Pilker sind recht simple Kunstköder, die von Fischern bereits vor vielen hundert Jahren verwendet wurden. Obwohl es Pilker heutzutage in vielen Formen, Farben und Gewichten gibt, ist das Grundprinzip dieser Köder und ihrer Funktionsweise gleich geblieben: Ein Pilker besteht aus Blei oder anderen Metallen und soll einen Beutefisch nachahmen, indem er mit Auf- und Abbewegungen in Bewegung versetzt wird. Mithilfe dieser recht einfachen Vorgehensweise lassen sich nahezu alle Raubfische fangen, die im Meer vorkommen. Und genau diese Einfachheit und Effektivität ist es, was ich an diesen Ködern liebe.
Drei Gründe, warum ich Pilker so schätze:
- Weil ein Pilker bei richtiger Führung ein erstaunlich vielseitiger Köder sein kann, der nicht nur am Grund angeboten werden kann.
- Weil ich mit einem Pilker auch in großen Tiefen oder bei starker Strömung an den Fisch komme.
- Weil sich mit einem Pilker nahezu alle im Salzwasser vorkommenden Raubfische verführen lassen.
Meine Anleitung zum Pilken
Mit einem Pilker bin ich binnen kürzester Zeit „am Fisch“ – ganz gleich, ob dieser am Grund steht, einige Meter darüber, oder irgendwo im Mittelwasser. Und genau das ist eine jener Eigenschaften, die den Pilker so erfolgreich machen. Voraussetzung für den Erfolg ist jedoch, dass man weiß, wo und in welchen Wassertiefen sich die Fische gerade aufhalten. Ganz klar: Hierbei ist ein Echolot praktisch unentbehrlich.
Beim klassischen Pilken wird der Köder bis zum Grund abgelassen, anschließend wird er lediglich mit mehr oder weniger regelmäßigen Auf- und Abwärtsbewegungen der Rute in Bewegung versetzt. Beim Pilken auf Ostsee-Dorsche wird dann meist der Grundbereich abgesucht, denn in der Regel stehen die Fische dort direkt am Grund oder bis zu zwei, drei Meter darüber. Da in der Ostsee meist nur in Tiefen bis 30 Meter gepilkt wird, setze ich dort relativ leichte Pilker (50 bis 125 Gramm) ein. Auch deshalb, weil sich diese noch relativ gut werfen lassen.
Letzteres mache ich, wenn ich auf dem Boot oder Kutter auf der Leeseite (Wind im Rücken) stehe. Würde ich den Pilker in solch einem Fall einfach nur ablassen, würde das Boot – oder der Kutter – über die Schnur driften, was zu einem Durchscheuern derselben führen würde.
Beim Pilken in Norwegen und vor Island wird meist in Wassertiefen von mehr als 30 Metern geangelt, weshalb dort schwerere Pilker zwischen 200 und 500 Gramm angesagt sind. Häufig kommt es dort vor, dass die Fische irgendwo im Mittelwasser jagen. Besonders Köhler neigen zu diesem Verhalten, aber auch Dorsch und Heilbutt sind auf ihren Raubzügen häufig dort zu finden. Dann sollte man logischerweise nicht am Grund pilken.
Gerätetipps zum Pilken
- RUTE: 2,40 bis 3 Meter, Spitzenaktion, Wurfgewicht 100 bis 500 Gramm (je nach Pilkergewicht)
- ROLLE: Multirolle oder 5000er Stationärrolle, die salzwasserbeständig sein und über ein robustes Getriebe verfügen sollte
- SCHNUR: Geflochtene der Stärke 0,17 bis 0,25 mm
- VORFACH: 50er bis 100er Monofil, 50 bis 70 Zentimeter lang, evtl. mit Beifänger
Die Spitze der Rute darf nicht zu hart sein, damit man auch ein Beifänger-Vorfach mit Gefühl führen kann, aber auch nicht zu weich, damit man einem Pilker das nötige Leben einhauchen kann. Auf jeden Fall braucht die Rute ein ordentliches Rückgrat, um auch einen Dick-Dorsch zu landen. Pilker lassen sich damit weit werfen und auch auf Distanz variantenreich führen. Außerdem haben wir in der Rute einen langen Hebel, um auch auf Distanz Dorschbisse sicher anzuschlagen.
