Tiefsee: Licht im Dunkeln

Wie aus einem Horrorfilm: Der rund 30 cm lange Dreiwarzen-Seeteufel (Cryptopsaras couesii) gehört zu den Tiefsee-Rutenanglern. Seine Kopfpartie ist mit einem Angelorgan ausgestattet, das zum Anlocken von Beute vors Maul gehalten wird. J. Appel

Immer wieder einmal hört man
Berichte von Riesen-Kalmaren oder fremdartig anmutenden Fischen, die tief unter
der Meeresoberfläche in ewiger Dunkelheit leben. Dennoch gehört die Tiefsee
auch heute noch zu den am wenigsten erforschten Lebensräumen unseres Planeten. 

Der Meeresbiologe Dr. Heino Fock vom Institut für Seefischerei des Johann Heinrich von Thünen-Instituts (vTI) in Hamburg hat nun etwas Licht ins Dunkle gebracht. Im Dezember 2008 veröffentlichte er in der Fachzeitschrift Global Ecology and Biogeography die erste zusammenfassende Arbeit zur Artenvielfalt (Biodiversität) von Tiefseefischen des Atlantik.

Erfasst wurden Fische, die in Tiefen von 1000 bis 2000 Metern leben. Die Auswertung betrifft den gesamten Atlantik von der Arktis (Grönland) bis hinunter zu Teilen des Südpolarmeeres an der Antarktischen Halbinsel. Über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren wurden dafür an insgesamt 66 Probestellen regelmäßig standardisierte Fänge durchgeführt. Die Fangdaten, Protokolle und Aufzeichnungen flossen in die Datenbank HamPelFish (Hamburg Pelagic Fishes database) ein, die die Hamburger Fischereiforscher zusammen mit norwegischen Partnern im Rahmen des internationalen Projektes MAR-ECO speziell für diese Zwecke aufgebaut haben und die nun eine einzigartige Datengrundlage darstellt. Die höchste lokale Artenvielfalt fand sich in tropischen Breiten. Mehr als 450 verschiedene Fischarten traten in den dortigen Fängen auf. Zu den Polen hin sank die Biodiversität, die niedrigsten Werte wurden für das Südpolarmeer gefunden (124 Arten). Mit dieser Verteilung ähnelt die Biodiversität in der Tiefsee derjenigen an der Meeresoberfläche. Der wichtigste Faktor, der über die Artenvielfalt der Fische entscheidet, ist die Produktivität der Meeresgebiete. Sie wirkt sich unmittelbar auf die Nahrungssituation in Lebensgemeinschaften aus, also auf das fressen und gefressen werden, und bestimmt dadurch das gesamte Nahrungsnetz der Meerestiere bis hinunter in die Tiefsee. In den tropischen Breiten fördert ein kontinuierlicher Zustrom von pflanzlichem Plankton aufgrund fehlender jahreszeitlicher Dynamik die Artenvielfalt, während sich in hohen Breiten die starke Saisonalität negativ auf die Vielfalt auswirkt. Als zweiter Faktor ist die Größe der Meeresgebiete von Bedeutung. Die großen Gebiete im Südatlantik beherbergen proportional mehr Arten als der relativ kleine Nordatlantik. Veröffentlicht: Global Ecology and Biogeography, 15. Dezember 2008

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