Mallorca-Urlaub ist Anglers Albtraum. Die Familie will Sommer, Sonne und Strand, wir wollen Fische. Nicht verzweifeln! Hier bekommen Sie es auch mit Meeräschen, Wolfsbarschen, Bluefish & Co. zu tun. Blinker-Chefredakteur Michael Werner war vor einigen Jahren vor Ort und weiß genau, wie Sie beim Angeln auf Mallorca voll auf Ihre Kosten kommen.
Angeln auf Mallorca: Ein Reisebericht
Frühmorgens treffen wir im Hafen von Cala d’Or ein. Skipper Michael Standor und sein Freund und Helfer Emilio sind bereits an Bord der „Pilar“ und machen das Boot klar für die Tagestour. Kurzes Hallo und ein strahlender Michael erzählt uns, dass vor Cala d’Or gerade „die Post abgeht“. Früh morgens treiben große Schwärme von Albacores und Skipjacks kleine, nicht einmal fingerlange Fischlein an die Oberfläche. Während mein Junior Moritz sich das Echolot erklären lässt, mache ich die Kameras fertig.
Bereits kurz nach der Ausfahrt aus dem Hafen werden die Schleppruten ausgelegt, tintenfischartige Jigs werden weit hinter dem Boot an der Oberfläche geschleppt, die Wobbler dicht hinter dem Boot im weiß schäumenden Schraubenwasser. Meine Frau Karen und Tochter Meira haben es sich auf dem Heck gemütlich gemacht. Michael Standor, Moritz und ich sitzen oben auf der Brücke und schauen über das spiegelglatte Meer. Unglaublich, wie viel Leben wir sehen! Ein fliegender Fisch schießt neben dem Boot aus dem Wasser, segelt und verschwindet im Dunkelblau des Meeres. Zehn Minuten später sehen wir einen springenden Schwertfisch. Ungläubig schaue ich Michael Standor an, der sagt lächelnd: „Ich hab’s Dir doch gesagt …“
Albacore und Skipjack
In diesem Moment kreischt eine der Schlepprollen los und die Spule leert sich rasend schnell – ein Skipjack oder Albacore hat sich einen der Jigs geschnappt und jagt mit Highspeed davon!
Meira ist an der Rute, drillt ihren ersten Thun. 10 Minuten später landet Emilio den Fisch. Es ist ein Skipjack. Meira steht schwitzend und keuchend vor dem etwa 10 Kilogramm schweren Fisch, murmelt „Ich dachte, der sei viiiiel größer!“ Die gleiche Erfahrung macht auch Moritz beim Angeln auf Mallorca, allerdings mit einem Albacore – der Weiße Thun geht ab wie Schmidts Katze und wir feuern Moritz während des Drills gehörig an. Eine halbe Stunde später ist der nächste Skipjack im Drill …
Der Tag auf dem Meer vergeht wie im Flug. Wir fangen Skipjacks und Albacores, die „normalen Fische“ vor Cala d’Or. Doch was heißt eigentlich „normal“? Die Skipjacks (Echter Bonito), typisch für diesen thunartigen Fisch sind die dunklen Längsstreifen am Bauch, sind im Schnitt 5 bis 12 Kilogramm schwer, die Albacores (Weißer Thun) wiegen um die 15 Kilogramm.
U-Boot im Drill
6 Uhr 47 – verdammt, bin ich müde! Nachts um halb Zwei sind wir raus aufs Meer. Moritz liegt in der Koje und ich leiste Emilio Gesellschaft, der seit 4 Stunden mit Sardinenstückchen anfüttert. Im Heckwasser treibt ein Ballon, 30 Meter darunter ein Kalmar an einem 10/0er Haken, doch kein Schwertfisch, kein Thun oder Hai lässt sich blicken. Plötzlich höre ich das Piepen des Echolots und Michael Standors Stimme: „Emilio, geht los, Fisch da. 40 Meter unterm Boot …“
Kurz darauf steht Michael mit einem Espresso neben mir und während wir die Wärme der aufgehenden Sonne genießen bemerke ich, wie sich die Schnur langsam, gaaanz langsam strafft. Wahrscheinlich die Strömung … Oder der Wind … Michael bemerkt, dass ich unserem Gespräch nicht mehr folge und dreht sich um. Für zwei, drei Sekunden stehen wir regungslos da, schauen uns an und schreien „BISS!!!“ Im gleichen Moment brüllt die Bremse der stahlgrauen Maxel SE80W los, ich brülle „MOOORITZ, FIIIIISCH!!!“ und hoffe, dass Junior den Weckruf hört. Michael springt zur Rute, Emilio legt mir von hinten den Gimbal an, klopft mir auf die Schulter, das Zeichen für „Verschluss zu, fertig, los“.
Kurze Zeit später stehe ich am Heck, stemme mich mit meinen zarten 92 Kilo dem gewaltigen Zug des abziehenden Fisches entgegen. „Thun. Vielleicht auch Schwertfisch“, höre ich Michael von hinten sagen. Ich nicke, lehne mich weit nach hinten, um maximalen Druck auf den Fisch auszuüben. Verdammt, hat der Kraft – fühlt sich an wie ein U-Boot!