In Kombination mit einer mittelgroßen Stationärrolle und 0,12er bis 0,18er Geflechtschnur halten wir eine herrlich ausgewogene Gerätekombination in der Hand (bei niedrigem Rutengewicht!), die auch mehrstündiges Pilken nicht zur Arbeit werden lässt. Gerne werden farbige Geflechtschnüre eingesetzt, weil man damit die Dorschbisse beim Absinken des Pilkers besser erkennen kann.
Mit Pilker und Beifänger erfolgreicher Angeln
Ob man den Pilker solo oder in Kombination mit einem oder sogar mehreren Beifängern beim Dorschangeln anbietet, ist Geschmacksache. Ersteres ist das klassische Pilken. Das Angeln mit Beifängern am Seitenarm wird dagegen häufig als Jiggen bezeichnet. Beide Methoden fangen bei unterschiedlichen Bedingungen. Wenn wir einen Dorschschwarm unter dem Boot haben, der Heringe oder Sandspierlinge jagt, fängt man mit einem einzelnen Pilker wesentlich besser als mit Beifängern. Mit dem Springerknoten kannst Du einfach Deine Beifänger-Montage anfertigen.
Der Ködertanz, den ein taumelnder Pilker – vielleicht sogar noch in der Farbe der Beutefische – am Grund veranstaltet, passt dann ganz einfach besser ins Beuteschema der Dorsche. Anders sieht es aus, wenn die Dorsche Strandkrabben oder Würmer in Grundnähe aufsammeln. Dann ist ein in der Abdrift am Grund geschleppter Pilker – bei vielen Hängern auch gerne ohne Drilling – mit zusätzlichen Beifängern häufig wesentlich erfolgreicher. Was gerade bei den Dorschen angesagt ist, lässt sich schnell herausfinden, wenn man den Mageninhalt des ersten Fanges anschaut. Oder man wechselt einfach mal die Methode, wenn Bisse über längere Zeit ausbleiben.
Monovorfach gegen Abrisse
Dorsche sind nicht vorfachscheu. Deshalb knoten viele Angler ihren Wirbel direkt an die geflochtene Hauptschnur, wenn sie kein Vorfach mit Beifängern verwenden. Es ist allerdings auch kein Fehler, ein ca. 100 Zentimeter langes Vorfach aus weichem Monofil (Stärke 0,40 oder 0,45 Millimeter) vorzuschalten. Das kann entweder über einen Knotenlos-Verbinder oder einen Wirbel an der geflochtenen Schnur befestigt werden. Ein solches Vorfach hat den Vorteil, dass es über unreinem Grund nicht so schnell aufscheuert wie eine geflochtene Schnur. Außerdem federt es die Schläge eines guten Dorsches an der Oberfläche besser ab, bis man bereit ist, den Fisch mit Gaff oder Kescher zu landen.
Ob mit oder ohne Vorfach, der Pilker wird im Karabiner eines Wirbels eingehängt. Bitte verwenden Sie immer einen echten Wirbel mit Tönnchen und keinen einfachen Einhänger, weil sich Pilker beim Taumeln wie wild um die eigene Achse drehen und extremen Schnurdrall erzeugen. Bei vielen Pilkern muss man die stumpfen Original-Drillinge durch nadelscharfe ersetzen. Oftmals fällt auf, dass die Drillinge vom Hersteller entweder zu groß oder aber winzig klein gewählt werden. Größe 1 darf es auch bei einem kleinen Köder schon sein, und ein 3/0er Drilling ist auch für einen 175 Gramm schweren Pilker ausreichend. Auch viele handelsübliche Sprengringe sind schrottreif und sollten sicherheitshalber ausgetauscht werden.
