In den kommenden Jahren und Jahrzehnten werden sich die Weltmeere mit großer Wahrscheinlichkeit erwärmen. Schon wenige Grad reichen aus, um weitreichende Veränderungen zu verursachen. So haben wärmere Meere auch Auswirkungen auf die Fische, wie Forscher nachweisen konnten.
Wärmere Meere enthalten weniger Sauerstoff
Etwas Grundwissen vorweg. Fische nehmen über ihre Kiemen Sauerstoff aus dem Wasser auf. Wie viel davon allerdings im Wasser gelöst ist, hängt von der Temperatur ab. Mit steigender Temperatur nimmt die Wasserlöslichkeit von Sauerstoff ab. Die Rechnung ist also einfach: Wärmere Meere enthalten weniger Sauerstoff. Da größere Fischarten mehr davon brauchen, um zu überleben, werden sie die Auswirkungen von weniger Sauerstoff zuerst spüren.
Den Zusammenhang von wärmeren Meeren und der Größe der Fische, die sie bevölkern, konnten Forscher durch eine Analyse des Meeresbodens beweisen. Das internationale Team um Renato Salvatteci vom Zentrum für Ozeanforschung in Kiel untersuchte Sedimente, die zwischen 116.000 und 130.000 Jahre alt waren. Die Probe entstammt damit einer Wärmeperiode der Eiszeit, zu der die Erde etwa zwei Grad wärmer war als heute. Im Wasser befand sich damit auch weniger Sauerstoff – und das zeigte sich in den Überresten der Fische, die die Forscher fanden.
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Werden Fische in der Zukunft kleiner?
„Es gibt viele Beweise dafür, dass wärmere Meere mit weniger Sauerstoff bewirken werden, dass die Fische weltweit schrumpfen“, berichtete Salvatteci. „Aber dieser hier ist der erste empirische Nachweis, dass Fische in der letzten Wärmeperiode kleiner waren.“
Die Probe wurde 2008 vor Peru entnommen. Während das jüngere Sediment dort vor allem Sardellen enthält, zeigt die Probe vor allem Fische, die halb so groß waren Die kleineren Fische könnten in den wärmeren Meeren überlebt haben, weil die Oberfläche ihrer Kiemen im Verhältnis zum Körper größer war. Sie konnten den wenigen Sauerstoff besser aufnehmen als ihre größeren Verwandten. Wärmere Meere machten es also evolutionär vorteilhaft, kleiner zu sein. Doch wird sich das wiederholen?
Wärmere Meere hätten großen Einfluss auf Fischerei
Salvatteci und die anderen Forscher berichteten, dass die Bedingungen in den Weltmeeren sich der letzten Wärmeperiode annähern. Das Wasser wird wärmer – und das könnte eine enorme Auswirkung auf die globale Fischerei haben. Arnaud Betrand, einer der Co-Autoren der Studie und Wissenschaftler am französischen Institut für nachhaltige Entwicklung, warnte davor, die Bestände im Meer zu sehr unter Druck zu setzen. „Der zusätzliche Druck durch die Fischereiindustrie könnte die Größe der Fische ebenfalls beeinflussen“, sagte er in einem gemeinsamen Interview mit Salvatteci gegenüber dem Online-Magazin Mongabay. „Es ist also schwer zu sagen, ob das wärmere Klima oder die Fischerei der treibende Faktor ist. Doch während der letzten Wärmeperiode hat es den Fischereidruck nicht gegeben.“
Sollten wärmere Meere tatsächlich dafür sorgen, dass Fische kleiner werden und größere Arten seltener, hätte das weitreichende Auswirkungen auf die Fischerei. Kleinere Fische hätten bessere Chancen, in der Zukunft zu überleben – doch sie wären weniger geeignet dafür, die wachsende Bevölkerung zu ernähren.