Monster und Muskelkater beim Angeln auf Mallorca
Wieder heult die Rolle auf. Mehr als 300 Meter sind runter! Ich halte mit maximalem Druck dagegen und sobald der Fisch auch nur den Hauch einer Schwäche zeigt, hole ich mir Meter um Meter zurück.
20 Minuten später. Emilio steht neben mir, schaut aufs Meer: „Der kann nicht mehr!“ Während des Pumpens drücke ich die Leine mit dem Daumen auf das Moosgummi des Rutengriffs, während ich mich nach hinten lege. Der zusätzliche Druck hilft! „Er kommt hoch! Großer Thun! 100 Kilo!“ Kurzer Blick über die Schulter. Michael Standor und Moritz sitzen oben auf der Brücke, heben die Daumen. Ich versuche zu lächeln, während die Muskeln in meinen Armen und Schweiß in meinen Augen brennt. Haben wir Mobilat in der Reiseapotheke? Komm, reiß Dich zusammen! Nur noch 50 Meter …
Tipps für den erfolgreichen Familienurlaub
Sonne, Strand und Langeweile? Warum eigentlich? Auf Mallorca gibt es auch für uns Angler viele Möglichkeiten – und wer endlich mal einen richtigen Muskelkater vom Drillen haben möchte, der sollte sich beim Angeln auf Mallorca mit einem Thun anlegen!
Bootstour fürs Meeresangeln
Wenn Sie eine Bootstour machen, ist das mehr als „nur Angeln“. Wir sahen bereits am ersten Tag fliegende Fische, einen springenden Schwertfisch und sogar einen Wal!
Eine Yacht ist meist mit allem ausgestattet, was man für eine entspannte Tour braucht, inklusive Getränken, Essen, einer Küche und sogar einer Dusche, unter der man sich das Salz runterspülen kann.
Finca-Urlaub: Perfekt für die Familie
Natürlich bieten Hotels „Rundum-Sorglos“-Pakete an, inklusive Vollverpflegung und Bespaßungsprogramm für die Kinder. Individueller ist jedoch der Finca-Urlaub, besonders „naturnah“ sind Agrotourismus-Fincas, auf denen es neben einem Pool auch „Streicheltiere“ gibt: Esel, Ziegen, Meerschweinchen, Katzen, Hunde, Hühner oder auch kleine Schildkröten. Diese Fincas bieten auch Frühstück oder Abendessen an. Wir buchten über www.auf-nach-mallorca.info
Geräte-Tipps zum Angeln auf Mallorca
Wenn Sie zum Schleppen oder Naturköderangeln mit einem Anbieter hinausfahren, müssen Sie sich um nichts kümmern. Und auch für die Fischerei in den Häfen und an der Küste müssen Sie nicht viel mitnehmen. Diese Ausrüstung hat sich bewährt:
- Rute: Ideal ist eine leichte Reiserute, die in den Koffer passt, zum Beispiel die vierteilige Greys GRXi Spin (15–35 gr).
- Rolle: 4000er Größe mit 0,28er Mono oder 0,17er Geflochtene.
- Vorfach: Kurze, dünne Stahlvorfächer (wegen der Bluefish) oder Hardmono mitnehmen!
- Zum Spinnfischen (Bluefish, Palometa, Wolfsbarsch): Stickbaits, schlanke Wobbler (blau/silber), Blinker und auch Küstenwobbler
- Zum Posenfischen (Meeräsche, Meerbrassen): Posen, Schrotblei, 12er Haken am 16er Vorfach, als Köder nehmen Sie Weißbrot
- Zubehör: Lösezange, Polbrille
Tipps zur Anreise
Mallorca ist viel mehr als Bettenburgen und weiße Strände. Es ist auch eine Top-Location für Angler! Die Mittelmeer-Insel ist von uns aus in rund 2 Flugstunden erreichbar. Es empfiehlt sich, auf der Insel einen Leihwagen zu nehmen. Wir haben in Cala d’Or gefischt, wo auch das Boot lag.
Die beste Zeit zum Angeln auf Mallorca
In den Häfen können Sie ganzjährig Meeräschen und auch Bluefish, Wolfsbarsch und Palometa fangen. Die beste Zeit für das Schleppfischen ist von Mai bis Oktober, gefangen werden Skipjack, Albacore, aber auch Speerfisch und Goldmakrele, gelegentlich Schwertfisch und Blauflossenthun. Die Top-Zeit für das Naturköderangeln auf Blauflossenthun (Roter Thun) und Schwertfisch ist die Zeit von Juni bis Oktober.
Das Fischen in den Häfen und an der Küste ist kostenlos. Die Charterpreise können je nach Tour und Fischart stark variieren. Am besten informieren Sie sich beim Anbieter Ihrer Wahl über die Preise.