Drillinge am Schwerpunkt
Wichtig: Achtet darauf, dass der Drilling am Pilker-Ende befestigt wird, das am schwersten ist und das ist nicht immer der Kopf mit dem aufgemalten Auge, sondern kann auch mal das Schwanzteil sein! Viele Dorschangler verwenden gerne einen zweiten Drilling am oberen Teil des Pilkers, der einfach in den Sprengring eingehängt wird. Das verhindert bei zögerlichem Beißverhalten Fehlbisse und Aussteiger im Drill. Dieser Drilling wird von Ostseeanglern gerne noch mit einem zusätzlichen kleinen Gummi-Tintenfisch in Blau/Violett überzogen – die Geheimwaffe mancher Immerfänger!
Das Angebot an Beifängern ist riesig. Dennoch behaupten sich bis zu fünf Zentimeter lange Twisterschwänze in rot (Japanrot), rot/schwarz oder schwarz am Markt. Der Grund: Diese Farben ähneln am ehesten denen einer Strandkrabbe oder eines Wattwurms. Die Gummiköder werden auf leichte Jighaken mit zwei bis drei Gramm schweren Bleiköpfen aufgezogen.
Gerne werden von den Experten gelb oder rot lackierte Köpfe mit nadelscharfem Haken eingesetzt. Im Fachhandel gibt es auch fertig montierte Vorfächer, mit einem oder zwei Beifängern perfekt geknotet und mit entsprechenden Einhängern ausgestattet.
Jeder Pilk-Angler, der etwas auf sich hält, bindet seine Vorfächer selbst. Das Material dafür ist immer eine 0,50er bis 0,65er monofile Qualitätsschnur, in die man die Beifänger-Enden nun entweder direkt einknotet oder aber mittels einer Spezialperle drehbar auf dem Vorfach befestigt. Vor allem letztere Methode erfordert jedoch sehr dickes Vorfachmaterial, da die Perle durch einfache Knoten in der Schnur nach oben und unten gestoppt wird.
Pilkvorfach mit Beifänger: So wird die Montage gebaut
- Diese Einzelteile werden benötigt: Einzelhaken Gr. 2/0, Wirbel 40Kg Tragkraft, Einhänger 30Kg Tragkraft, Schere, Cross Beads passend zur Stärke des Vorfachs und der Seitenarme, 0,60er und 0,45er Mono, Pilker, Twister.
- Einhänger mit Clinchknoten befestigen, „Spucke“ nicht vergessen.
- So sollte danach der Einhänger fertig geknotet aussehen.
- Ein Achterknoten dient zur Fixierung der Perle, die im Anschluss aufgefädelt wird.
- Perle auffädeln. Dabei auch den richtigen Durchmesser achten.
- Mit einem Halben Schlag sichern. Dieser Knoten lässt sich exakter positionieren als der Achterknoten.
- Den Wirbel mit einem Clinchknoten ans obere Ende des Pilkvorfachs einbinden. Und wieder: Anfeuchten nicht vergessen!
- Für den Seitenarm den Haken zum Beispiel mit einem No-Knot-Knoten an das monofile Vorfach an der Perle einbinden.
- Am Ende sollten die Knotenverbindung an der Perle so aussehen.
- Nun wird noch der Twister als Beifänger auf den Haken gezogen. Dabei unbedingt darauf achten, dass der Twisterschwanz vom Hakenbogen wegzeigt.
- Nun noch den Pilker in den Karabiner hängen und das Pilkvorfach an die Hauptschnur anknoten.
- Fertig ist das Pilkvorfach mit Beifänger.
Köder für die Beifängermontage
Twister
Twister in der Farbe Japanrot, am gelben Jigkopf und in einer Länge zwischen sechs und zehn Zentimetern sind „die” Beifänger der deutschen Ostsee. Unzählige Dorsche wurden mit diesem Köder schon auf die Bootsplanken befördert. Aber es gibt auch Tage, an denen Japanrot versagt. Daher sollten auch einige Twister in anderen Farben in der Köderbox liegen. Farbvarianten gibt es ohne Ende. Sowohl ein- als auch mehrfarbig findet man in den Regalen des Fachhandels. Neben der genannten roten Farbe sind dunkelviolette, schwarzen, grüne, gelb-rote, weiß-rote und schwarz-rote Twistern sehr zu empfehelen.
