal sagen und da spielen auch noch andere Faktoren, wie beispielsweise Temperaturen eine entscheidende Rolle.

Bild: W. Krause

Wer ein Echolot hat, hat’s gut. Aber auch ohne technische Helfer lassen sich die Heringe finden – suchen Sie einfach die Wassersäule ab, bis Sie die richtige Tiefe gefunden haben.

15. Ankern und ein Zeichen setzten

Die Heringe ziehen häufig an den Kanten des Fahrwassers entlang. Deshalb gelten diese Bereiche als absolute Hotspots. Allerdings darf man nicht im Fahrwasser ankern, sondern immer außerhalb. Ankern ist beim Heringsangeln die entspannteste Variante. Hat man einmal einen Spot gefunden, wo Heringe langziehen, tun sie das im Regelfall den gesamten Tagesverlauf über. Es macht keinen Sinn, einem einzelnen Schwarm hinterher zu fahren. Ist der Anker gesetzt, muss zwingend ein Ankerball gesetzt werden.

Bild: W. Krause

Vor Anker auf Hering zu angeln ist wohl die entspannteste Variante, doch auch hier geht die Sicherheit vor!

16.  Sieht die Rute so aus, hilft nur eins!

Ist die Schlacht geschlagen und die Heringe sind im Eimer, dann ist das Gerät häufig von Schuppen überzogen. Jetzt auf keinen Fall mit dem Fingernagel oder scharfen Gegenständen abkratzen. Am besten ist, man reinigt die Rute, Rolle und das Zubehör unter warmem Wasser und lässt die Schuppen ordentlich einweichen. Wenn sie wieder richtig feucht sind, lassen sie sich wesentlich besser entfernen. Ich nehme immer einen weichen Schwamm mit einem bisschen Spülmittel. So schont man garantiert das Gerät und alles wird wieder schön sauber.

Bild: W. Krause

Bloß nicht kratzen! Lassen Sie die Schuppen etwas einweichen und nutzen Sie gegebebenfalls etwas Spülmittel, um die lästigen Heringsschuppen vom Gerät zu entfernen.

17. Weiches Maul – vorsichtig drillen:

Das Maul dieser Fische ist extrem weich und der Haken kann schnell ausschlitzen. Deshalb ist es wichtig vorsichtig und langsam zu drillen. Am besten ist es, nach dem Biss gleichmäßig einzuholen, dann die Rute im Drill nach unten halten und den Fang in einem Schwung aus dem Wasser befördern.

Bild: W. Krause

Zarter Kollege: Das weiche Maul der Heringe schlitzt leicht aus, daher immer schön vorsichtig drillen!

18. Seid nett zu einander

Angeln auf Hering vom Ufer aus ist meist sehr gesellig. Ich habe überwiegend wirklich positive Erfahrungen bei dieser Angelart gemacht. Angeln ist irgendwie auch immer ein Spiegelbild der Gesellschaft. Hier steht vielleicht der hochbetitelte Professor neben einem Handwerker. Leute, die sich im normalen Leben möglicherweise so nicht zusammengefunden hätten. Aber hier beim Angeln ist das alles möglich. Alle teilen die gleiche Leidenschaft! Deshalb seid fair und nett zueinander. Heringe sind für alle da!

Bild: W. Krause

Ist der Hering da, wird es auch mal ganz schön gesellig am Kai – Respekt und Vorsicht gegenüber den anderen Anglern gehört zum guten Ton.

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