Wenn es um die Fangmengen für Kabeljau geht, konnten Fischer bisher nicht weit in die Zukunft sehen. Die Fangempfehlungen ließen sich nur relativ kurzfrisitig angeben. Experten untersuchten den aktuellen Kabeljau-Bestand und gaben eine Empfehlung für die nächste Saison. Weitere Faktoren wie zum Beispiel die Wassertemperatur konnten sie nicht berücksichtigen. Mit dem Rätselraten könnte es bald jedoch vorbei sein.
Kabeljau-Bestand: Forscher schauen in die Zukunft
Forschern vom Helmholtz-Institut Hereon in Geesthacht ist es jetzt gelungen, weiter nach vorn zu schauen. Möglich macht das ein Rechenmodell, das wichtige Faktoren einbezieht und miteinander verbindet. Die Forscher berechnen damit den Kabeljau-Bestand für die nächsten Jahre. Dabei berücksichtigen sie wichtige Zusammenhänge, vor allem zwischen Klimawandel und Fischbeständen. Die Studie von den Klimawissenschaftlern Vimal Koul und Corinna Schrum erschien im Fachmagazin Nature Communications Earth and Environment.
Die Berechnung startet mit den aktuellen Gegebenheiten und errechnet, wie die Temperatur in der Nordsee ansteigen wird. Diesen Anstieg übersetzt das Modell dann in den Kabeljau-Bestand, der zu erwarten ist. Bisherige Klimamodelle konnten diesen Schritt nicht leisten. Da die Probe mit Daten aus den 1960er-Jahren bis heute mit der Wirklichkeit übereinstimmte, sind die Forschenden zuversichtlich, dass sie auch für die nächsten 10 Jahre richtig liegen.
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Keine Besserung in der Nordsee
Wirklich rosig sieht diese Zukunft allerdings nicht aus. Die Forschenden haben errechnet, dass sich der Kabeljau-Bestand in der Nordsee in 10 Jahren „kaum erholen oder frühere Größen erreichen wird“. Grund dafür sind steigende Temperaturen und der Druck durch die Fischerei. Anders sieht es in der Barentssee nördlich von Norwegen aus. Dort sollen sich die Bestände nachhaltig bewirtschaften lassen.
Die Berechnungen dürften für die Fischerei besonders interessant sein. Durch den Blick in die Zukunft können Experten besser abschätzen, wie sich der Kabeljau-Bestand nachhaltig befischen lässt. Das Modell bezieht nämlich auch ein, wie groß der Druck durch die Fischerei ist. „Die Zehnjahresschätzungen werden der Fischereiwirtschaft künftig dabei helfen, die Fangmengen besser zu planen – damit die Kabeljaubestände trotz veränderten Klimas nachhaltig und schonend befischt werden“, so Erstautor Koul in der Mitteilung des Helmholtz-Zentrums. Außerdem biete die Vorhersage eine sichere Grundlage für Investitionen, so zum Beispiel in neue Schiffe.
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