Es war Schwarzfischerei im großen Stil: Ein Fischerkapitän aus dem US-Bundesstaat Maine und seine fünfköpfige Crew wollten sich nicht an Fangvorgaben halten. Über Jahre fuhren sie auf den Atlantik hinaus – und verkauften tonnenweise Hering unter der Hand. Der Fall flog auf und ging vor Gericht. In Portland, der größten Stadt von Maine, klagte man die Fischer nun wegen Betrugs und Verschwörung an.
Betrug in Maine: Fischer fälschten ihre Fangberichte
Zwischen 2016 und 2019, so berichtete das regionale Magazin Mainebiz, fuhr das Fischerboot Western Sea insgesamt 80-mal auf den Golf von Maine hinaus. Dabei handelt es sich um ein kleines Randmeer des Atlantiks vor der Ostküste der USA. Die Fischer entnahmen im Laufe dieser drei Jahre insgesamt 2,6 Millionen Pfund Hering. Das entspricht umgerechnet etwa 1,2 Millionen Kilogramm.
Laut Gesetz sind Fischer dazu verpflichtet, ihre Fangmengen an die zuständige Behörde, die National Oceanic and Atmospheric Administration (kurz NOAA) zu übermitteln. Das ist vorgesehen, damit sie für das nächste Jahr Fangquoten errechnen kann – ganz ähnlich also wie in Deutschland. Die Heringsfischerei vor der Ostküste der USA ist in den letzten Jahren stark reduziert worden. Insgesamt fingen Fischer im Jahr 2019 etwa 6 Millionen Kilogramm. Wer keine oder falsche Berichte an die NOAA abgibt, begeht einen Meineid und muss mit einer harten Strafe rechnen.
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Fischer müssen mit Gefängnis- und Geldstrafen rechnen
Genau das haben die Fischer aus Maine nun zu erwarten. Sie fälschten die Berichte an die NOAA und verkauften die gewaltigen Mengen an Hering unter der Hand. Die Käufer waren fünf nicht näher benannte Fischhändler sowie drei Hummer-Schiffe. Insgesamt verdienten die betrügerischen Fischer dabei 460.000 US-Dollar, ohne auch nur einen Cent davon irgendwo zu melden. Wie Mainebiz berichtete, müssen einige Crewmitglieder der Western Sea mit Haftstrafen von bis zu 20 Jahren sowie einer Geldbuße von bis zu 250.000 Dollar rechnen.
Kapitän sprach sich vorher öffentlich gegen Überfischung aus
Es ist nicht der erste Vorfall, an dem die Western Sea beteiligt ist. Schon 2019 verstießen der heute 75-jährige Kapitän Glenn Robbins, Kapitän Ethan Chase (44) und Fischhändler Dustin Reed gegen die Entnahmebestimmungen für Hering. Im Vorfeld hatte Robbins mehrere Seminare besucht und dafür plädiert, man müsse die Fischindustrie vor der Überfischung schützen. „Seine Taten und die seiner Crew sind das völlige Gegenteil der Standpunkte, die er öffentlich vertreten hat“, sagte Patrick Keliher von der Fischereibehörde in Maine. „Das ist enttäuschend, um es höflich auszudrücken.“
Auch James Landon vom NOAA verurteilte das Verhalten der Fischer zutiefst. Sie hätten aus reiner Profitgier gehandelt. Taten wie diese würden gesetzestreuen Fischern und Fischerorten direkt schaden. Der NOAA werde sich weiterhin dafür einsetzen, die Heringsbestände vor der Ostküste der USA zu schützen und eine nachhaltige Befischung zu ermöglichen.
Hering ist in Maine die Erwerbsquelle vieler Fischer
Der Hering ist vor Maine eine Erwerbsquelle vieler Fischer, teils sind ganze Orte an der Küste vom Fischfang abhängig. Das hat der kleine Bundesstaat mit Deutschland gemeinsam: Auch hier galt der Hering lange Zeit als „Brotfisch“ für ganze Gemeinden an der Nord- und Ostseeküste. Inzwischen sind die Bestände durch mehrere Faktoren eingebrochen, die Zahl der Heringe schwindet von Jahr zu Jahr. Trotz strenger Fangquoten ist es unwahrscheinlich, dass sich der Hering in absehbarer Zeit erholen wird.