Die Meeräsche kommt in zahlreichen Küstengewässern Europas vor. Der Begriff „Meeräsche“ bezeichnet eine größere Familie von Fischen (Mugilidae), die 80 Arten umfasst. Unter Anglern sind allgemein aber meist zwei bestimmte Arten gemeint: die Dicklippige und die Dünnlippige Meeräsche. Beide sind für Angler interessante Zielfische und auch beliebt in der Fischküche.
Dicklippige und Dünnlippige Meeräsche
Die Dicklippige Meeräsche (Chelon labrosus) erreicht eine Körperlänge von bis zu 80 cm. Gut zu erkennen ist sie an ihrer namensgebenden „dicken Lippe“. Die Oberlippe dieser Fische ist stark vergrößert und besitzt feine Ausstülpungen. Sie sind grau gefärbt, wobei ihr Rücken dunkler ausfällt als der Bauch. Ihr Höchstalter liegt bei etwa 9 Jahren.
Im Vergleich zur Dicklippigen ist die Dünnlippige Meeräsche (Chelon ramada) etwas kleiner. Sie erreicht Längen zwischen 40 und 70 cm und selten ein Gewicht von über 2 kg. Äußerlich ähnelt sie ihrer Verwandten und besitzt ebenfalls eine graue Färbung sowie gut sichtbare Seitenstreifen. Allerdings fehlt die vergrößerte Oberlippe, woran man beide Arten gut unterscheiden kann. Auch die Dünnlippige Meeräsche wird etwa 9 Jahre alt.
Vorkommen der Meeräsche
Die beiden Meeräschen sind im nordöstlichen Atlantik verbreitet, so auch in der Nordsee, der Ostsee und auch im Mittelmeer. Die Dünnlippige Meeräsche bevölkert außerdem das Schwarze Meer.
Wer auf Meeräschen angeln will, findet sie in der warmen Jahreszeit in vielen Häfen von West- und Südeuropa. Weiterhin bewohnen sie auch andere ufernahe Meeresgebiete, so zum Beispiel Buchten, Lagunen oder Flussmündungen.
Lebensweise und Ernährung
Meeräschen sind Schwarmfische, die in großen Zahlen an den Küsten umherziehen. Auf der Suche nach Nahrung weiden sie zum Beispiel Algen, Schnecken und Krebstiere ab. In Häfen findet man sie den ganzen Sommer über an Kaimauern, Tauen, Pfählen oder auch Bootsrümpfen. Ist das Wasser klar genug, kann man der „Herde“ problemlos beim Fressen zusehen. Da die Meeräschen nicht wählerisch sind, ernähren sie sich auch von Fischresten und weiteren Abfällen, die sich in Häfen sammeln.
Meeräschen haben weißes und fettes Fleisch. Je nach ihrer Ernährung kann es einen leicht modrigen Geschmack annehmen. Ihr Rogen gilt in vielen südlichen Ländern als Delikatesse.
Im Winter stellen die Fische das Fressen fast vollständig ein und ziehen sich in tiefere Bereiche zurück. Spätestens im Oktober verlassen sie die Häfen, und die Angelsaison endet. Ihre Laichzeit fällt ins Frühjahr, im warmen Mittelmeer teils auch schon in den Winter. Die Weibchen legen die Eier im Freiwasser ab, wo sie durch eingelagerte Öltröpfchen nahe der Oberfläche treiben.
Angeln auf Meeräsche
Meeräschen gehören zu den Fischen, die man nicht „einfach fängt“ – man muss sie überlisten. Sie beißen vorsichtig und es kommt häufig vor, dass sie zwar das angebotene Futter (Brotflocken oder Teig) fressen, aber den Hakenköder nicht anrühren.
Wenn sie sich doch dafür interessieren, nehmen sie ihn eher zaghaft ins Maul. Doch sobald sie den geringsten Widerstand spüren, spucken sie ihn schon wieder aus! Der Angler muss daher aufmerksam sein und sofort anschlagen, sobald er bemerkt (oder im Idealfall sieht), dass eine Meeräsche den Haken bearbeitet.
Apropos Sicht: Wenn Du den Fisch sehen kannst, sieht er Dich mit großer Sicherheit auch. Der Angler sollte sich daher möglichst unauffällig am Wasser verhalten. Insofern ähnelt das Angeln auf Meeräschen dem, was man im Süßwasser von Döbeln gewohnt ist. Daher kann man auch ähnlich vorgehen!
Gerät, Köder und Methoden
Fast alles, was sonst zum Meeresangeln dazu gehört, kannst Du beim Angeln auf Meeräschen zu Hause lassen. Rute, Rolle und Schnur zum Angeln auf Meeräschen solltest Du lieber fein wählen. Die Schnur darf allerhöchstens 0,25 mm dick sein, noch besser sind 0,18 mm. Da sich mit einer so dünnen Schnur ein 2-Kilo-Fisch nicht problemlos aus dem Wasser heben lässt, ist ein Kescher absolute Pflicht. In Hafengebieten empfiehlt sich ein Spundwandkescher, um den Fisch zu schonen.
Beim Köder gilt: Hauptsache klein! Geeignet sich zum Beispiel Brotflocken, Fischstückchen in der Größe eines Maiskorns, Nudelhäppchen, Maden und andere Partikelköder. Eine andere Möglichkeit ist es, ein größeres Stück Brot mit einem Gummiband zu fixieren und mehreren Haken zu versehen. Beim Abschaben des Köders bleiben die Meeräschen hängen.
Es lohnt sich, die gewählte Stelle täglich anzufüttern. Gutes Futter ist neben dem handelsüblichen Teig auch Fischbrei, in den man gepulte Krabbenstückchen mischt. Bietet man ein solches Stück zusätzlich auch als Hakenköder an, reagieren die Meeräschen gleich gar nicht mehr so skeptisch.
Der Haken darf passend dazu ebenfalls klein ausfallen, Größe 8 oder sogar nur Größe 16. Beim Posenangeln empfiehlt sich ein Waggler, manche Angler verwenden auch eine durchsichtige Wasserkugel. Diese hat gleich mehrere Vorteile: Man kann sie weiter auswerfen, die Kugel fällt kaum auf, und der Köder kann am langen Vorfach langsam und unauffällig absinken. Das macht die Bisserkennung allerdings schwierig.
Die beste Zeit für das Angeln auf Meeräschen
Die Angelsaison für Meeräschen fällt logischerweise in den Sommer, wenn die Fische sich in Küstennähe aufhalten. In der Nordsee sind die Monate Juli, August und September die beste Fangzeit. Sobald sich das Wasser zum Oktober hin abkühlt, verschwinden die Schwärme in der Tiefe.
Um Meeräschen zu fangen, sollte man in den frühen Morgenstunden am Wasser sein. Ideal ist dabei schönes Wetter! Mit stärkerem Wind sinken die Chancen auf einen Fang.
Angelreviere in Deutschland und den Niederlanden
Obwohl die Saison im Mittelmeer länger dauert, muss man nicht weit in den Urlaub fahren, um Meeräschen zu fangen. Auch in der Nordsee vor Deutschland und den Niederlanden gibt es gute Reviere. Dazu gehören zum Beispiel Amrum, Föhr und Helgoland, manchmal auch die Häfen von Meldorf und Büsum. Gelegentlich ziehen die Schwärme auch bis in die Ostsee.
In den Niederlanden sind die Küstengewässer bei Zeeland und in der Oosterschelde, sowie die Häfen von Hoek van Holland, Scheveningen oder Den Helder gute Adressen.