Aber nicht nur Farbe und Größe sind unterschiedlich. Auch bei der Form des Schwanzes gibt es Unterschiede. Standard ist der Einzelschwanztwister. Allerdings gibt es aber auch Doppelschwänze, die oftmals bei sehr ruhiger See durch Fängigkeit punkten. Gute Erfahrungen wurden auch mit Fransenschwanz-Twistern gemacht, denn auch dieser spielt sehr aufreizend im Wasser, sowohl bei ruhiger See als auch bei Strömung.
Beim Angeln auf der Ostsee ist es in der Regel immer ratsam, einen Twister über dem Pilker zu montieren. Beißen die Dorsche allerdings fast ausschließlich auf Twister, so wird mit zwei Beifängern geangelt. Dann wird Haken vom Pilker entfernt und der Bleifisch wird nur als Wurfgewicht genutzt. Einige Angler setzen statt des Pilkers auch ein normales Birnenblei ein.
Oktopus-Imitationen
Neben den Twistern sind Gummioktopusse in bestimmten Gebieten meist erfolgreicher:
- beim Angeln in der Nordsee
- am Gelben Riff
- rund um die Britischen Inseln
- vor Irlands Küste
- Die Länge der Köder richtet sich nach der zu erwartenden Dorschgröße. Meist sind acht bis fünfzehn Zentimeter lange Modelle die beste Wahl. Bei der Farbwahl sollte man experimentieren. Meist sind aber rote, schwarze, rot-weiße, blau-weiße, schwarz-weiße und gelb-orange Modelle der Schlüssel zum Erfolg.Octopusse lassen sich sowohl auf einem Einzel-, als auch auf einem Drillingshaken montieren. Sehr gute Fänge, besonders rund um England und Irland, wurden mit Octopusimitationen gemacht, an denen zusätzlich noch ein Fischfetzen montiert war. Im Handel kann man fertig montierte Systeme kaufen. Bei diesen ist der Haken mittels einer großen Schlaufe befestigt. Gummi-Tintenfische lassen sich aber auch nutzen, um einen Pilker mit ihnen aufzumotzen. Dabei wird ein Octopus über den Drillingshaken des Pilkers gezogen. So verleiht er diesem noch einen zusätzlichen Reiz.
Makks
Ein typischer Beifänger für das Angeln in Norwegen und auch in Island ist der Gummimakk. Dieser wurmartige Köder fällt insbesondere durch seinen großen Haken auf. Je nach Länge der Makks kommen Hakengrößen zwischen 6/0 und 12/0 zum Einsatz. Für das Großmaul Dorsch stellen aber auch solche Größen beim Biss kein Problem dar. Im Gegensatz zu den beiden vorab genannten Beifängerarten ist die Farbvielfalt bei den Makks nicht so üppig. Farb-Favoriten sind Rot und Schwarz. Meist kommen Modelle zwischen 10 und 20 Zentimeter Länge zum Einsatz. Auch die Makks sind als fertiges Vorfach im Handel erhältlich. Teilweise sind sogar fünf Köder an ein Vorfach geknüpft.
Eddystone Eel
Ein typischer Engländer hingegen ist der Eddystone Eel, ein Beifänger der bei uns nicht ganz so bekannt ist. Er kam Anfang der 70er Jahre auf den Markt und erhielt seinen Namen vom bekannten Eddystone Riff bei Plymouth. Er ist eine perfekte Imitation des Sandaals, einer der beliebtesten Beute der Dorsche. Die Größen dieser Köder liegen zwischen sieben und 25 Zentimetern. Gerade die großen Modelle sind bestens geeignet für Norwegen.
Dorschfliegen
Werfen wir zum Abschluss noch einen Blick auf die so genannten Dorschfliegen. Überwiegend handelt es sich hierbei um Imitationen von Garnelen. Auch sie sind in unterschiedlichen Größen und Farben erhältlich. Meist liegen die Farbtöne allerdings zwischen gelb, orange und rot. Diese Köder sind natürlich immer dann sehr fängig, wenn die Dorsche Appetit auf Garnelen haben. Damit die Fliegen gut im Wasser spielen, sollte man sie an einer 10 bis 15 Zentimeter langen Mundschnur anbieten, die mittels einer Rotationsperle am Vorfach befestigt wird.