Bei der Fischerei mit Netzen lässt sich nur schwer beeinflussen, welche Fische man fängt. Ein Netz unterscheidet nicht zwischen den Tieren, die sich in ihm verfangen. Fischer nehmen große Mengen an Beifängen in Kauf, die sie teils nicht verwerten können. Tonnenweise Fische sterben jährlich auf diese Weise – als Kollateralschaden, völlig grundlos. Aber was, wenn man das verhindern könnte? Eine neue Studie bringt wortwörtlich Licht ins Dunkel. Forscher untersuchten, ob man die Fangquoten mit Licht beeinflussen kann. Tatsächlich: Beleuchtete Fischernetze verringern die Beifänge enorm. Zum Teil verzeichnteten die Forscher einen Rückgang von bis zu 95%.
Beleuchtete Fischernetze schützen bedrohte Tiere
Kiemennetze mit Lichtern hatten demnach 63% weniger Beifänge als herkömmliche Netze. Sie fingen ganze 95% weniger Haie und Rochen, außerdem 81% weniger Humboldt-Kalmare. Dennoch konnten die beleuchteten Fischernetze ihre Zielfische weiterhin in hohen Mengen fangen.
Vor allem in küstennahen Regionen kommen Kiemennetze zum Einsatz. Neben Fischen verfangen sich jedoch auch zum Beispiel Meeresschildkröten, Säugetiere und Vögel in ihnen. Auch für viele gefährdete und geschützte Arten sind Kiemennetze eine ernste Bedrohung. Die große Menge an Beifang trägt außerdem massiv zum Problem der Überfischung bei. Dabei landen die gefangenen Fische noch nicht einmal auf dem Teller – sondern tot wieder im Meer. Mit LED-Lichtern beleuchtete Fischernetze könnten schon in naher Zukunft einen enormen Beitrag dazu leisten, dieses Problem in den Griff zu bekommen.
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Weniger Beifang, mehr Zeit: Fischer können einen praktischen Nutzen erwarten
Die Forscher bestückten Netze an der Westküste von Mexiko. Alle 10 Meter platzierten sie am Fischernetz ein grünes LED-Licht. Bei anschließenden Versuchen verzeichneten sie den deutlichen Rückgang von Haien und Rochen als Beifang.
Auch für die Fischer selbst haben die Lichter einen willkommenen Nebeneffekt. Die Beleuchtung macht es für sie leichter, die Netze wieder zu entwirren und gefangene Tiere aus ihnen zu befreien. Im Schnitt gewannen sie damit pro Ausfahrt über eine Stunde an Zeit, während ihre Ausbeute an Zielfischen sich außerdem deutlich verbesserte. Diese Effizienz ist es, mit der die Forscher für die beleuchteten Fischernetze werben wollen. „Es ist wichtig, dass die Fischer wissen, dass sie einen deutlichen Nutzen erwarten können“, sagte John Wang, einer der Co-Autoren der Studie und Fischereiökologe aus Honolulu. „Das ist entscheidend, damit die Fischindustrie eine Technik wie diese akzeptiert und verwendet.“
Neue beleuchtete Fischernetze könnten Fischerei verbessern
Die Forscher sind zuversichtlich, dass beleuchtete Fischernetze in Zukunft die Beifänge in der Fischerei verringern können. Bisher haben sie das LED-Licht allerdings nur im Zusammenhang mit Kiemennetzen verwendet. Es gibt allerdings noch andere Methoden, wie zum Beispiel die gewaltigen Fischernetze, die Trawler durchs Meer ziehen. Diese können bereits mit nur einem Einsatz mehrere Tonnen an Fisch fangen. Die Industrie nimmt die Beifänge, die durch diese Methode sterben, billigend in Kauf.
Quelle: Open Access Government