Großer Salzwassereinstrom in Ostsee

Ihm und anderen salzliebenden Arten könnte es bald erheblich besser gehen in der Ostsee. August Linnman/Wikipedia

Mitte bis Ende Dezember 2014 kam es in der Ostsee zu einem großen Einstrom von Salzwasser. Dieses Phänomen ist für das Leben in der Ostsee und damit uns Angler von größter Bedeutung.

Heute erreichte uns folgende Pressemitteilung des IOW (Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde): „Weihnachtsgruß aus der Nordsee war drittgrößter Salzwassereinbruch seit Beginn der meereskundlichen Messungen in der Ostsee Vom 13. bis 26. Dezember 2014 kam es in der Ostsee zu einem für ihr Ökosystem wichtigen, aber sehr seltenen Phänomen: Sauerstoffhaltiges Salzwasser strömte über mehrere Tage aus der Nordsee in die Ostsee ein. Nach Auswertung der in der fraglichen Zeit gemessenen Werte steht nun fest, dass es sich um den größten Salzwasser-Einbruch der letzten 60 Jahre handelte. In der Liste aller seit Beginn der ozeanographischen Beobachtungen im Jahr 1880 erfassten Salzwassereinbrüche nimmt er mit einem Volumen von rund 198 km³ Rang 3 ein. Insgesamt gelangten auf diesem Wege ca. 4 Gigatonnen Salz in die Ostsee. Wie sich diese Wassermassen in der Ostsee weiter verbreiten und welchen Effekt sie haben werden, wird das IOW in den kommenden Monaten regelmäßig untersuchen. Da das einströmende Wasser eine sehr gute Sauerstoffsättigung zeigte, wird davon ausgegangen, dass es einen positiven Effekt auf die Sauerstoffmangel-Gebiete im Bornholm- und Gotlandbecken haben wird. Vorausgegangen war eine Phase langanhaltender Ostwinde, die einen starken Ausstrom verursachten, sodass der Meeresspiegel deutlich fiel und der Ausstrom schwach wurde. Als dann am 5. Dezember 2014 der Wind nach Südwest, später nach West drehte, konnte das Nordseewasser einströmen. Da die Windsituation über drei Wochen hinweg unverändert blieb, konnten große Mengen an Salzwasser zuerst über den Öresund, mit leichtem zeitlichen Versatz auch durch die Belte in die Ostsee gelangen. Dass die Warnemünder Ozeanographen rechtzeitig vor Ort waren, um während des Geschehens das Ausmaß des Einstroms zu vermessen, verdanken sie einem Frühwarnsystem den autonomen Stationen des Marinen Umweltmessnetzes MARNET des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH). Drei der fünf in der Ostsee postierten Geräteträger werden vom IOW betreut, darunter auch die Station Darsser Schwelle. Sie sitzt auf einer untermeerischen Erhebung gleichen Namens, die die Beltsee von den Ostseebecken abtrennt. Eine weitere Station ist im östlich davon gelegenen Arkona-Becken verankert. Beide Stationen sind mit Temperatur- und Salzgehaltssensoren in unterschiedlichen Wassertiefen ausgestattet. Sie messen rund um die Uhr und schicken ihre Daten per Satellit an IOW und BSH. Auf diese Art und Weise kann der Wasseraustausch zwischen Nord- und Ostsee sehr effektiv überwacht werden. Erste Signale für einen Einstrom kamen am 12. Dezember von der Station Arkona-Becken. Sie führten dazu, dass eine planmäßig für den 15. Dezember anberaumte Fahrt mit dem Forschungsschiff Elisabeth Mann Borgese genutzt wurde, um zusätzliche Informationen über die räumliche Ausdehnung der einströmenden Wassermassen zu erhalten. Auf der nächsten Ausfahrt der Elisabeth Mann Borgese, die am 12. Januar starten wird, wird die Ausbreitung des Salzwassers im Bornholmbecken untersucht. Die Ozeanographen gehen davon  aus, dass mittlerweile erste Teile des eingeströmten Salzwassers den westlichen Teil des Bornholm-Beckens erreicht haben dürften. (…)“

Für uns Angler oftmals unangenehm, für die Ostsee lebensnotwendig ? starke Winde über längere Zeiträume. Johannes Radtke

Für uns Angler oftmals unangenehm, für die Ostsee lebensnotwendig ? starke Winde über längere Zeiträume. Johannes Radtke

Doch was bedeutet dies für die Ostsee und uns als Angler? Die Folgen sind sehr vielfältig, lassen sich aber insgesamt als sehr positiv beschreiben. Eine Anreicherung des Tiefenwassers mit Sauerstoff ist in der stabil geschichteten Ostsee fast nur durch Einströme von Salzwasser möglich. Bleibt dies aus, bilden sich die sogenannten Todeszonen in den Tiefenregionen aus. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass durch den aktuellen Einstrom: – Der Laich der Dorsche bessere Überlebenschancen hat. – Mehr Lebensraum für Fische und Nährtiere (besserer Ernährungszustand der Dorsche) zur Verfügung steht. – „Todeszonen“ verschwinden oder kleiner werden. – Große „gefährliche“ Algenblüten im Sommer seltener werden oder ausfallen . Im Einzelnen auf jede Konsequenz einzugehen, würde den Rahmen etwas sprengen. Wer ins Detail gehen möchte, dem sei die Seite des IOW sehr ans Herz gelegt. Hier wird verständlich und dennoch detailliert erklärt, wie sich die Umweltfaktoren auf die Ostsee auswirken. HIER gibt es einen Steckbrief zur Ostsee, Faktenblätter zu den Besonderheiten Ostsee und viel Wissenswertes mehr. Vor 1980 gab es die heilenden Einströme alle zwei Jahre, seitdem finden sie nur alle zehn Jahre statt, die Gründe hierfür sind weitestgehend unbekannt. Hoffen wir, dass die Auswirkungen so positiv ausfallen, wie erwartet und wir in Zukunft wieder häufiger frisches Wasser aus dem Atlantik erhalten. Der Dorschbestand könnte sich explosionsartig vermehren und wir Angler uns über tolle Fänge aus einem gesunden Bestand freuen.


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