Schollenschwemme in der Nordsee

Neben den Berufsfischern dürfen sich auch die Angler über schöne Schollenfänge freuen. H. Jagusch

In der Nordsee hat der Schollenbestand so stark zugenommen, dass holländische und deutsche Kutterkapitäne zurzeit von Rekordfängen der Plattfische berichten. Doch die guten Fänge geben nicht nur Anlass zur Freude unter den Fischern.

Fünf Tonnen Schollen in einem Hol das hat Kapitän Jan de Boer noch nie erlebt. Die Schollen müssen da unten aufgestapelt liegen, meinte der erfahrene holländische Kutterfischer, nachdem er den Rekordfang auf der Doggerbank an Deck seines Kutters geholt hatte. 20 Tonnen brachte er am Ende der Reise auf die Auktion in Urk. Auch deutsche Kutter melden sehr gute Fänge. Am 2. Februar kam Kapitän Kraak mit der BRA 2 aus Brake mit 15 Tonnen Schollen in den Hafen. Es wird immer schwerer, die großen Mengen Schollen auf dem Markt unterzubringen. Auf den dänischen Auktionen gehen immer mehr Schollen in die Intervention und werden zu Fischmehl verarbeitet. Dies geschieht, wenn kein Händler bereit ist, den Mindestpreis von 0,97 Euro pro Kilo zu bezahlen. Im Jahr 2010 stieg der Anteil der angelandeten Schollen, die in Dänemark im Fischmehl landen, auf neun Prozent. Anfang der Woche waren in Hanstholm erneut 35 Tonnen an einem einzigen Tag unverkäuflich. Nach Daten der Wissenschaftler vom Internationalen Rat für Meeresforschung (ICES) ist der Schollenbestand in der Nordsee bereits auf über 435.000 Tonnen angewachsen. Das ist bereits der zweithöchste Wert seit Beginn der wissenschaftlichen Aufzeichnungen aus dem Jahr 1957. Für 2011 sagen die Wissenschaftler einen Bestand von 517.000 Tonnen voraus, damit wird der bisherige Spitzenwert aus dem Jahr 1987 um mehr als 60.000 Tonnen übertroffen. Die Bestandsgröße hätte sich dann innerhalb von vier Jahren verdoppelt. Die Höhe der Fangquote wird durch den Managementplan der Europäischen Union begrenzt. Danach kann die Fangmenge um maximal 15 Prozent auf 73.000 Tonnen steigen. Bei einer Quotenfestsetzung nach dem Vorsorgeansatz könnten im nächsten Jahr 144.000 Tonnen gefangen werden. Dies würde die Aufnahmefähigkeit der Märkte überfordern und zur Vernichtung der Ware führen, und das will niemand.


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