In letzter Zeit bekam der Dorsch mehr mediale Aufmerksamkeit. Insbesondere in der Ostsee steht es derzeit schlecht um die Dorschbestände. Deswegen wurde dieses Jahr auch ein Fanglimit von einem Dorsch pro Angler und Tag eingeführt. Doch wie reagiert der Dorsch auf die Überfischung? Das hat ein Forscherteam in Norwegen nun untersucht.
Evolution des Dorsches im „Zeitalter des Menschen“
Ein hoher Fischereidruck kann nach Meinung von Forschern auch als evolutionärer Treiber eine Veränderung der Art hervorrufen. Einst waren biologische Epochen durch geographische und klimatische Bedingungen geprägt, wie zum Beispiel die Eiszeit. Mittlerweile gilt aber der Mensch als größter Einflussfaktor auf den Planeten, weshalb man die momentane Epoche folglich als „Anthropozän“ bezeichnet: das Zeitalter des Menschen.
Der Dorsch ist nicht erst seit der Neuzeit die Beute von Fischern. Bereits zu Zeiten der Wikinger wurde auf den beliebten Speisefisch Jagd gemacht. Dabei ist die Art als Schlüsselspezies im nördlichen Atlantik für die Stabilität der Ökosysteme enorm wichtig. Entsprechend groß sind die Veränderungen, die durch die starke Verringerung der Dorschbestände durch die Überfischung hervorgerufen werden.
Küstendorsch und Hochseedorsch: Die Gene entscheiden
Norwegische Forscher haben sich nun intensiver mit der Genetik der Dorsche auseinandergesetzt. Dabei beschäftigten sie sich insbesondere mit der „Supergenen“. Hier handelt es sich um Gene, die sich über die Zeit nur sehr wenig verändern und damit für das Überleben einer Art besonders wichtig sind. Gemeint ist damit eine Kombination von Genen, die dem Organismus bestimmte Eigenschaften verleihen, wie beispielsweise Größe und Toleranz gegenüber dem Salzgehalt des Wasser. So fanden die Forscher heraus, dass es verschiedene Dorsch-Varianten gibt: Den „Küsten-Dorsch“ und den „Hochsee-Dorsch“, in welchen die Gen-Kombinationen in unterschiedlichen Verhältnissen auftreten. Die Tatsache, dass es beim Dorsch verschiedene Brutpopulationen gibt, dürfte den Fisch insgesamt resistenter gegen Überfischung machen.
Der Dorsch: Überfischung seit Jahrhunderten
Die Analse der DNA der Dorsche erlaubt auch einen Blick in die Vergangenheit. Mit Hilfe der Genetik, in Verbindung mit historischen Aufzeichnungen, ist es den Forschern gelungen, die Dorschbestände in der Vergangenheit zu rekonstruieren. Die Ergebnisse legen nahe, dass der Dorsch schon seit mindestens mehreren hundert Jahren überfischt wird, und die Bestände seit jeher abnehmen. Das zeigt sich in der DNA. Aber auch körperlich zeigt sich die Anpassung des Kabeljau an die starke Überfischung: Die Tiere erreichen bereits früher und bei geringerer Größe die Geschlechtsreife.
Quelle: PNAS