Dorschbestände in der Ostsee: Stärker gefährdet als gedacht

Die kurzzeitige positive Entwicklung der Dorschbestände in der Ostsee wird sich voraussichtlich nicht fortsetzen. Der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES) schlägt daher eine Senkung der Fangquoten um bis zu 75 % vor. Ob diese Regulierung auch Angler betreffen wird, steht noch nicht fest. Der DAFV spricht sich klar gegen eine Anpassung des Bag-Limits für Angler aus.

Die Dorschbestände in der Ostsee sind stärker bedroht als bisher gedacht. Eine Studie will belegen, dass der Dorsch vor dem Aussterben steht – und gibt auch Anglern eine Schuld daran. Foto: Blinker/O.Portrat

Bild: Blinker / O.Portrat

Die Dorschbestände in der Ostsee sind stärker bedroht als bisher gedacht. Eine Studie will belegen, dass der Dorsch vor dem Aussterben steht – und gibt auch Anglern eine Schuld daran.

In den Jahren 2018/2019 deutete sich noch eine leichte Erholung der Dorschbestände in der Ostsee an. Diese Erholung beruhte auf dem starken Nachwuchs-Jahrgang 2016 Die Bestandsschätzung dieses Jahrgangs musste im aktuellen Report aber um 54 % gesenkt werden. Dadurch fällt natürlich auch die Bestandsprognose deutlich schlechter aus.
Hinzu kommt, dass es in den Jahren 2017 und 2018 so wenig Dorsch-Nachwuchs gab wie noch nie. Sollte sich das in diesem Jahr nicht ändern, hätte das eine starke Abnahme des Gesamtbestandes zur Folge. Als Reaktion darauf schlägt der ICES eine Senkung der Fangquoten für Berufsfischer in Höhe von 50 % bis 75% im Vergleich zum Vorjahr vor.

Folgen für Angler

Dadurch könnte auch das Bag-Limit für Angler, das zurzeit bei 7 Dorschen pro Tag liegt, angepasst werden. Untersuchungen des Thünen-Instituts in Rostock haben aber gezeigt, dass Angler nach der Einführung des Bag-Limits nur die Hälfte der Fischmenge gefangen haben, die für sie vorgesehen war. Außerdem wirkt sich die Fangbegrenzung sehr stark auf die Intention der Angler aus, überhaupt zum Angeln an die Küste zu fahren – auch dadurch wurde weniger gefangen. Die Gesamtfänge der Angler basieren im Gegensatz zu den Quoten für Berufsfischer also nur auf Berechnungen und nicht auf reellen Werten. Aus diesen Gründen sprechen sich der DAFV und die beteiligten Mitgliedsverbände gegen eine erneute Veränderung der Tagesfangbegrenzung für 2020 aus. Das gab der Verband in einer Pressemitteilung bekannt.

Dorsche während der Laichzeit schonen

Aus der aktuellen ICES Empfehlung geht hervor, dass die Dorschbestände in der westlichen Ostsee in erster Linie unter einer schwachen Reproduktion (2015, 2017, 2018) und nicht mehr primär unter fischereilichem Druck leidet. Um den Bestandsaufbau zu fördern, schlägt der DAFV daher eher eine wissenschaftlich begründete Schonzeit, anstatt eines geringeren Fanglimits vor. Während der Fortpflanzungszeit sollte auf den Fang von Laichdorschen verzichtet werden, um die Dorschbestände in der Ostsee nachhaltig zu schützen.

 

Die Nachwuchsrekrutierungen 2017/18 waren extrem schlecht. Wird 2019 nicht besser, ist der Gesamtbestand der Dorsch in Gefahr. Foto:DAFV/A.Seggelke

Bild: DAFV/A.Seggelke

Die Nachwuchsrekrutierungen 2017/18 waren extrem schlecht. Wird 2019 nicht besser, ist der Gesamtbestand der Dorsche in Gefahr.

Dorschbestände in der Ostsee: Starke Gefährdung im Osten

Noch schlechter steht es um die Dorschbestände in der östlichen Ostsee. Der ICES schlägt daher sogar eine vollständiges Fischereiverbot für mehrere Jahre ab 2020 vor. Das Verbot müsste solange gelten, bis der Dorschbestand in der Ostsee auch im Osten wieder gesichert ist. Neben dem hohen Fischereidruck der letzten 20 Jahre sorgen beim östlichen Bestand auch ökologische Faktoren, wie zum Beispiel Sauerstoffmangel oder Schadstoffbelastung, für die schlechte Entwicklung.

So geht es jetzt weiter

In wenigen Wochen wird die EU-Kommission auf Grundlage des ICES-Gutachtens ihre Fangempfehlung für die Ostsee erarbeiten und vorstellen. Danach legen die EU-Fischereiminister die zulässigen Gesamtfangmengen fest. Der DAFV steht in engem Kontakt mit dem zuständigen Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). So versucht der Verband den Standpunkt der Angler in die Diskussion einzubringen.


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